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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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bloße, verdreckte Füße, abgetragene,
    zerschlissene Jeans, ein olivgrüner Pullover mit zahllosen Lö-
    chern darin und dieser Bart, der seine brutale Männlichkeit
    unterstrich.
    Also war ich ihm wieder einmal hilflos ausgeliefert und
    dieses Mal hatte er den richtigen Trumpf ausgespielt. Er be-
    drohte Istvans Leben. Wir starrten uns lange schweigend an.
    Ich versuchte, einigermaßen gefasst auszusehen und meinen
    Herzschlag zu beruhigen. Es gelang. Istvan kannte diese Fä-
    higkeit von mir noch nicht, er war ja nicht dabei, als ich sie
    bei Farkas das letzte Mal entdeckt hatte. Er starrte mich ver-
    wundert an, als er hören konnte, wie sich mein Puls immer
    weiter senkte.
    „So. Nun hast du, was du wolltest. Lass ihn los und tu
    mit mir, was du willst“, bot ich ihm an und versuchte dabei,
    wieder zu dem frechen Ton zurückzufinden, den ich schon
    bei unserem letzten Zusammentreffen benutzt hatte.
    „Oh, ich sehe, wir sind noch immer so frech wie eh und
    je. Gefällt dir das an ihr, Sohn, ihre Kämpfernatur?“, fragte
    Farkas Istvan interessiert und leckte sich dabei amüsiert die
    Lippen. Istvan wand sich in Farkas’ festem Griff und wollte
    sich daraus befreien.
    „Ich bin nicht dein Sohn, Bastard. Was mir an ihr gefällt,
    wirst du nie verstehen. Und wenn du sie auch nur anrührst,
    dann schwöre ich dir, dass du deines Lebens nicht mehr
    froh wirst, alter Mann“, schrie er ihn an, wobei seine Augen
    mich ständig fixierten. Der hasserfüllte Ton in seiner schö-
    nen Stimme tat mir weh. So kannte ich ihn gar nicht. Es
    erschreckte mich.
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    „Nur ruhig, junger Spund. Ich hab gar nicht vor, deiner
    Kleinen ein Haar zu krümmen. Dein Menschlein muss keine
    Angst vor mir haben. Dieses Mal bringe ich keine ihrer hüb-
    schen, goldenen Locken durcheinander“, spie Farkas Istvan
    ins Ohr und grinste dabei breit und verschwörerisch.
    Ich konnte nur völlig verdutzt dreinblicken. Ich verstand
    die Welt nicht mehr. Wenn er nicht hier war, um mich zu
    töten, was wollte er dann? Wollte er Istvan etwa mitnehmen?
    Nein, das durfte nicht passieren.
    Istvan wand sich noch mehr und schaffte es, sich irgend-
    wie aus Farkas’ Griff zu befreien. Er stieß ihn zu Boden und
    hastete an meine Seite. Er drängte mich hinter seinen Rü-
    cken und ich hielt mich an seiner Schulter fest. Endlich fühl-
    te ich wieder festen Boden unter den Füßen. Seine Wärme
    zu fühlen, brachte den Atem zurück in meine Lungen.
    „Was willst du, alter Mann?“, fragte Istvan genervt und
    wir sahen dabei zu, wie Farkas sich völlig entspannt vom Bo-
    den hochhievte.
    „Nur reden, mein Kleiner. Nur reden“, murmelte er und ging
    mir mit seiner unbeeindruckten Art furchtbar auf die Nerven.
    „Reden, pah“, blaffte ich und konnte den sarkastischen
    Unterton in meiner Stimme kaum zügeln.
    „Gott, was ist die Menschenfrau gereizt“, kommentierte
    er meinen beißenden Tonfall.
    „Sei still oder ich zeige dir, wie sehr Wolf ich sein kann!“,
    drohte ihm jetzt Istvan, was seltsamerweise Farkas’ Laune
    noch mehr hob.
    „Ja, bitte. Das würde ich nur zu gerne sehen, mein Junge“,
    ätzte er und lachte wieder aus voller Kehle. Ein Dämon in
    Menschengestalt, kam mir in den Sinn.
    „Wieso bist du hier? Warum kannst du mich nicht end-
    lich in Ruhe lassen? Ist es nicht schon genug, dass du meine
    Mutter ermordet hast?“, stieß Istvan verletzt hervor und wich
    dabei langsam zurück, vorbei am Steg.
    „Mord? Nein, dazu kommen wir später. Du willst also
    wissen, wieso ich hier bin. Natürlich deinetwegen, mein
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    Sohn. Ich dachte, deine kleine Spielgefährtin hätte dir klar-
    gemacht, dass ich nicht aufgeben werde. Ich werde erst
    dann Ruhe geben, wenn du endlich deinen Platz einnimmst,
    wenn du bist, wo du hingehörst, an die Seite deiner Brü-
    der, an meine Seite“, lamentierte er und täuschte dabei eine
    Willkommensgeste vor. Er breitete seine Hände vor Istvan
    aus, als wolle er ihn väterlich in die Arme schließen. Istvan
    schüttelte nur angewidert den Kopf und wich, immer noch
    an mich gepresst, weitere Schritte zurück.
    „Ich werde niemals an deine Seite kommen. Niemals,
    hörst du? Ich bin nicht wie du. Ich gehöre nicht zu deiner
    Bande aus seelenlosen Bestien und Mördern. Egal was du
    tust, ich bleibe hier“, knallte ihm Istvan mit fester Stimme
    vor den Latz und wich weiter zurück. Wir waren mittlerweile
    schon kurz vor dem Fischerhäuschen.
    „Ach, bist du dir da so sicher, Sohn?“, fragte Farkas

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