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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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weitergehen und an der Ecke zur Straße
    so lange warten, bis sie weg war, um doch noch in Istvans
    Haus zu gelangen. Es war alles nicht so einfach. Ich konn-
    te mir auch gut vorstellen, dass meine Daueranwesenheit in
    der Bücherei langsam aufzufallen begann, auch wenn nur
    noch sporadisch Besucher die Ruhe der Büchersäle stör-
    ten. Aber das waren nur die geringsten Probleme, die Ist-
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    van und mich beschäftigten. Über uns hing ständig dieses
    Damoklesschwert der drei kriegerischen Werwölfe und ihres
    niederträchtigen Anführers, die schon in wenigen Wochen
    zurückkommen würden, um uns sprichwörtlich den Wölfen
    zum Fraß vorzuwerfen. Istvan telefonierte jetzt alle paar Tage
    mit Serafina. Immer ging es um die Vorgehensweise beim
    nächsten Vollmond oder um die Fortschritte, die Serafina bei
    ihrem Vater gemacht hatte. Immerhin war es ihr gelungen,
    Valentin von der Notwendigkeit eines baldigen Eingreifens
    zu überzeugen. Als Serafina Istvan die gute Neuigkeit mit-
    teilte, war es schon März und wir standen zwei Tage vor dem
    Neumond. Die Freudennachricht erhellte Istvans Gemüt.
    Nach endlosen Tagen voller düsterer Besorgnis und halbher-
    zigem Zusammensein mit ihm, wobei ich in jeder Minute
    spürte, dass er nie ganz bei mir war, sondern seine Gedan-
    ken um das bevorstehende Gefecht kreisten, fand ich end-
    lich Ruhe. Ich versuchte, Verständnis dafür zu haben, aber
    es war belastend für mich, ständig sein nervöses Zucken in
    der Nacht zu spüren und zu wissen, dass er in den meisten
    Nächten kaum noch schlief, egal was ich tat.
    Doch in diesen ersten Märztagen strahlte er endlich wie-
    der, als wäre die Sonne aus ihrem langen Winterschlaf er-
    wacht. Das erste Mal seit Wochen funkelten seine grünen
    Augen nicht besorgt, sondern erleichtert und er sah mich
    ohne Schuld an. Er schenkte mir wieder seinen liebevolls-
    ten Blick, der mein Innerstes erreichte und den bitteren Ge-
    schmack der letzten Tage vertrieb, fast als wären sie gar nicht
    geschehen.
    Nachdem er mir von Serafinas Erfolg erzählt hatte, saßen
    wir lange zusammen in seinem Schlafzimmer. Er ruhte sich
    auf dem Bett aus und konnte sich endlich so weit entspan-
    nen, dass er für ein paar Minuten eingeschlummert war. Ich
    saß an dem kleinen Schreibtisch und tippte den letzten Ab-
    satz meiner Kritik zu Ende, dann klappte ich den Laptop zu
    und legte mich an seine Seite. Die gleichmäßigen Atemzüge
    seines schlafenden Körpers hätten auch mich beinahe ein-
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    geschläfert, wenn ich nicht vom Anblick seiner Gesichtszü-
    ge derart abgelenkt gewesen wäre. Ich presste mein Gesicht
    in das Kissen und begann mit der anderen Hand, die Form
    seiner Nase, seiner Lippen und seiner hohen Wangenkno-
    chen nachzuzeichnen. Normalerweise wäre er davon sofort
    wach geworden, aber seine Erschöpfung ließ ihn in einen
    tiefen Schlaf sinken. Ich fühlte jetzt wieder diese Woge des
    Glücks, die Serafinas schmerzliche Worte vor dem Abschied
    vergessen machten. Ich ließ meine Hand auf seiner Schulter
    ruhen, bevor ich die Augen schloss, um ein wenig an sei-
    ner Seite zu dösen. Nach einer Weile fiel mir auf, dass mein
    Körper sich seinen Atemzügen angepasst hatte und unsere
    Brust sich synchron zu heben und zu senken begann. Mit
    geschlossenen Augen genoss ich dieses Gefühl der Zweisam-
    keit. Erst sein warmer Kuss riss mich aus dieser Wonne und
    bot mir ein neues Spektrum des Glücks. Mein Kopf wurde
    tief in das Kissen gedrückt durch den fordernden Druck sei-
    nes Mundes. Ich öffnete meinen Mund mit geschlossenen
    Augen und fühlte die warmen Bewegungen seiner Zunge,
    die auch den letzten Gedanken an Schlaf vertrieben. Meine
    Hände begannen sich in seinem Sandhaar zu vergraben und
    ich nahm den festen Griff seiner Hände um meine Hüften
    wahr. Der wilde Schwindel setzte ein und ich rang bereits
    nach Luft, als ich zum ersten Mal die Augen öffnete. Seine
    grüne Iris war mir so nahe, dass ich den Eindruck hatte, vom
    Himmel aus auf eine saftige, grüne, irische Landschaft zu
    blicken. Ich verlor mich vollkommen in seinen grünen Au-
    gen und konnte meine nicht einmal schließen, als er mich
    weiterhin küsste. Natürlich war auch das Herzhämmern
    wieder da, und als er es kommen hörte, presste er sein Ohr
    an meinen Busen und lauschte wie besessen dem Pochen
    in meinem Brustkorb, während er mit seinen Händen mei-
    nen Unterbauch umklammert hielt. Mir wurde unerträglich
    heiß, wie meistens in seiner Nähe.

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