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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Mit dem einzigen Unterschied, dass es mitten in der Nacht war, sie Weiße waren und Alex in den übergroßen, abgetragen Sachen, mit ihren nackten Füßen und dem Blut an Armen und Hals aussah wie eine Stadtstreicherin in einem Dawn of the Dead -Remake.
    »Jetzt verstehst du, wie es für die meisten Werwölfe ist«, bemerkte Julian.
    »Wie was ist?«
    »Du wurdest gegen deinen Willen verwandelt.«
    »Und weiter?«
    Er seufzte, als wäre sie unglaublich begriffsstutzig. »Neue Wölfe sind wie Babys. Man kann sie für das, was sie tun, nicht zur Verantwortung ziehen. Würdest du ein Kleinkind bestrafen, das ein Spielzeug gegen eine Wand wirft?«
    »Ich glaube kaum, dass der Mann, den du mir gebracht hast, damit ich ihn umbringe, ein Spielzeug war.«
    »Nein, er war ein notorischer Kinderschänder.«
    Alex verzog angewidert den Mund.
    »Er hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, hm?«
    Dank Edwards Serum und Cassandras Bann hatte sie ihr Spielzeug nicht getötet. In diesem Moment tat es Alex beinahe leid.
    »Ich habe dir gesagt, dass er ein sehr schlechter Mensch war«, fuhr Barlow fort. »Er verdiente den Tod.«
    Alex musste ihm beipflichten, dennoch – »Wer hat dich eigentlich zum Richter erkoren?«
    »Ich mich selbst.«
    Alle Achtung. Er klang fast wie Edward.
    »Du hast den Wahnsinn sofort nach dem Aufwachen gespürt, oder?«, fragte er.
    Alex sah ihn an und gestand die Wahrheit. »Ja.«
    Julian blickte weiter stur geradeaus, während sie schneller liefen, als Alex je gelaufen war, und das mit weit weniger Keuchen.
    Natürlich trieb Alex regelmäßig Sport. Das war Grundvoraussetzung, um tagtäglich übernatürliche Wesen zu besiegen. Sie konnte fünfzehn Kilometer joggen, ohne zusammenzubrechen, und schaffte hundert Meter in dreizehn Sekunden; sie war in Judo ausgebildet und konnte mit jeder Art von Waffe umgehen. Ihr Vater war ein sehr gründlicher Lehrmeister gewesen.
    Trotzdem war sie nie zuvor in so guter Kondition gewesen. Kein menschliches Wesen konnte das von sich behaupten. Das Virus in ihrem Blut bewirkte offensichtlich noch mehr als einen Pelzmantel in Vollmondnächten.
    »Würdest du einen geisteskranken Menschen hinrichten, weil er auf die Stimmen in seinem Kopf hört?«, fuhr Barlow fort.
    Alex antwortete nicht, weil ihre Antwort sie entlarvt hätte. Trotz ihrer neuen Fähigkeiten, ihrer widerstreitenden Gefühle, war ein Werwolf für sie noch immer kein Mensch.
    Sie bogen um die Ecke eines weiteren verlassenen Gebäudes, dann stoppten sie abrupt. Fünf Jugendliche standen zwischen ihnen und Alex’ Lieferwagen.
    Gestern noch wäre Alex ihnen aus dem Weg gegangen. Sie interessierte sich nur dafür, Werwölfe zu töten, nicht dumme Jungen, die den starken Mann markierten. Aber heute wollte sie kämpfen, und das noch ehe ihr auffiel, dass sie ihren Wagen aufgebrochen hatten und sich mit Schnappmessern an der wenigen Kleidung, die sie ihr Eigen nannte, zu schaffen machten.
    Ein Knurren entrang sich ihrer Kehle, was Barlow mit einem schnellen Blick quittierte. »Nein«, sagte er.
    »Das ist alles, was ich besitze.«
    »Du brauchst es nicht mehr.«
    »Das ist nicht der springende Punkt«, fauchte sie.
    »Verwandle dich nicht .«
    Angestachelt von dem brennenden Verlangen, dem Kerl, der gerade ihre Unterwäsche schredderte, die Faust in die Visage zu dreschen, hatte Alex sich langsam auf ihn zubewegt. Jetzt blieb sie stehen, ohne zu wissen, warum. Etwas in Barlows Stimme, sein kommandierender Ton, machte es ihr schwer, sich ihm zu widersetzen.
    »Du bist zu neu«, erklärte er. »Ich kann sie aufhalten, während du dich verwandelst, aber sobald sie Zeuge davon geworden sind, bleibt uns nichts anderes übrig, als sie alle zu töten.«
    Alex runzelte die Stirn. Seit wann hatte ein Werwolf Probleme damit, Menschen zu töten?
    »Was schlägst du vor?«, fragte sie.
    Barlow ließ die Knöchel knacken, und sein Lächeln machte Alex frösteln. Er mochte eine Maske der Menschlichkeit tragen. Er mochte sich den Anschein von Ruhe, Vernunft, Beherrschung geben. Doch dieses Lächeln und das Glitzern in seinen Augen verrieten die Wahrheit.
    Er liebte Gewalt genau wie jeder andere Werwolf.
    »Dann wollen wir ihnen mal den Arsch versohlen«, sagte er.

4
    Alex bezog so selbstverständlich neben Barlow Position, als kämpften sie seit Jahren Seite an Seite.
    Die fünf jungen Männer ließen alles fallen außer ihren Messern, mit denen sie allem Anschein nach genau umzugehen wussten, und kamen ihnen langsam entgegen.

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