Wolfsflüstern (German Edition)
ihnen.
»Was war das?«, fragte Gina, als Teo im gleichen Moment »Scheiße« murmelte – und Jase rief: »Gina?«
Mit einem unterdrückten Seufzen ging Matt auf Abstand. Als ihre Hände sich berührt hatten, hatte er es bis in die Zehenspitzen gespürt. Eine Sekunde lang war er in Versuchung gewesen, Gina umzudrehen und es ihr an der mit Hieroglyphen bemalten Wand im Stehen zu besorgen.
Zum Glück hatte er sich beherrscht. Was, wenn er gerade in ihr gewesen wäre und McCord sie erwischt hätte?
Matt zog eine Grimasse, dann rieb er sich übers Gesicht. Wie zur Hölle hatte der Kerl sie aufgespürt – und warum?
Das Poltern von McCords Stiefeln im Tunnel kam näher. Zur Rechten zuckte ein Lichtfinger, bevor eine Sekunde später Jase auftauchte. Sein tief besorgter Blick glitt zu Gina, dann tat er es selbst. Er umfasste ihre Arme mit seinen gewaltigen Pranken und versperrte mit seinen breiten Schultern Matt die Sicht. »Alles okay?«
»Mir geht es gut.«
»Was zur Hölle sollte das, Gina?« McCord fuhr sich mit den Fingern durch das kurze glänzende Haar. »Ich fand euer Camp, die Pferde, dann das Loch. Ich dachte, ich kriege eine Herzattacke. Als du nicht geantwortet hast …« Er ließ die Hände wieder sinken, dann wandte er sich mit kühlen, zusammengekniffenen Augen zu Matt um. »Warum habt ihr nicht reagiert?«
Matt konnte nicht anders, er lächelte.
McCord machte einen drohenden Schritt in seine Richtung, aber Gina packte ihn am Arm. Sie hätte niemals die Kraft gehabt, ihn zurückzuhalten – er war gebaut wie ein Elefantenbulle und hätte Matt gern zu seinem persönlichen Porzellanladen gemacht –, aber kaum, dass sie ihn berührte und leise »Nicht« sagte, beherrschte McCord sich. So viel zur Zähmung einer wilden Bestie.
»Es tut mir leid, dass du in Sorge warst.« Sie rieb Jases Arm, und alle Anspannung strömte aus ihm heraus. Er ließ die breiten Schultern sacken, und sein Hals schien an Kraft zu verlieren, sodass sein Kopf nach vorn fiel. »Aber wieso seid ihr hier?«
Dann riss er den Kopf wieder hoch und blähte die Nüstern wie genannte wilde Bestie. »Ich wollte euch nicht unterbrechen .«
»Ich bin in dieses Loch gefallen, Jase. Es gibt nicht viel, das du unterbrechen könntest, außer mein extremes Bedürfnis nach einer Schmerztablette.«
McCords Kampfgeist verflog. Sein Richtungswechsel erfolgte so abrupt, dass Matt fast schwindlig wurde. »Du hast gesagt, es geht dir gut.«
»Das tut es auch.«
»Warum bist du …« Er blickte sich in der Höhle um, schien sie zum ersten Mal wahrzunehmen, und seine Stirn wurde noch krauser. »Wo ist die denn hergekommen?«
»Sie muss schon immer hier gewesen sein.«
McCord musterte die Wand mit den Symbolen. »Ich habe sie nie zuvor gesehen.«
»Weil wir damals nichts gesehen haben außer Erde.«
Er drehte sich um die eigene Achse. »Und wo ist diese Erde jetzt? Sie war dafür gedacht, das hier für immer zuzuschütten.«
»Eine Kaverne ist eine Kaverne«, belehrte Matt ihn. »Sie zuzuschütten, ändert daran nichts.«
McCord bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Dieser Hohlraum wurde vor zehn Jahren verschlossen.«
»Nachdem er eingebrochen war.«
McCord guckte rasch zu Gina, die mit den Achseln zuckte, woraufhin sich seine Miene weiter verdüsterte. Der Kerl war nicht glücklich darüber, dass Gina Matt von ihrem Erlebnis erzählt hatte. Und Matt fragte sich unwillkürlich, ob sie es je zuvor einem anderen Menschen anvertraut hatte. Die Vorstellung, dass er der Este sein könnte, machte ihn kühn.
»Ihr könnt diese Höhle zuschütten, sooft ihr wollt«, sagte er mit seiner besten Dr.-Mecate-Stimme. »Aber die Erde macht, was ihr beliebt. Es gibt hier irgendeine unterirdische Strömung oder einen Sog oder einen instabilen Bereich, der das Erdreich darüber zum Einstürzen bringt. Ihr solltet sie einfach sich selbst überlassen.«
»Wohl kaum«, ätzte McCord. »Großvater wird diese Grube wieder auffüllen, sobald du deinen Arsch hier rausgehievt hast.«
»Jase, du bist dafür verantwortlich, den zweiten Teil der Tour zu führen, und der findet nicht auf dieser Seite der Ranch statt.«
McCord senkte den Blick. »Nun, wir … ich meine, sie …«
»Er hat die Route geändert«, mutmaßte Matt.
Gina kniff die Brauen zusammen. »Aber wieso?«
»Damit er uns im Auge behalten kann.«
»Im Auge behalten?« Gina schaute von Matt zu ihrem Freund und wieder zurück. »Wie soll ich das verstehen?«
»Er ist
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