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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber
Autoren: R Adelmann
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Kommando an sich gerissen?
    Wieder kam mir Farkas zuvor.
    „Diese Frau darf nicht weiterleben. Du hast dein Geheim-
    nis so gut gehütet. Nicht einmal Valentin weiß etwas davon,
    oder? Du musst diese Frau töten oder sie wird jedem verra-
    ten, was du getan hast. Sie wird es Joe erzählen. Diese Frau
    wird zu deiner Joe gehen und ihr sagen, dass du ein Mörder
    bist, dann wird sie vor dir fliehen. Du kannst es verhindern.
    Töte sie!“, wies er ihn an. Ein eiskalter Blitz durchfuhr mich.
    Farkas hatte nicht gelogen, er würde mir kein Haar krüm-
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    men. Er wollte, dass Istvan mich umbrachte. Der Gedanke
    ließ mich fast umkippen.
    Wieso sprach er mit Istvan – oder dem Wolf, der ihn jetzt
    beherrschte –, als wäre ich jemand anderes? Erkannte mich
    Istvan in seinem Zustand noch nicht einmal? Farkas wies
    ihn noch einmal an, mich zu töten. Istvans Blick schnellte
    in meine Richtung. Seine Augen betrachteten mich unver-
    wandt. Da war kein Zeichen des Wiedererkennens zu entde-
    cken. Was immer er jetzt war, ich bedeutete diesem Wesen
    nichts. Es erkannte noch nicht mal mein Gesicht. Sogar sein
    Aussehen schien sich verändert zu haben. Es wirkte fast ani-
    malisch. Es waren noch Istvans schöne Züge, unverkennbar,
    aber etwas Bedrohliches, Gewalttätiges überschattete sie.
    Sein Anblick machte mir Angst. Ich hätte das nie für mög-
    lich gehalten. Seine grünen, verfremdeten Augen taxierten
    mich und beobachteten jede meiner kleinen Bewegungen,
    als wäre ich seine ausgesuchte Beute. Das Blut rauschte in
    meinen Ohren. Fast hätte ich nicht gehört, wie Farkas ihn
    noch einmal aufforderte.
    „Töte sie oder du verlierst Joe für immer!“, waren seine
    Abschiedsworte, bevor er mir noch belustigt eine Kusshand
    zuwarf und hinter den Ulmen verschwand. Offenbar wollte
    er nicht dabei sein, wenn Istvan wieder zu sich kam und mei-
    nen Leichnam entdecken würde. Farkas wollte Istvan zwar
    in eine Bestie verwandeln, ihr aber nicht selbst zum Opfer
    fallen.
    Istvan kam langsam, Schritt für Schritt, immer näher auf
    mich zu, noch immer nicht er selbst. Ich wich jeder seiner
    Annäherungen aus, bis ich die Holzpaneele der Blockhütte
    in meinem Rücken hatte. Ich saß nun in der Falle. In eine
    Ecke gedrängt, aus der es kein Entkommen gab, blickte ich
    mich verzweifelt um. Ich entdeckte nichts. Es gab nichts zu
    entdecken, nur diese starren, grünen Augen, die immer nä-
    her auf mich zukamen mit dem Wunsch, mich zu töten. Ich
    wollte schreien, konnte aber nicht die Kraft dazu finden. Ich
    wollte mit zitternden Händen in sein Gesicht fassen in der
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    Hoffnung, er würde vielleicht meine Berührung oder mei-
    nen Geruch wiedererkennen. Diese Sinne müssten doch
    jetzt überempfindlich sein. Aber diese Gelegenheit sollte ich
    erst gar nicht wahrnehmen können. Als ich nicht mal halb
    meinen Arm gebeugt hatte, wich er zurück. Ich fuhr genauso
    zusammen, als ich merkte, dass er vor mir zurückschreck-
    te, als wäre ich der Feind. Ich wusste nicht besonders viel
    über Wölfe trotz meiner engen Verbindung mit einem von
    ihnen. Aber ich hatte einmal in einer Dokumentation gese-
    hen, dass man sich einem Tier, das versuchte, einen anzu-
    greifen, mit gebeugtem Kopf nähern soll, um seine Autorität
    anzuerkennen oder sich zu ergeben. Wenn Istvan jetzt mehr
    Tier als Mensch war, sollte ich ihn vielleicht so behandeln.
    Ich beugte mich angespannt und atemlos vor, versuchte, ihn
    dabei dennoch im Auge zu behalten, und strich mir das Haar
    aus dem Genick. Ich streckte ihm meinen bloßen Nacken
    entgegen. Eine Geste der Unterwerfung, von der ich hoff-
    te, er würde sie annehmen. Als ich mich wieder aufrichtete,
    schnellte er bereits auf mich zu und seine Hände kamen auf
    mich zugeschossen. Mit einer einzigen schnellen Bewegung
    hatte er seine Hände um meinen Hals verschränkt und seine
    Finger drückten mir die Kehle zu. Es war nicht der Schmerz,
    der mir jetzt die Tränen in die Augen trieb, es war die Tat-
    sache, dass Istvan mich würgte. Ich war drauf und dran, von
    dem Mann getötet zu werden, den ich über alles liebte. Das
    nahm mir auch den letzten Funken Mut im Leib. Er drückte
    immer fester zu. Ich hörte, wie dieses geräuscharme Stöh-
    nen aus meinem Mund kam. Das Blut rauschte pochend in
    meinen Ohren und silberne Flocken begannen vor meinen
    Augen zu tanzen und den leeren, wütenden Ausdruck mei-
    nes Angreifers zu überlagern. Wie von selbst versuchte mein
    Körper, vor dem Schmerz
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