Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
Vom Netzwerk:
anständiger und ehrenwerter Waidgeselle, den ich schon viele Jahre
kenne. Halten Sie sich doch erst mal an Ihre Unfalltheorie und verifizieren Sie
die, bevor Sie fragwürdigen Phantomen nachjagen.«
    »Apropos Phantom.« Mendelski hob den
Zeigefinger. »Wo die Wolfsfeder geblieben ist, konnte uns Wiegand auch nicht
sagen.«
    * * *
    Um kurz nach halb zwölf betraten
Mendelski und Maike Schnur das Foyer der Polizeiinspektion. Übers Handy hatten
sie erfahren, dass die gesamte Mannschaft noch immer im Versammlungsraum im sechsten
Stock tagte: Heiko Strunz, Jo Kleinschmidt, Ellen Vogelsang und sogar der
Leitende Kriminaldirektor Steigenberger. Der Staatsanwalt hatte ebenfalls kurz
vorbeigeschaut, um sich über den Stand der Ermittlungen zu informieren, war
dann aber ins Wochenende gefahren.
    »Da sind Sie ja endlich«, empfing
Steigenberger die beiden etwas verschnupft. »Den anderen hab ich’s schon
gesagt: Wir erwarten noch heute zwei Vertreter des Dominikanischen
Generalkonsulats aus Hamburg hier in Celle. Ich soll ihnen persönlich vom
aktuellen Stand der Ermittlungen berichten. Also bitte, was bringen Sie uns für
Neuigkeiten?«
    Mendelski ließ Maike den Vortritt. Seine
junge Kollegin hatte sich einen Kaffee geholt und am Tisch Platz genommen.
Jetzt lieferte sie einen umfassenden Bericht über Wiegand und dessen
überraschende, wortlose Aussage.
    »Also stochern wir nach wie vor im Nebel«,
resümierte Steigenberger verärgert. Ihm war die Enttäuschung anzusehen. »Was
erzähle ich nun den Leuten vom Konsulat?« Er fuhr sich mit einer unsicheren
Geste durch die Haare. »Und dann ruft nachher sicher auch noch das
Innenministerium an. – Sei’s drum. Sie glauben also dem Gärtner?«
    Mendelski und Maike nickten.
    »Na gut. Jetzt wissen wir zumindest, wie
die Tote in den Wald gekommen ist und was es mit der Wolfsangel, den Brüchen
und der Jagdhütte auf sich hat. Ob die sichergestellten Faserspuren und Haare
im Fichtengrün und die übrigen Spuren vom Streckenplatz Wiegands Aussage
untermauern oder nicht, wird sich zeigen.«
    Steigenberger holte erst mal tief Luft.
Dann setzte er hinzu: »Immer noch ungeklärt ist aber, was genau in jener Nacht
auf dem Kreinbrink’schen Grundstück geschah. Warum trieb sich das Mädchen zu so
später Stunde noch im Garten herum, obwohl sie sich bereits zum Schlafengehen
verabschiedet hatte? Wie geriet sie in den Pool – ein zu dieser Jahreszeit
nicht gerade einladender Ort? Haben wir es mit einem Unfall zu tun, oder hat da
jemand nachgeholfen? War sie vielleicht gar nicht allein? Wenn ja, wer leistete
ihr Gesellschaft? Kurz: Geht es um unterlassene Hilfeleistung, um Totschlag
oder um Mord? Bitte, jetzt sind Sie an der Reihe.«
    Nach diesem Wortschwall ihres Chefs wagte
zunächst niemand, einen Kommentar abzugeben.
    Schließlich versuchte Strunz eine Deutung.
»Die Drohbriefe belegen doch, dass da jemand dem Mädchen nicht wohlgesonnen
war. Denjenigen müssen wir finden, dann kommen wir sicher ein ganzes Stück
weiter. Weiterhin unklar ist auch, wie es zu den merkwürdigen Hämatomen am
Leichnam kam. Und drittens müssen wir herausbekommen, ob das ominöse
Verschwinden dieses Sauspießes, dieser Wolfsfeder, mit unserem Fall
zusammenhängt – und wenn ja, wie.«
    »Okay.« Steigenberger lehnte sich zurück
und verschränkte die Arme vor der Brust. »Die Drohbriefe könnten uns zu einem
möglichen Motiv führen. Soweit ich weiß, kennen wir bisher schon zwei Personen,
die auf das Opfer nicht sonderlich gut zu sprechen waren. Dieser Stadler aus
Eldingen, wo Yadira Martinéz zuerst lebte, und der Lehrer aus Eschede.«
    »Stadler kommt zwar für die Drohbriefe in
Betracht«, meinte Maike Schnur. »Für die fragliche Nacht ist er aber außen vor,
da er nachgewiesenermaßen auf den Kanaren weilt.«
    »Bleibt der Pagel.« Steigenberger war
aufgestanden und trat ans Fenster. »Den wollten Sie sich ja sowieso noch einmal
vorknöpfen, nicht wahr?«
    Mendelski nickte wortlos.
    »Vielleicht war ja der Lehrer in jener
Nacht auf dem Grundstück«, fuhr der Kriminaldirektor fort, »und hat das Mädchen
unter irgendeinem Vorwand nach draußen in den Garten gelockt. Dann kam es zum
Streit, das Mädchen fiel in den Pool und ertrank. Haben Sie Pagels Alibi schon
überprüft?«
    Betretenes Schweigen.
    »Ich hatte ihn vorgeladen«, erklärte
schließlich Ellen Vogelsang. »Aber er hat sich krankgemeldet und ist in die
Jagdhütte gefahren, um sich dort sinnlos zu betrinken.«
    »Sinnlos? Das

Weitere Kostenlose Bücher