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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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da haben Sie Yadira tot im Pool
gefunden?«
    Wiegand nickte wieder und schaute dann
weg. Jetzt ließ der Kommissar ihm Zeit.
    »Sie glaubten an einen Unfall?«
    Nicken.
    »Hatten Sie den Eindruck, dass das Mädchen
schon länger im Wasser lag?«
    Wiegand bestätigte.
    Mendelski wandte den Kopf für einen Moment
zur Seite, um zu überlegen. »Aber warum fühlen Sie sich dann am Tod des
Mädchens schuldig?«, fragte er, ohne sich bewusst zu sein, dass Wiegand ihm
darauf nicht antworten konnte. Als er die fragenden Augen des Verletzten sah,
formulierte er rasch seine Frage um.
    »Fühlen Sie sich schuldig, weil Sie als
Gärtner für den Pool verantwortlich sind?« Mendelski konnte an Wiegands Blick
sehen, dass er richtig getippt hatte. »Sie hatten den Auftrag, das Wasser
abzulassen, nicht pünktlich ausgeführt«, sagte er leise.
    Ein schwaches Nicken.
    »Sie wussten, dass das Mädchen nicht
schwimmen konnte?«
    Ein verhaltenes Kopfsenken beantwortete
die Frage. Wieder wanderte der Blick des Gärtners zum Fenster.
    Mendelski merkte, dass Rolf Wiegand die
Tränen in die Augen stiegen, und schaute fragend zu der Ärztin hinüber. Die
machte ein besorgtes Gesicht, schritt aber nicht ein.
    »Sie haben Yadira dann aus dem Wasser
gezogen?«, fuhr er nach einer Weile vorsichtig fort.
    Wiegand rang ganz offensichtlich um
Fassung. Eine Träne kullerte über seine Wange und versickerte in dem Verband um
seinen Kopf.
    Mendelski wartete geduldig. Schließlich
nickte Wiegand zögerlich.
    »Und weil Sie sich schuldig fühlten, haben
Sie niemandem etwas davon gesagt, nicht den Kreinbrinks oder gar der Polizei.«
    Nicken.
    »Sie haben dann den Leichnam heimlich in
den Wald zum Streckenplatz gebracht?«
    Einige Sekunde verstrichen. Dann folgte
ein Nicken.
    »Mit Ihrem Pick-up?«
    Wieder bestätigte Wiegand.
    »Warum denn dorthin? Wollten Sie von sich
ablenken?«
    Wiegand schaute Mendelski an. »Oder haben
Sie noch etwas anderes bezweckt?«
    Ein zögerliches Nicken.
    »Sie wollten auf jemand anderen hinweisen,
um ihn in den Fall hineinzuziehen? Oder ihn zu beschuldigen?«
    Geradezu erleichtert schloss Wiegand die
Augen und nickte.
    »Wen denn? Die Kreinbrinks, Vater, Sohn?«
    Kopfschütteln.
    »Die Jäger allgemein?«
    Kopfschütteln.
    Mendelski wechselte einen nachdenklichen
Blick mit Maike.
    »Joachim Pagel?«, fragte er nach einer
Weile und schaute den Gärtner forschend an.
    Der nickte verhalten.
    »Daher das Wolfsangel-Zeichen im Sand.«
Mendelski wartete eine Reaktion gar nicht erst ab. »Dann haben Sie auch die
Schwedenfeuer angezündet und die Brüche gelegt?«
    Wiegand nickte.
    »Damit wir uns den Pagel vorknöpfen, das
wollten Sie doch damit erreichen?«
    Nicken.
    »Warum Pagel? Hat das einen bestimmten
Grund?«
    Mendelski, der sich mehr und mehr über das
Krankenbett von Wiegand gebeugt hatte, spürte, dass ihn jemand am Ärmel zupfte.
Die Ärztin wies mit dem Zeigefinger auf das Zifferblatt ihrer Armbanduhr, um
anzudeuten, dass er zum Ende kommen solle.
    »Bin ja gleich so weit«, erwiderte er
unwirsch. »Nur noch ein paar abschließende Fragen.« Er wandte sich wieder Wiegand
zu.
    »Sie wollten also dem Pagel eins
auswischen, warum auch immer. Darum haben Sie falsche Spuren gelegt, den Pool
abgelassen und ihn fein säuberlich gereinigt. Haben Sie auch die Wolfsfeder an
sich genommen?«
    Wiegand runzelte die Stirn.
    »Sie wissen, was ich meine? Diese
besondere Saufeder aus dem Blockhaus?«
    Nicken.
    »Haben Sie sie beiseitegeschafft?«
    Deutliches Kopfschütteln.
    »Na gut.« Mendelski wollte sich zu der
Ärztin umwenden, als ihm noch eine Sache einfiel. »Was haben Sie denn mit Frau
Hogreve angestellt?«, fragte er. »Warum haben Sie sie gestern Abend so
malträtiert? War sie Ihnen auf die Schliche gekommen?«
    Wiegands Versuch, durch Schulterzucken
eine indifferente Antwort zu geben, misslang. Mit schmerzverzerrtem Gesicht
brach er die Bewegung ab.
    »Okay, hören wir für heute auf«, sagte
Mendelski deutlich versöhnlicher als zu Beginn des ungewöhnlichen Gespräches
und machte einen Schritt rückwärts. »Aber wir kommen sicher wieder.«
    »Ich hab da aber noch ‘ne Frage.«
    Maike Schnur klemmte ihren Schreibblock
unter den Arm, beugte sich über das Krankenbett und schaute dem Verletzten
freundlich in die Augen.
    »Herr Wiegand, Sie wollten sich das Leben
nehmen … Aber sicher nicht nur, weil Sie sich für den Tod von Yadira
Martinéz verantwortlich fühlten?«
    Er sah sie eine Weile prüfend an. Dann
schüttelte

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