Wolfsfieber - Band 2
angewurzelt saß, und zog mich auf die Füße.
Unvermittelt fand ich mich in seinen warmen, weichen und starken Armen wieder. Er hauchte nun in mein Haar.
„Wir haben ein knisterndes Lagerfeuer, mehr Decken, als mir eigentlich lieb ist … und uns natürlich. Was brauchst du mehr?“
Die Frage war rein rhetorisch. Für uns beide. Eine Antwort war reine Zeitverschwendung.
Ich wollte ihn gerade ermutigen, den ersten Schritt zu tun, da fiel mir dummerweise der letzte Versuch dieser Art ein und ich zögerte, obwohl dazu kein Grund mehr bestand. Nicht mehr. Er half mir gekonnt aus meiner Klemme.
„Es ist schwer genug nach all der langen Zeit, nicht sofort über dich herzufallen und dich mit Haut und Haar zu verschlingen. Aber du kennst mich. Ich lasse mir gerne Zeit … mit dir … besonders am Anfang“, erinnerte Istvan mich und ich konnte fühlen, wie allein durch seine bloßen Worte mein ganzer Leib zu glühen begann, als hätte mich seine Andeutung tatsächlich berührt. Überall.
Die Sache war nur die: Wenn er es tat, so wie er es die ersten Male oft getan hatte, wenn er sich Zeit ließ, mich langsam entkleidete, erkundete und berührte, war das für mich manchmal schwer bis kaum zu ertragen. Denn dann schien es mir unmöglich, ihn nicht genauso zu berühren. Es war, als würde man wider die eigene Natur handeln. Ich kannte mich zu gut.
Die wahnsinnige Sehnsucht nach ihm war so stark, wie sollte ich ihn da langsam lieben können . Im Grunde verlange er Unmögliches von mir.
„Ich werde mein Bestes tun“, begann ich flüsternd, „dich nicht sofort zu verschlingen. Aber versprechen kann ich nichts“, gestand ich und begann wie von selbst in seinen weichen Sandhaaren zu wühlen. Das alleine war schon herrlich.
„Küsst du mich jetzt endlich?“, flehte, ja, verlangte ich gequält.
„Gott, ja!“, hauchte er schon ganz nah an meinem Lippen, bevor sich seine Worte in meinem Mund auflösten. Die Berührung und Bewegung unserer Lippen war von Anfang an wild und fordernd. Wir eilten dem entgegen, was wir wollten. Das war nicht zu beschönigen. Wer wollte das schon?
Ohne die Augen zu öffnen, mit zusammengeschweißten Mündern und suchenden Händen schleppten wir uns zur großen Decke, auf der zwei weitere lagen. Zusammen sanken wir auf die Knie. Beide seufzten wir laut, als wir uns zum ersten Mal voneinander lösen mussten, um nach Luft zu schnappen.
Verdammte Atmung!
Keiner von uns wollte mehr sprechen. Jedenfalls nicht mit Worten.
Istvan versuchte es: Langsam und zärtlich befreite er mich von meinem weißen T-Shirt und den Jeans, so wie ich ihm aus seiner half. Halb entkleidet, halb nackt, saßen wir uns gegenüber und sahen uns in dem Bewusstsein an, was gleich geschehen würde. Dass wir bald wieder vereint sein würden, gab einem das Gefühl zu schweben.
Sooft schon hatte ich es mir vorgestellt, aber jetzt, da er tatsächlich wieder meine Haut, meinen nackten Körper berührte, verschlug es mir den Atem, als hätte ich ihn zum ersten Mal so nahe bei mir. Doch in der Sekunde, als er sich auf mich legte und diese Wärme, dieses unfassbare Feuer seiner Gegenwart, mich überströmte, war jeder Gedanke an „ Sich Zeit lassen “ so gut wie vergessen. Istvans Vorsatz war ohnehin zum Scheitern verurteilt, jedenfalls von meiner Warte aus.
Ich presste ihn nun mit der Hand in seinem Nacken fest an mich. Mein weiblicher Körper verwob sich mit seinem männlichen Leib auf die schönste Weise, die vorstellbar ist. Meine Küsse wurden merklich und merkwürdig verzweifelt, fast als hätte ich ihn zu lange entbehren müssen und müsste mir jetzt alles auf einmal zurückholen.
Er schmunzelte ganz kurz über mich und meinen leidenschaftlichen Rausch, der vollkommen von mir Besitz ergriffen hatte. Aber meinen rasch pochenden Herzschlag auf seiner Brust fühlend, verlor auch er die letzte Beherrschung und Kontrolle über sich.
Zusammen fielen wir in die grenzenlose Hingabe dieser besonderen Form des Blutrausches. Das Blut, das jetzt pochend und heiß durch meine Adern strömte, wurde alleine von Istvans Feuer entfacht. So wie ich seine drahtigen Muskeln zum Anspannen brachte. Genau, wie es zwischen Liebenden sein sollte.
Istvan war tatsächlich ein neuer Mann. Er schien gar keine Zurückhaltung oder seine üblichen Hemmungen mir gegenüber mehr zu kennen.
Jetzt erst bemerkte ich, dass er immer einen kleinen Teil von sich zurückgehalten hatte. Sein fester, beinahe gieriger und doch zärtlicher Griff verriet es
Weitere Kostenlose Bücher