Wolfsflüstern (German Edition)

einen Werwolf sahen, anderes gedacht haben, als dass ihnen ein Gott erschienen war?«
    »Warten Sie eine Sekunde. Wer hat irgendetwas über einen Werwolf gesagt?«
    Matt hatte es gedacht, aber nicht laut ausgesprochen.
    »War ich zu vorschnell? Ich bitte, das zu entschuldigen, aber ich hasse es, Zeit zu verschwenden. Der einzige Grund, aus dem Isaac mich anrufen würde, ist, um meine Hilfe zu erbitten. Eine Hilfe, die nur ich geben kann.«
    »Von welcher Art Hilfe sprechen wir?«, erkundigte sich Matt. »Isaac hat mich nicht darüber aufgeklärt, was genau Sie tun.«
    »Ich töte Monster.«
    Stille fraß sich durch die Leitung.
    »Gehe ich falsch in der Annahme, dass ihr bei euch ein Werwolf-Problem habt?«, unterbrach Mandenauer schließlich das Schweigen. »Die Hieroglyphen, die Sie beschrieben – der Mann mit dem Wolfsgesicht, das übernatürlich große Wesen, das Wort Nahual –, erwecken diesen Eindruck.«
    »Ich … äh … nun ja …«
    »Sind tote Menschen verschwunden? Scheinen ihre Leichen aus eigener Kraft getürmt zu sein?«
    »Woher wissen Sie das?« Das war einer der verrückten Teile, die Matt ausgespart hatte.
    »Nachdem ein Mensch gebissen wurde, verwandelt er sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Ob im Mondlicht, ob bei Sonnenschein, ob bei Regen, ob tot oder lebendig, das Opfer durchläuft die Transformation. Danach geschieht dies nur noch im Schein des Mondes, aber das erste Mal ist anders – da müssen sie töten. Später reicht es, wenn sie frisches Blut zu sich nehmen, wenngleich die meisten dennoch töten. Sobald der Dämon Werwolf sie in seinen Klauen hält, lieben sie es.«
    »Was wissen Sie noch über den Nahual?«, fragte Matt.
    »Es ist ein Zauberer, der mit jedem Tod stärker wird. Menschenopfer steigern seine Macht. Blut und Fleisch halten ihn am Leben.«
    »Ein Kannibale.«
    »Mehr oder weniger«, stimmte Mandenauer zu.
    »Aber wie kann eine Rauchwolke töten?«
    »Die Ute haben die Kreatur mit Hilfe von Magie gebannt. Die Details des Zaubers könnten die visuelle Erscheinung des Nahual erklären, beziehungsweise deren Fehlen. Allerdings blieben keine Aufzeichnungen den Zauber betreffend erhalten, und der Schamane, der ihn beschwor, wurde kurze Zeit später exekutiert.«
    »Er rettet ihnen den Arsch, und sie bringen ihn zum Dank um?«
    »Die Ute verstanden, dass das, womit sie es zu tun hatten, etwas war, das niemals wieder freikommen durfte. Die Folgen könnten katastrophal sein.«
    »Inwiefern?«
    »Soweit meine Leute das bisher eruieren konnten, ist der Nahual unbezwingbar.«
    Dieser Mandenauer verfügte über Leute ? Das war fast so beunruhigend wie das, was diese Leute entdeckt, besser gesagt nicht entdeckt hatten.
    »Niemand ist unbezwingbar«, widersprach Matt. »Jeder Größenwahnsinnige der Geschichte musste das lernen.«
    »Es gibt für alles ein erstes Mal«, brummte Mandenauer. »Trotzdem würde ich es vorziehen, wenn es nicht während meiner Lebenszeit passiert.«
    »Was wird der Nahual tun?«
    »Mehr von seiner Art erschaffen, eine Armee ausheben, nach der Weltherrschaft streben.«
    »Warum?« Über die Welt zu herrschen war Matts Auffassung nach schon immer ein beschissener Job gewesen.
    »Es ist das, was Größenwahnsinnige nun mal tun.«
    »Was ist mit den anderen? Wir haben hier Werwölfe im Hof, und ein paar von ihnen haben die Augen unserer Freunde.«
    »Es ist grauenvoll, die Augen eines Freundes im Gesicht eines wilden Tiers zu sehen. Das habe ich schon viele, viele Male erlebt. Direkt bevor ich ihnen eine Kugel in den Kopf jagte.«
    Matt zuckte zusammen. Ashleigh mochte eine taube Nuss gewesen sein, trotzdem wollte er ihren Tod nicht. Und Mel – mit Mel konnte man Riesenspaß haben.
    »Gibt es keinen anderen Weg?«
    »Um sie zu eliminieren?« Mandenauer klang verwirrt.
    » Als sie zu eliminieren. Können wir sie nicht heilen?«
    »Doch, natürlich.«
    Matt rieb sich über das Gesicht. Versuchte der alte Knacker, ihn irre zu machen?
    »Jedoch ist diese Heilmethode … ungewöhnlich. Es kann nur einer nach dem anderen geheilt werden, zudem erfordert sie Zeit und einen körperlichen Kontakt, was Probleme mit sich bringen kann.«
    Zum Beispiel, dass demjenigen, der sie anwendet, die Kehle rausgerissen wird? Matt verstand, warum das ein Problem sein könnte.
    »Manchmal ist es das Beste, sie einfach zu erschießen.«
    »Wie wäre es, wenn wir versuchten, sie zu heilen und erst dann zu erschießen, wenn ein Problem auftaucht?«
    »Klingt nach einem Plan.« Wenn