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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Quarter lebte. Auch wenn der Kalender das einundzwanzigste Jahrhundert anzeigte, herrschten in New Orleans noch immer die alten Traditionen.
    Die ersten Favreaus waren nach Louisiana gekommen, noch bevor Thomas Jefferson angefangen hatte, das Land aufzukaufen. Damals hatte die französische Oberschicht im Quarter residiert; dann hatte sich die spanische ebenfalls dort niedergelassen. Doch als die Amerikaner auf der Bildfläche erschienen waren, hatte man sie gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Ähnlich, wie es ihnen noch heute in Frankreich ergeht.
    Aber typische Amerikaner, die sie waren, hatten sie einfach ihr schmutziges Geld genommen und das American Quarter erbaut, das sich heute vom Finanzdistrikt bis zum sogenannten Garden District erstreckt.
    Man muss uns einfach lieben, uns Amerikaner. Größer ist immer besser, und wenn wir nicht kaufen können, was wir begehren, bauen wir es einfach nach und behaupten, es sei besser als das Original.
    Mrs Beasly würde man als Kreolin bezeichnen, als Nachkomme von in den Kolonien geborenen Europäern. Das, in Verbindung mit der Familienresidenz im Spitzenverdiener-Viertel des French Quarter, erklärte die Krypta auf dem St. Louis Cemetery Number One.
    Zweifellos besaßen die Beaslys eine eigene Gruft auf dem moderneren Lafayette Cemetery Number One, der an den Garden District grenzte. Vielleicht hatte Arianna selbst entschieden, bei ihrer eigenen Familie bestattet zu werden. So etwas war nicht ungewöhnlich. Hier in der Gegend war der Ort der letzten Ruhe beinahe genauso wichtig wie der Geburtsort.
    Jedenfalls klingelten Cassandra und ich auf der Burgundy Street an der Tür einer prächtigen Villa aus dem neunzehnten Jahrhundert. Uns öffnete eine winzige, hutzelige, alte Dame, die eine grimmige Miene zur Schau trug.
    „Wir haben hier keine Geister, guten Tag.“
    Sie war schon dabei, die Tür ins Schloss zu werfen, als ich hektisch erklärte: „Wir sind gekommen, um mit Ihnen über Mrs Beasly zu sprechen.“
    Die Frau zögerte und blinzelte uns dabei durch dicke Zweistärkengläser an. In Anbetracht der ausgeprägten Trübung ihrer Augen litt sie vermutlich an grauem Star.
    „Sind Sie Freunde von Arianna?“
    „Ja“, antwortete Cassandra, noch bevor ich sagen konnte nicht wirklich .
    Cassandra gab mir mit einem scharfen Blick zu verstehen, ich solle den Mund halten, als die alte Dame uns hereinbat.
    „Es tut mir leid, dass ich unhöflich war, aber es kursieren gewisse Geschichten über dieses Haus, und jetzt machen all diese verdammenswerten Geistertouren da draußen Halt, damit die Leute uns anstarren können. Hin und wieder klingeln besonders unerzogene Teilnehmer sogar an der Tür und verlangen, das Zimmer zu sehen, in dem es geschehen ist.“
    „In dem was geschehen ist?“, bohrte ich nach.
    „Der Mord natürlich.“
    „Natürlich“, erwiderte Cassandra.
    Die Frau wackelte zu ihrem Sessel, und Cassandra nutzte die Gelegenheit, um mir zuzuraunen: „In diesem Viertel gibt es immer einen Mord oder einen Geist. Aber deswegen sind wir nicht hier.“
    Das stimmte. Wenn wir erst mal anfangen würden, uns sämtliche Spukgeschichten über das French Quarter anzuhören, würden wir nie mehr zu den Werwölfen kommen.
    „Sie wirken furchtbar jung dafür, meine Arianna gekannt zu haben.“ Sie bedeutete uns, auf den Sesseln neben ihrem Platz zu nehmen.
    „Sie war Ihr e … “ Ich zögerte.
    Die Frau ähnelte Mrs Beasly von der Mund- und Augenpartie her, aber war sie nun eine Schwester, Tante oder sogar ihre Mutter? Bei betagten Menschen hatte ich schon immer Probleme gehabt, ihr Alter einzuschätzen.
    „Meine Enkelin. Ich bin Marie Favreau.“
    „Ma’am.“ Ich nickte respektvoll, was mir ein kleines Lächeln eintrug. „Mrs Beasly und ich haben uns in der Bibliothek kennengelernt. Es tat mit sehr leid, von ihre m … Unfall zu erfahren.“
    Mrs Favreau hörte auf zu lächeln und presste stattdessen die Lippen zusammen, so als wollte sie die Worte, die ihr auf der Zunge lagen, bei sich behalten. Doch sie schaffte es nicht. „Das war kein Unfall.“
    Cassandra und ich wechselten einen Blick.
    „Wie meinen Sie das?“, hakte Cassandra nach.
    Mrs Favreau blickte sich um, dann winkte sie uns näher zu sich. „Wir hätten sie nicht so schnell und ohne eine Totenmesse beigesetzt, wenn wir hier nur von einem Hund sprechen würden.“
    „Wovon sprechen wir dann?“, fragte ich.
    Sie vollführte eine seltsame Geste mit ihren arthritischen Finger n – ein halbes

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