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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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es so, dass ich ziemlich dringend jemand brauche. Eigentlich wärst du mir am liebsten, aber wenn ich nicht bald jemanden für die Stelle finde, dann wächst uns die Arbeit über den Kopf. Ich kann dir aber eine Woche Bedenkzeit geben“, bot er mir an und ich nickte erleichtert.
    „Eine Woche. Das ist genug. Ich kann dir wirklich nichts versprechen. Es wäre nicht fair, wenn ich dich länger hängen ließe“, versuchte ich ihm noch zu erklären. Er war bemüht, sich verständnisvoll zu geben. Ich konnte aber sehen, dass er fest mit meiner Zusage gerechnet hatte. Offenbar neigte ich in der letzten Zeit immer häufiger dazu, Menschen zu enttäuschen. Die Liste wurde immer länger. Zuerst Istvan, dann Carla und jetzt auch noch Malz, der mir immer ein guter Freund und Chef gewesen war.
    Ich wollte nicht, dass wir so auseinandergingen, und fing an, gespielt locker weiterzureden:
    „Wie geht es Lisa? Und deiner Tochter? Hört sie schon Musik, die du nicht ausstehen kannst?“, fragte ich stichelnd.
    „Oh Gott, hör bloß damit auf! Du glaubst es nicht. Sie findet doch tatsächlich diese blonde Pop-Prinzessin gut. Ich könnte ausrasten, wenn ich zu Hause dieses scheußliche La-di-da-Gedudel höre. Wieso gerade ich?“, lamentierte er gekränkt und spielte dabei eine Märtyrerfigur des Musikjournalismus. Wir lachten beide über seine gelungenen Witz und ich fühlte, dass ich schon zum zweiten Mal von einem alten Freund ins Leben zurückgebracht wurde.
    Er wischte sich eine Freudenträne aus den Augenwinkeln und packte mich am Arm.
    „Ach Joe, kannst du mir einen Gefallen tun, solange du noch in der Stadt bist?“, fragte er mich.
    „Ja, natürlich“, versicherte ich ihm und wollte Wiedergutmachung leisten.
    „Morgen ist ein Konzert im Flex. Eigentlich wollte ich selbst hin, aber ich muss unbedingt zur Schulveranstaltung von -Johanna. Wenn ich wieder ihre Aufführung verpasse, killt mich meine Frau“, sagte er und wurde ernst. Es traf einen persön-lichen Nerv. Jetzt musste ich zusagen, egal worum es ging.
    „Ja, das mach ich gern. Um wen geht es?“, wollte ich wissen.
    „Diese junge Indieband aus Wien. Wir haben neulich erst ihr Feature online gestellt. Sie heißen ‚Young Blood, Old Soul‘. Sie werden dir gefallen. Du müsstest nur ein kurzes Interview mit ihnen machen und über ihren Auftritt berichten. Sie treten als Vorband auf. Ich werde dir heute noch eine Mail mit allen Details schicken“, versprach er und seufzte erleichtert, als er sicher war, dass ich ihm den Auftrag abnahm. Es fiel mir nicht schwer, da ich ihn so wenigstens von seinem vorangegangenen Vorschlag ablenken konnte, der mich noch immer erschreckte.
    „Gut. Wann ist der Auftritt?“, hakte ich noch kurz nach, wieder in meinem Element als Musik-Redakteurin. Die Vertrautheit tat mir gut.
    „Morgen Abend. Das ist doch kein Problem?“
    „Ach ja. Nein, das ist kein Problem!“, versicherte ich Malz noch mal und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Mein Schlafrhythmus war vollkommen durcheinander.
    „Entschuldige, ich bin hundemüde“, gestand ich ihm und sah, dass er mich mit einem Kopfschütteln verspottete.
    „Halb so alt wie ich und dabei schon müde wie eine alte Schachtel. Ts-ts-ts“, witzelte er weiter. Ich nahm seinen Scherz auf meine Kosten als Ausrede zu gehen.
    „Auf diese Bemerkung hin, bringe ich meinen müden 25er Hintern schleunigst ins Bett!“, scherzte ich zurück und verabschiedete mich von Malz und ein paar alten Bekannten.
    Auf dem Heimweg ins Hotel dachte ich angestrengt über das Angebot nach, das mir Malz mit diesem unglaublichen -Timing gemacht hatte. Mein erster Gedanke war, es abzulehnen. Doch die auffällige Tatsache, dass ich dieses Angebot gerade zu diesem Zeitpunkt meines Lebens bekam, nach allem, was kürzlich geschehen war, ließ mich zögern. Es kam einfach zu gelegen. Als wolle mich irgendjemand oder irgendetwas vom Kurs abbringen. So lange hielt ich meinen Kurs schon, der sich mit dem Istvans überschnitt, dass ich gar nicht mehr auf die Idee gekommen war, dass es noch andere Wege für mich geben könnte. Selbst jetzt, in meinem Fluchtexil, konnte ich den Gedanken nicht denken, der mich für immer von ihm wegbringen würde. Immerhin war der ursprüngliche Zweck meiner Flucht gewesen, zu gehen, damit ich wiederkommen konnte. Und jetzt war da diese unerwartete, ungebetene Möglichkeit. Ich wollte unbedingt wissen, was Istvan zu diesem Angebot zu sagen hatte. Vielleicht war es ihm inzwischen schon

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