Wolfsflüstern (German Edition)
Dinge auf die Art zu zeichnen, wie er es getan hatte. Die Hieroglyphen konnten entziffert werden, allerdings nur von einem sehr eingeschränkten Kreis. Die Gefahr, dass der Nahual je befreit würde, war sehr gering. Doch sie bestand. Allerdings hatte es annähernd fünf Jahrhunderte gedauert.
Leider half ihnen das jetzt auch nicht weiter.
»Wie sperrt man ihn wieder ein?«, fragte Matt. »Wissen Sie das?«
Isaac schüttelte den Kopf.
Mist!
»Was wurde aus seiner Werwolf-Armee?«, erkundigte sich Gina.
»Ohne den Tangwaci Cin-au’-ao, der für weiteren Nachschub hätte sorgen können …« Isaac zuckte mit den Achseln. »Über kurz oder lang wurden die, die er erschaffen hatte, zur Strecke gebracht und ausgelöscht.«
»Er hat sie erschaffen«, murmelte Gina, »indem er sie umbrachte.«
»Die klassische Werwolf-Regel besagt, dass ein Biss erforderlich ist«, ließ sich McCord vernehmen.
»Ich denke nicht, dass sich die klassische Werwolf-Regel in diesem Fall anwenden lässt«, widersprach Matt.
»Andererseits würde sie erklären, was dort draußen passiert ist.« Gina wies zum Fenster. Die Wölfe folgten ihrer Hand mit den Augen, als wäre sie ein Hundeleckerli.
»Inwiefern?«, fragte McCord. »Erklär es mir.«
»Der Tangwaci Cin-au’-ao hat Ashleigh getötet. Dann ist sie …« Gina schaute Hilfe suchend zu Matt.
»Auferstanden?«, schlug er vor.
»Sie ist auferstanden und getürmt. Was das einzelne Paar Fußabdrücke erklärt, die von dem Pferd wegführten.«
»Zu diesem Zeitpunkt war Mel bereits tot«, fügte Matt hinzu.
»Also ist sie zu ihm gegangen, anschließend sind sie zusammen …« Sie ahmte mit zwei Fingern rennende Beine nach.
»Was gleichzeitig die zwei Paar Abdrücke erklärt, die wegführen von dem …« Matt brach ab und sah Gina an.
»Fleck?«
Er neigte den Kopf zur Seite und bedachte sie mit einem Blick, der besagte: Ist das das Beste, mit dem du aufwarten kannst? Gina spreizte die Hände.
»Was es allerdings nicht erklärt …«, McCord betonte das letzte Wort mit einem sarkastischen Feixen, »… ist, wie er sie getötet hat.«
»Nun, ich würde meinen, dass die herausgerissenen Kehlen ein recht zuverlässiger COD waren.«
»So, würdest du meinen«, äffte McCord ihn nach. »Und was hat Cash On Delivery mit all dem zu tun?«
»Cause Of Death, Todesursache«, übersetzte Gina. Als McCord sie daraufhin mürrisch ansah, verdrehte sie die Augen. »Schau gelegentlich mal eine Folge CSI , anstatt dir nächtelang Poker in der Glotze reinzuziehen.«
»Ich verstehe noch immer nicht, wie ein Wusch und ein Heulen jemandem die Kehle rausreißen könnten«, beharrte McCord.
Als alle verstummten, ersetzte er sein Stirnrunzeln durch ein Hochziehen der Brauen,
»Nur weil Amberleigh und Melda nicht gesehen haben, wie Ashleigh und Mel von jemandem …«, Gina schluckte hörbar, »… beziehungsweise von etwas attackiert wurden, heißt das nicht, dass es nicht passiert ist.«
»Es gibt keine Spuren außer denen der Opfer«, sagte McCord. »Keine von Menschen und keine von Wölfen.«
Eines musste Matt dem Kerl lassen, er war schlauer als er aussah.
»Da unten war nichts«, sagte Gina. »Als wir zu der offenen Tür gelangten, war nichts dahinter.« Sie wandte sich Isaac zu. »Was haben die Ute damals dort eingeschlossen?«
Isaac zog die Mundwinkel nach unten, wodurch sich die unzähligen Falten in seinem Gesicht vertieften. »Er war ein Mann, zumindest zeitweise.«
»Könnte der Zauberer getötet worden sein?« Die Frage kam von McCord, der die mit Silber geladene Flinte fixierte, die sein Großvater neben sich auf die Couch gelegt hatte.
»Wäre das möglich, hätte keine Notwendigkeit bestanden, ihn einzuschließen«, gab Isaac zu Recht zu bedenken.
»Ein Mensch, selbst wenn er zum Teil ein Wolf war, wäre längst zu Staub zerfallen«, sagte Matt. Zumindest wäre nicht mehr als ein Haufen Knochen übrig.
»Er war unbezwingbar«, betonte Isaac. »Unsterblich. Ich bin sicher, er ist mehr als Staub.«
»Schwarzer Rauch driftete aus dem Loch.« Gina hob eine Schulter. »Es könnte eine Staubwolke gewesen sein.«
»Diese Kaverne war jahrhundertelang verschlossen«, bemerkte Matt. »Vielleicht war es wirklich nur Staub.«
Ginas Blick zuckte zum Fenster, dann wieder zurück. Sie schien zu zögern, mit sich zu ringen, doch schließlich platzte sie heraus: »Was immer da um mich herumgewirbelt ist, es hat meinen Namen geflüstert, dann ist es nach oben und aus dem Loch
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