Wolfsflüstern (German Edition)
wolltest mit mir …«
»Bin gerade dabei«, beschied sie ihm knapp. »Lass uns aufbrechen.«
Gina warf ihm Spikes Zügel zu. Matt war so wenig darauf gefasst, dass sie ihn erst ins Gesicht trafen und dann zu Boden glitten. Spike warf den Kopf zurück, stampfte mit dem Vorderhuf und bedachte Matt mit einem Blick, der zu besagen schien: Guter Wurf .
»Entschuldigung«, murmelte Matt. »Wo brennt’s denn?«
Gina war inzwischen aufgesessen. »Unter deinem Hintern, sollten die As dich entdecken.«
»Sie sind hier?«
»Wo sollten sie sonst sein?«
»An der französischen Riviera, wenn uns das Glück nur ein wenig wohlgesinnt wäre.«
»Das ist es aber nicht. Also, lass uns verduften.«
Gina trabte auf Lady Belle die Straße hinunter. Nach einem nervösen Blick zum Haus, hinter dessen sonnenbeschienenen Fenstern Matt die Bewegungen mehrerer Personen erkannte, schwang er sich hastig in Spikes Sattel und folgte ihr.
Zwei Stunden später fanden Gina und Lady Belle sich am Ufer eines reißenden Stroms wieder.
»Schöne Scheiße«, stieß sie hervor.
Sie konnte es sich selbst nicht erklären, aber sie hatte den verregneten Tag mit den As, den Gordons und den Hurlaheys komplett aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Zu ihrer Verteidigung musste sie sagen, dass sie in der Zwischenzeit den Kopf voll anderer Dingen gehabt hatte. Außerdem war sie zu dem Zeitpunkt zu sehr darauf konzentriert gewesen, die Gruppe schnell nach Hause zurückzubringen, um darüber nachzudenken, was der Wolkenbruch mit dem Bach auf der anderen Seite der Ranch anstellen könnte.
Sie hatte sich auch heute keine Gedanken darüber gemacht. Aber wenn sie aufmerksam gewesen wäre, anstatt jedes Gespräch mit Teo zu vermeiden, während sie gleichzeitig im Kopf dieses idiotische Was-wäre-gewesen-wenn-Spiel durchexerziert hatte – was, wenn Teo und sie sich woanders begegnet wären? Was, wenn sie aufs College gegangen und er ihr Professor gewesen wäre? Was, wenn er nicht besessen von der Arbeit seiner Mutter und an nichts anderem interessiert gewesen wäre? Was, wenn er nicht gelogen hätte? Was, wenn er ihre Ranch nicht gekauft hätte? –, dann wäre ihr vielleicht in den Sinn gekommen, dass der Bach überflutet sein und einen neuen Kurs genommen haben könnte.
Gina saß ab und kickte einen großen Stein ins Wasser. »Was, wenn du auf den Weg geachtet und nicht Stunden damit vertrödelt hättest, in ein Gebiet zu reiten, das du nicht durchqueren kannst?«
Hufschläge und Spikes Wiehern kündigten Teos Eintreffen an. Gina musste ihm anrechnen, dass er, sobald er realisiert hatte, dass sie nicht in geselliger Stimmung war, nicht länger neben ihr hergeritten war, sondern Abstand zu ihr gelassen hatte.
Teo zügelte sein Pferd, als er neben ihr auftauchte. »Huch.« Er spähte nach beiden Seiten. »Gibt es eine Stelle, wo das Wasser nicht so blasig ist?«
»Blasig?«
Er gestikulierte mit beiden Händen in Richtung des strudelnden, wirbelnden, blasigen Wassers.
»Nein.«
»Aber es muss eine geben.«
»Nein, muss es nicht. Der Regen macht diesen Fluss unpassierbar. Solange das Hochwasser nicht zurückgeht, besteht keine Möglichkeit, ihn zu überqueren.«
»Können wir ihn umgehen?«
»Das werden wir müssen.«
Die Sonne ging bereits unter, als sie eine Stelle erreichten, an der der Bach schmaler wurde und versickerte. Die Pferde bahnten sich ihren Weg über große Steine, die durch die Gewalt des Wassers stromabwärts gespült worden waren.
»Wie weit noch?«, fragte Teo. Er war wie ein kleiner Junge auf einer Autofahrt: Sind wir endlich da?
Gina hoffte, dass sie nie ankommen würden. Andererseits … Sie hob den Blick zum Himmel. Sie würde es vorziehen, ihn nicht mitten in der Nacht zu erreichen.
»Wir müssen campieren.«
»Aber du hast heute Abend gesagt.«
Sie zeigte zu dem weiterhin tosenden Wasser zu ihrer Rechten.
»Oh.« Enttäuschung breitete sich über seine Züge. »Ich verstehe.«
Sie würden noch ein gutes Stück zurücklegen müssen, um einen akzeptablen Lagerplatz zu finden. Hier war es zu felsig, zu feucht.
Gina ließ den Blick über den Horizont schweifen. Sie deutete auf ein Wäldchen auf einem Hügel. »Lass uns dort übernachten.«
Teo betrachtete die sinkende Sonne. »Es wird dunkel sein, bevor wir dort ankommen.«
Gina drängte Lady Belle weiter. »Ich weiß.«
Die Nacht brach herein. Wolken verdeckten den Mond und die Sterne. Gina konnte nur hoffen, dass die Pferde etwas sehen konnten, denn sie tat das
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