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Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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erstrahlte in der Ferne.
    Alex war nun bereit, wieder sie selbst zu werden, wenn auch nur, um Barlow zu fragen, was das alles sollte . Als sie sich zu ihm umdrehte, sah sie sie.
    Dutzende wolfförmige Umrisse schälten sich aus der Dunkelheit.
    Alex’ Blick flog über das leere Dorf und zurück zu dem näher kommenden Trupp Wölfe. Mist. Sie hatte nicht daran gedacht, dass die gesamte Einwohnerschaft nachts zusammen auf Jagd gehen könnte. Ihrer Erfahrung nach waren Werwölfe Einzelgänger. Doch langsam dämmerte ihr, dass Barlow und sein Rudel anders waren als die Gestaltwandler, die sie kannte.
    Sie jagten über die weite Ebene aus Schnee und Eis, dann wogten sie wie eine einzige Flutwelle bergab, während hinter ihnen der Morgen zu dämmern begann. In derselben Sekunde, als das erste Sonnenlicht ihre Schweife touchierte, verwandelten sie sich und purzelten kopfüber den Abhang hinab, so wie Alex es vorhin getan hatte. Doch im Gegensatz zu ihr kamen sie geschmeidig wieder auf die Beine – jetzt zwei statt vier – und setzten ihren Weg ins Dorf fort.
    Während die Sonne unaufhaltsam höher stieg, transformierte sie jeden der Werwölfe von einem Tier in einen Mann oder eine Frau. Als das Rudel schließlich das Dorf erreichte, waren alle Menschen.
    Auf ihren Gesichtern spiegelte sich Euphorie, die, wie Alex annahm, daher rührte, dass sie die Nacht im Wald verbracht hatten. Sie konnte die Ekstase, die damit einherging, inzwischen nachvollziehen – der kühle Wind, der über das Fell streicht, die unglaubliche, allzeit abrufbereite Schnelligkeit, das Gefühl, eins zu sein mit der Erde, den Bäumen, dem Land. Sie fühlte sich plötzlich auf eine Weise heimisch, wie sie es nie zuvor gekannt hatte.
    Sie erstarrte. Dies war nicht ihre Heimat. Was sie gerade erfuhr, war das kollektive Bewusstsein dieses Rudels. Es würde verblassen; es war nicht real, daran musste sie sich erinnern.
    Doch wie es schien, berühte die Euphorie der anderen gar nicht auf einer nachklingenden Hochstimmung ihres nächtlichen Streifzuges. Der wahre Grund für ihre überschwängliche Freude war Julians Rückkehr. Jeder Einzelne kam zu ihm, und er berührte jeden von ihnen. Eine Schulter hier, eine Wange dort, da ein Kopftätscheln oder ein Klaps auf den Rücken. Sie dankten es ihm mit einem Seufzen tiefen Friedens und traten beiseite, damit der Nächste an die Reihe kam.
    Alex war so sehr fasziniert von ihrem Verhalten, dass sie vergaß, die Sonne im Auge zu behalten. Gerade als die letzte Person Barlows Segen erhalten hatte und alles sich ihr zuwandte, tasteten die Strahlen nach ihrem Gesicht, und sie verwandelte sich.
    Julian rechnete damit, dass Alex panisch davonstürzen, in den Lebensmittelladen, die Bank oder das Café rennen würde, um irgendetwas, ganz egal was, aufzutreiben, womit sie ihre Blöße bedecken konnte.
    Bemerkenswerterweise tat sie das nicht. Sie richtete sich auf zwei Beinen auf und zeigte keinerlei Beschämung wegen ihrer Nacktheit; oder sie empfand schlichtweg keine. Sollte Letzteres zutreffen, gewöhnte sie sich beträchtlich schneller daran, ein Werwolf zu sein, als die meisten. Selbst Alana …
    Julian runzelte die Stirn. Alana hatte Hilfe gebraucht, um sich daran zu gewöhnen; sie hatte sich nicht wirklich eingegliedert. Und dann hatten sie sich verliebt, während Julian die scheue, liebreizende junge Frau mit den Details des Werwolf-Daseins vertraut machte.
    Er lenkte seine Aufmerksamkeit von der Vergangenheit auf die Gegenwart und damit auf seine Leute, die nackt im grauen Licht des anbrechenden Tages standen. Niemand störte sich daran. Sie waren ein Rudel. Es gab nichts zu verbergen.
    »Ich hatte dir befohlen, dich zu verwandeln«, raunzte er Alex an. »Hättest du auf mich gehört, hättest du dir ein paar Anziehsachen besorgen können, bevor ich sie zurückrief.«
    »Ich verwandle mich, wann es mir passt«, schleuderte sie ihm entgegen. »Oder wenn ich muss. Nicht, weil du es mir befiehlst.«
    Er hatte recht damit gehabt, dass sie rebellieren würde. Und dass er es genießen würde.
    »Abgesehen davon«, fuhr sie fort, »haben die anderen auch nichts an; du hast nichts an. Warum sollte ich etwas anhaben?«
    »Um Frostbeulen zu vermeiden?«
    »Frostbeulen werden schneller heilen als … « Sie inspizierte ihre Rippen. Die Blutergüsse und Kratzer waren verschwunden. Sie hob den Blick und zuckte mit den Schultern.
    Seine Leute begannen unruhig von einem Fuß auf den anderen zu treten. Die erste Verwandlung hatte

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