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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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Wie Jakov sagte, die meisten von ihnen wissen nicht mal, dass es eine Wahl gibt, eine andere, eine bessere Art zu leben!“ Er brach ab, rieb sich übermüdet das Gesicht und fuhr sich durch die Haare. Ich hatte ihm die ganze Zeit still und aufmerksam zugehört und da fiel mir wieder auf, klar und deutlich, wie erstaunlich rein Istvans Seele und wie stark und aufrecht sein Herz war. Er würde immer versuchen, das Richtige zu tun, egal, wie viel es ihn selbst kosten könnte. Ja, selbst jetzt, vor den schlimmsten Prüfungen unseres Lebens, lag er wach und dachte darüber nach, wie er andere verschonen konnte, einfach weil es richtig war. Ich bewunderte ihn dafür. Aber ich war mir auch fast sicher, dass irgendwo da -draußen Farkas wach lag und überlegte, wie es ihm gelingen würde, möglichst viele von uns zur Hölle zu schicken.
    Es war unbegreiflich, dass diese beiden Männer Vater und Sohn sein sollten. Sie waren gegensätzlicher als Licht und Schatten. Während Istvans Licht tief aus seinem Inneren kam und jeden, der ihm nahe kam, und das war gerade ich, bis in die Zehenspitzen erwärmte, war Farkas kaum ein Mann. Er war der Schatten, der übrig blieb, wenn alles Menschliche vergangen war. Etwas, das einen frösteln ließ, wie etwas Totes, das niemand um sich haben will, das aber unaufhaltsam auf uns zukam.
    Istvan dachte schon, ich könnte ihn nicht verstehen, weil ich seit einer halben Ewigkeit nichts gesagt hatte. Ich wollte ihn küssen, wie eigentlich immer, tat es aber nicht. Stattdessen sagte ich:
    „Du versuchst so viele Leben wie möglich zu verschonen.“ Klang ich, als würde ich heulen, oder bildete ich es mir nur ein?
    „Nichts anderes habe ich von dir erwartet. Ich kenne dich. Aber ich flehe dich an. Tu nichts, was dich zu sehr in Gefahr bringt, aus einem merkwürdigen Pflichtgefühl heraus, das dir zum Verhängnis werden könnte.“
    „Joe“, sagte er beruhigend. „Ich wünschte nur, es gäbe eine Möglichkeit, die jungen Farkaswölfe zu überzeugen, damit sie nicht gegen uns kämpfen und … um sie vielleicht zu retten.“
    Ich fühlte einen kalten Blitz der Erkenntnis, der durch mich durchging wie eine Messerklinge.
    „Wie lange denkst du schon darüber nach?“
    „Ehrlich gesagt, schon seit Jakov zu uns gekommen ist und uns alles erzählt hat. Ich kann den Gedanken nicht loswerden, dass ich auch einer von ihnen hätte werden können …“
    „Nein!“ Ich unterbrach ihn scharf. „Nein. Du könntest niemals so sein! Vielleicht hättest du Farkas täuschen, wie Jakov vorgeben können, ihm zu gehorchen. Aber ich hätte sogar dann etwas anderes in dir gesehen. Daran glaube ich ganz fest, Istvan!“
    „Wirklich?“, fragte er hoffnungsvoll.
    „Musst du wirklich fragen? Ja, doch!“ Jetzt beförderte er mich wieder in seine Arme und drückte mich so fest an sich, dass mir die Luft wegblieb.
    „Aber bitte, unternimm nichts Waghalsiges einer noblen Idee wegen, die nach hinten losgehen könnte … Ich würde es nicht aushalten, wenn …“ Ich drückte mein Gesicht ganz fest gegen seine Schulterbeuge, bis die Welt um mich herum verschwand und nur noch der Duft und das Gefühl seiner Haut auf meiner real waren. Ich konnte kaum noch atmen, weil mir die Angst die Luft abschnürte.
    „Ich werde nichts riskieren, was mich von dir fernhalten könnte. Das nicht! Bestimmt nicht!“
    Jetzt war das Thema, das wir schon seit Stunden vermieden hatten, plötzlich und unwiderruflich präsent. Es füllte das ganze Zelt und dehnte sich unaufhörlich aus. Aber keiner von uns wollte es direkt ansprechen.
     
    „Hast du den Brief geschrieben?“, fragte Istvan ausweichend.
    „Den an meine Eltern? ( Den Abschiedsbrief ) … Nein. Falls alles gut geht, werde ich ihnen schreiben, sobald wir im Flieger sind. Wenn nicht, wenn ich nicht überlebe …, wird Carla ihnen erklären, dass ich untertauchen musste.“ Ich ließ das Unaussprechliche ungesagt.
    „Also lügen“, meinte er direkt. „Das wird nicht nötig sein!“ Worte und Gesten waren dabei eindringlich. Ich wollte ihm nicht wehtun oder ihn verunsichern, dennoch musste ich es ihm gegenüber ansprechen, auch wenn jede Faser in mir dagegen war. „Das weißt du nicht. Das weiß niemand.“ Ich klang merkwürdig vage, fast unbeteiligt, als wäre nichts dabei. Mit heftigem Kopfschütteln weigerte er sich, mir zuzuhören. Aber er musste es hören, ebenso wie ich.
    „Istvan … Istvan“, schnaubte ich und rüttelte an beiden Schultern.
    „Du musst dir dessen

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