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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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Narben davongetragen hatte. Sie stammten aber nicht von der Entrüstung, durch Istvans Hände dem Tod ausgeliefert zu werden, wie man meinen sollte. Nein, meine seelischen Narben stammten von der bitteren Erkenntnis, dass er nicht bereit war, sich zu vergeben, obwohl er und ich wussten, dass Farkas der eigentliche Auslöser dieser Ereignisse gewesen war. Meine Male stammten von der Zeit danach, der Zeit, als er anfing, nicht mehr an uns zu glauben, als er das Vertrauen in sich und uns verlor. Ich wünschte mir inständig, dass er inzwischen begonnen hatte, anders darüber zu denken.
    Verdammt! Jetzt war es mir schon zum unzähligsten Mal passiert. Ich saß am Donauufer und starrte auf das kohlenschwarze, fließende Wasser und meine Gedanken kreisten nur um ihn . Mir wurde plötzlich eiskalt, als ich die kühle Aprilluft abbekam und mir bewusst wurde, dass ich seine Wärme schon seit fast zwei Wochen nicht mehr gefühlt hatte. Eigentlich war es schon wesentlich länger her, dass ich behaupten konnte, von seinen Armen gewärmt oder gar erhitzt zu werden. Diese Feststellung drohte mich erneut zu Boden zu ziehen, hätte ich in diesem Moment nicht die Stimme von zwei Jungs gehört, die lautstark den bevorstehenden Auftritt von „Young Blood, Old Soul“ feierten und mich so daran erinnerten, dass ich gefälligst an die Arbeit gehen sollte. Ich hievte mich von der alten Holzbank, die vor den Klubräumen stand, hoch und ging ins Flex, das, wie immer, von außen scheußlich aussah, aber von innen die perfekte Atmosphäre für Livemusik bot. Die kleine Halle vor der Bühne war schon relativ voll und auch an der Bar war der Lärmpegel bereits ordentlich laut. Ich drängte mich vorbei an den vielen jungen Leuten, die alle in guter Stimmung waren und mir ab und zu zulächelten, was ich nur angestrengt erwiderte. Vor der Bühne, auf der fleißig aufgebaut wurde, bog ich nach links ab. Dort ging es zum Backstage-Bereich, wo ich mich ankündigen musste. Ich zückte meinen Ausweis und klopfte an die Tür, die ein riesiger Türsteher öffnete.
    „Ja, was wollen Sie?“, fragte er leicht genervt.
    „Hi. Ich bin Joe Paul von ‚ Music On-Line‘ . Ich möchte zum Manager von ‚Young Blood, Old Soul‘. Er erwartet mich“, gab ich ihm zu verstehen und wartete auf eine Regung in seinem Gesicht, die aber nicht kam.
    „Eine Sekunde. Ich frage nach“, antwortete er noch immer entnervt und zog die Tür wieder vor meiner Nase zu. Ein paar Minuten später kam ein kleiner, zarter Mann mit komplett abrasierten Haaren heraus, der mir seine Hand zur Begrüßung entgegenstreckte.
    „Hi, Manny Blaskovits, der Manager von ‚Young Blood‘. Ich hatte aber eigentlich mit einem Mann gerechnet. Sollte nicht ein gewisser Malte kommen?“, fragt er verwirrt.
    „Malz“, korrigierte ich. „Ja, aber ich springe heute für ihn ein. Ich bin übrigens Joe. Freut mich“, erwiderte ich freundlich und schüttelte seine Hand.
    Der kleine, nette Mann lächelte mich an und führte mich hinein.
    Wir standen in dem engen Korridor, direkt vor den Hinterzimmern.
    „Ich wollte eigentlich nur fragen, wann wir das Interview machen können“, ließ ich ihn wissen und tippte auf meinen Block, den ich in der Hand hielt.
    „Also eigentlich wäre es am besten nach ihrem Auftritt. Sie brauchen doch nicht so lange, oder? Tom möchte unbedingt den Auftritt der Deutschen noch sehen.“ Er wurde etwas nervös, als er an den engen Zeitplan erinnert wurde. Der Manager, dessen Namen ich fast vergessen hatte, machte auf mich den Eindruck ebenfalls noch neu und unverbraucht in der Branche zu sein. Das machte ihn sympathisch. Deshalb versuchte ich ihm das Leben leichter zu machen und versprach ihm:
    „Nein, das ist gar kein Problem. Es wird ein kurzes Interview. Die Zeit, bis die Hauptband anfängt, wird sicher ausreichen“.
    Das schien er gerne zu hören und seufzte erleichtert. Er fragte noch, ob ich etwas trinken wollte. Ich lehnte höflich ab und sagte ihm, dass ich mir lieber einen guten Stehplatz sichern wollte. Da nickte er, gab mir noch seine Visitenkarte und brachte mich wieder zum Ausgang.
    Nach einer viertel Stunde, in der ich vorwiegend versuchte, nicht allzu sehr von der mich umgebenden Meute zerdrückt zu werden, waren die Roadies gerade mit dem Soundcheck fertig. Ich war neugierig auf die Band, von der ich, zu meiner Schande, nur einen einzigen Song kannte. Ihre aktuelle -Single -hatte viel Rhythmus und einen Refrain, der sehr ins Ohr ging. Ich wusste also

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