Wolfsfieber - Band 2
er seinen Wolf, als wollte er ihm sagen: Los, fall mich an! Ich hielt den Atem an, als ich sah, wie sein Wolf zum Sprung auf ihn ansetzte. Aber anstatt aufeinanderzuprallen, verschwand sein Wolf ihn ihm, als wäre Istvan sein Gefäß, in das er gehörte. In dem Moment, als der Wolf vollkommen in Istvan aufging, flammten seine Augen kurz irisierend grün auf, bevor es kraftlos verging und nur Istvans -sattes, wunderschönes Dunkelgrün zurückließ. Da wusste ich, dass es vorbei war. Sofort erwachten wir. Istvan schrie: „Vorbei. Endlich … Es ist weg!“
16. Das Feuer entfachen
„Es ist vorbei“, hörte ich Istvan immer wieder sagen. Förmlich schreien. Ich hätte mich nur allzu gerne mit ihm gefreut, aber diese blitzschnelle Rückkehr setzte mir zu.
Zuerst musste ich mich wieder daran gewöhnen, einen realen Körper zu haben und meine Reaktionen und Antworten nicht länger nur zu denken, sondern meine Stimme zu benutzen. Ich räusperte mich.
„Ich kann es noch gar nicht fassen!“, brachte meine wiederentdeckte Stimme geradeso zusammen.
„Doch, Joe! Es ist wahr, es ist wirklich wahr“, verkündete er jubelnd und schrie es in den Nachthimmel mit feierlicher Stimme und ausgestreckten Armen. Seit ich ihn kannte, hatte ich Istvan noch nie so befreit und glücklich erlebt. Es war ansteckend.
Sogar Valentin lachte mit mir über unseren gemeinsamen Freund und seine unübersehbare Hundertachtziggradwendung.
„Das freut mich für euch. Endlich geht mal alles glatt bei uns“, stellte er ironisch fest.
„Ich weiß noch gar nicht, wie ich dir je dafür danken soll“, sagte Istvan sichtlich ergriffen von den Ereignissen und seiner tief empfundenen Dankbarkeit.
„Nein, Istvan, dafür nicht. Wir haben nur etwas gerade gebogen, das dazu auch bestimmt war … Und nun entschuldigt mich“, sagte er und stand dabei auf. „Ich bin Gentlemen genug, um zu wissen, wann man sich zurückziehen sollte, um das junge Glück nicht zu stören“, meinte er schließlich eigenartig schmunzelnd.
Dabei sah er amüsiert zu Istvan, als könnte er dessen Gedanken lesen und würde mit ihm einen sehr privaten, delikaten Scherz teilen. Das Verhalten der beiden bewirkte, dass ich mich plötzlich schämte, so als wäre ich splitterfasernackt unter feine Leute geraten.
Ehe ich noch auf Valentins Worte reagieren konnte, sah ich ihn schon mit seiner riesigen Umhängetasche zwischen den Bäumen verschwinden. Es machte den Eindruck, als könnte er gar nicht schnell genug von hier wegkommen, um außer Hörweite zu sein. Ein nervöses Kribbeln stieg in mir hoch, das versuchte, Besitz von mir zu ergreifen. Aber noch beherrschte mein Verstand mit einer gehörigen Portion Herz mich und die Lage.
„Kannst du mir erklären, was da gerade passiert ist?“, wollte ich von Istvan wissen.
Er grinste betörend schief, kam aber nicht einen Zenti-meter näher.
„Kommt darauf an … Meinst du die Verschmelzung von mir und meinem Wolf oder meintest du eher Valentins schamloses Benehmen?“
„Beides … aber eher Letzteres“, verdeutlichte ich abgehackt stammelnd.
„Ich denke, er hegt den Verdacht, dass wir jede Sekunde übereinander herfallen werden, jetzt, wo wir es können . Und anscheinend hält er es für sicherer und höflicher, dann nicht in der Nähe zu sein“, erklärte Istvan ausführlich und grinste dabei auf eine Weise, die man in Ermangelung eines besseren Wortes nur sexy nennen konnte.
Mein Mund war plötzlich ganz trocken, sodass ich nichts erwidern konnte. Was auch?
Taxierte er mich gerade mit hochgezogener Augenbraue? Hatte ich tatsächlich gesehen, wie er sich auf die Unterlippe gebissen hatte? War mit seinem erstarkten Wolf gar ein Verführer in Istvan gefahren?
„Ist das dein Ernst?“, hörte ich mich mit seltsam erschrockener Stimme fragen. Wovor zum Teufel hatte ich denn Angst?
„Kann es sein, dass du denkst, ich will dich verführen, Joe?“, fragte er mich mit dieser tiefen, rauchigen Stimme, die mich ganz wehrlos machte, und schickte noch sein unwiderstehlich schiefes Grinsen hinterher, sodass ich glauben musste, er würde es genau darauf anlegen.
„Jetzt? Hier? Mitten im Wald? … Nach allem, was heute geschehen ist!“, presste ich fassungslos hervor. Herrgott, ich klang ja entsetzt, so als wollte ich nicht. War ich verrückt? - Halte endlich die Klappe! , ermahnte meine innere Stimme mich. Ich musste ihr recht geben.
Er kam jetzt näher, durchbrach das Zeichen, auf dem ich noch immer wie
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