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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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ließ ich den Arm langsam wieder sinken.
    Ich wartete darauf, dass sie verschrumpeln, sich zersetzen, verschwinden würden. Aber das taten sie nicht.
    Charlie schlug mir mit dem Handrücken gegen den Oberkörper. Jede in meinen Lungen verbliebene Luft entwich, während ich nach hinten flog und gegen die Mauer einer Gruft knallte. Ich brach in die Knie und blieb einfach liegen, zu fassungslos, um mich zu bewegen.
    Cassandras Messer blitzte auf; Mrs Beasly zischte, als Rauch aus dem Schnitt in ihrem Unterarm quoll. Aber sie erholte sich schnell und verpasste Cassandra eine derart saftige Ohrfeige, dass sie mir auf dem Boden Gesellschaft leistete. Mrs Beasly war definitiv zu stark für eine lebendige, kleine, alte Dame.
    Die beiden kamen wieder auf uns zu. Ich versuchte aufzustehen, aber ich war ziemlich angeschlagen. Cassandra sah nicht viel besser aus; bestimmt würde sie am Morgen ein ansehnliches Veilchen haben.
    Sie hielt nach ihrem Messer Ausschau, aber die Waffe war in eine andere Richtung davongeflogen, als sie selbst niedergeschlagen wurde. Nicht, dass sie ihr im Kampf gegen eine übermenschlich starke Zombie-Bibliothekarin irgendwas genützt hätte.
    Die beiden blieben ein paar Schritte vor uns stehen. Ihre Körper blockten das Licht des Halbmonds ab, sodass um ihre Köpfe silberne Glorienscheine erstrahlten. Ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen, aber das Gemurmel, das aus ihren Mündern drang, klang eher animalisch als menschlich.
    „Ich glaube, dieser Zombie-Puder funktioniert tatsächlich nicht“, brummte Cassandra.
    Zwei laute Schüsse gellten durch die Nacht. Charlie und Mrs Beasly zuckten einmal zusammen, dann explodierten sie zu grellen Feuerbällen.
    „Und ich glaube nicht, dass sie Zombies waren“, erwiderte ich.

20
    Uns an der Gruftmauer abstützend, rappelten wir uns auf die Füße. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen. Der Gestank von brennendem Fleisch tat ein Übriges.
    Ich versuchte, einen Blick auf denjenigen zu erhaschen, der Charlie und Mrs Beasly erschossen hatte, aber ich sah niemanden.
    Der Mond verbarg mehr, als er enthüllte, und auf dem Friedhof lag eine Grabstätte neben der anderen. Der Schütze konnte sich praktisch überall verstecken. Andererseits hätte er, falls er uns Schaden zufügen wollte, es nicht bei zwei Kugeln belassen.
    „Lass uns von hier verschwinden.“ Cassandra bückte sich, um ihr Messer aufzuheben.
    „Ach, jetzt willst du plötzlich gehen.“
    „Du etwa nicht?“
    „Ich wollte von Anfang an nicht herkommen.“
    Sie ignorierte die Bemerkung und zog mich stattdessen zum rückwärtigen Teil des Friedhofs. Ich wandte den Kopf nach hinten und schaute sehnsüchtig zur Straße. „Was stimmt nicht mit dem Vordereingang?“
    „Diese Schüsse werden die Polizei anlocken, vielleicht sogar ein paar Ganoven. Ich kenne einen weniger öffentlichen Weg nach draußen.“
    „Natürlich kennst du den.“
    Trotzdemhattesienichtganzunrecht,deshalbgingichmitihr.Ichwolltenichterklärenmüssen,warumdazweilichterloh brennendeLeichenaufdemSt.LouisCemeteryNumberOnelagen.Ichbezweifelte,dassichesüberhauptgekonnthätte.
    Abgesehen davon: Wenn die Polizisten Cassandra hier entdeckten, würden sie zweifellos annehmen, dass sie Leichen und vielleicht noch mehr gestohlen hätte. Ich brauchte sie in Freiheit, damit sie mir dabei half herauszufinden, was hier vor sich ging, und nicht wegen Leichenraubs und Störung der Totenruhe hinter Gittern.
    Sie führte mich an einem großen Monument vorbei, das ich aus dem Film Easy Rider wiedererkannte. Darin war Peter Fonda an ihm hochgeklettert und hatte sich auf den Schoß des Engels gesetzt. Mir war die Szene schon damals ein bisschen frevelhaft vorgekommen. Jetzt, in der silbern getönten Nacht wurde dieser Eindruck sogar noch verstärkt.
    Dies war ein geheiligter Ort, ein gespenstischer Ort, ein Ort, an dem die Lebenden nicht willkommen waren, und ich wollte hier so schnell wie möglich weg.
    Wir ließen die steinernen Mausoleen hinter uns zurück und betraten eine kleine rechteckige Sektion mit eher traditionellen Grabsteinen.
    „Was ist das hier?“, flüsterte ich.
    „Der protestantische Bereich.“
    Kein Wunder, dass er so klein war.
    „Dort drüben.“ Cassandra deutete auf einen Pfad, der durch irgendeinen Hintergarten zu führen schien.
    „Wir sollten das nich t … “, setzte ich an.
    „Was zur Hölle!“
    Auf diesen Ausruf, der vom vorderen Teil des Friedhofs zu kommen schien, folgten weitere Stimmen und

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