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Wolfsflüstern (German Edition)

Wolfsflüstern (German Edition)

Titel: Wolfsflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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zurückweichen, wenn sie zu laut sprach.
    »Keine Ahnung.«
    Teo beugte sich weit nach vorn. Gina musste sich auf die Lippe beißen, um sich nicht gegen ihn zu pressen. Er war so heiß, und ihr war so kalt.
    »Ich komme da nicht mit«, sagte sie.
    »Ich auch nicht«, bekannte Teo, und der heiße Hauch seines Atems an ihrer Wange wärmte Gina bis in ihre eisigen steifen Zehen. »Dies sind aztekische Figuren. Allerdings kapiere ich nicht, wieso ein Azteke das hier zeichnen sollte.«
    Er fasste an ihr vorbei und tippte auf den Kopf des Mann-Hundes, dann auf das La -Symbol. Sein Arm ruhte auf ihrer Schulter; Gina wollte den Kopf wenden und das Gesicht daran reiben.
    »Gibt es so etwas wie einen Nahual?«
    »Ja, den gibt es. Allerdings weiß ich nicht viel darüber, da mein Fachgebiet Geschichte und Schriften der Azteken ist. Der Nahual ist ein mystisches Wesen.«
    »Ein Gott?«
    »Nein. Ein Nahual war ein Geist, der die Form eines Tieres annehmen konnte. Ein Wächter. Jedem Menschen wurde sein eigener Nahual zugeordnet, dessen Gestalt sich nach dem Tag der Geburt im aztekischen Kalender richtete. Wurde man zum Beispiel am Tag des Hundes geboren, verkörperte der Nahual einen Hund.«
    Gina studierte das Bild mit gerunzelten Brauen. »Denkst du, dieser Kerl wurde am Tag des Hundes geboren?«
    »Könnte sein.«
    »Das würde bedeuten, dass diese Hieroglyphe sich auf eine einzelne Person bezieht, und nicht auf eine ganze Armee.«
    »Möglich. Ein Nahual wurde als extrem persönlich erachtet. Nichts, das man publik machte oder an Wände zeichnete. Ein Azteke hätte nur mit einem sehr engen Freund oder Verwandten über seinen Nahual gesprochen.«
    Gina zog die Schultern hoch; durch die Bewegung glitt ihr Rücken wieder über Teos Brust, wodurch eine Reibung entstand, die sie so dringend weiterspüren wollte, dass sie augenblicklich damit aufhörte. »Das heißt doch nicht mehr, als dass derjenige, der das gemalt hat, sein Kumpel gewesen sein muss.«
    »Hmm«, brummte Teo, und die Vibration seiner Brust brandete Ginas Wirbelsäule hinauf bis in ihren Nacken und verursachte ihr am ganzen Körper eine wohlige Gänsehaut.
    Wieder fast geistesabwesend massierte er ihre Schultern und Arme. War sie erschaudert? Sie hatte es nicht bemerkt.
    »Ich muss mich mit einem Experten über das hier beraten.«
    Teos rechte Hand glitt von ihrem Arm. Sie wollte sie nehmen und dorthin zurücklegen. Er stieß eine Verwünschung aus, und als Gina den Kopf nach hinten wandte, sah sie, dass er auf sein Handy starrte.
    »Kein Empfang«, brummte er.
    Sie ließ den Blick über die Höhlendecke wandern, unter der sie sich befanden. Wie um alles in der Welt konnte er annehmen, hier Netzzugang zu haben? Der Mann war so klug und gleichzeitig manchmal so weltfremd. Warum bloß weckte das in ihr das Verlangen, ihn in die Arme zu schließen?
    Gina seufzte. Sie war in echten Schwierigkeiten.
    Teo steckte das Telefon weg.
    Sie wollte schon weitergehen, als er den Druck der linken Hand, die noch an ihrem Arm lag, verstärkte.
    »Warte«, sagte er mit dieser heiseren Stimme, die sie vor Sehnsucht fast vergehen ließ. »Zuerst berichte zu Ende, was genau du gesagt und getan hast.«
    Gina hielt den Blick auf die Hieroglyphen vor ihr fixiert, während sie zurückdachte. »Ich kombinierte das, von dem ich dachte, dass es Nahua heißt, mit dem Symbol, von dem du sagtest, es stelle den L-Laut am Ende eines Wortes dar, und heraus kam Nahual. Dann hörte ich ein Klicken …« Sie wies mit dem Kinn in Richtung Grabkammer. »Dort hinten. Gleich darauf heulte etwas, dann kam der dunkle Rauch, der aus dem Loch entwichen ist, das sich unter mir aufgetan hatte, und sich an mir vorbeigewälzt hat.«
    »Hmm«, murmelte er wieder. »Worte können keine Grabkammer öffnen.«
    »In dem Film schon.«
    »Ich vermute mal nicht, dass die Azteken den gesehen haben.« Gina blickte über ihre Schulter, um festzustellen, ob er scherzte, aber Teo starrte weiter mit unbewegter Miene auf die Hieroglyphen. Sie bezweifelte, dass er überhaupt wusste, was er gesagt hatte. Das Einzige, was ihn interessierte, war die Wand. »Hast du etwas angefasst?«
    »Ja.« Gina deutete auf die Stelle unter der Mann-Hund-Figur, woraufhin Matt die Hand ausstreckte, um sie ebenfalls zu berühren.
    Ihre Finger trafen sich, ihre auf dem Rückzug, seine auf dem Vormarsch. Beiden stockte der Atem. Plötzlich ertönte über ihnen ein mehrmaliges dumpfes Stampfen, dicht gefolgt von einem lauteren Rumsen rechts von

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