Wolfsflüstern (German Edition)
geschossen.«
Matt starrte sie an. »Warum hast du mir das nicht erzählt?«
»Hättest du mir geglaubt, bevor …?« Sie gestikulierte zu den Wölfen, zu Isaac, dann breitete sie frustriert die Hände aus.
»Ziemlich athletischer Staub«, spottete McCord.
»Der anschließend über zwei Menschen hergefallen ist und ihnen die Kehlen herausgerissen hat. Verdammt athletischer Staub!«, pflichtete Matt ihm bei.
»Der Tangwaci Cin-au’-ao ist ein Zauberer und ein Gestaltwandler«, erinnerte Isaac sie. »Er könnte zu Beginn nur Rauch gewesen sein, aber inzwischen …« Der alte Mann sah sie der Reihe nach mit seinen dunklen Augen an. »Könnte er alles sein.«
19
»Was zur Hölle sollen wir tun?«, fragte Jase.
Isaac starrte weiter aus dem Fenster, dabei strich seine Hand über das Gewehr, als wartete er nur darauf, dass die Wölfe ihm einen Anlass lieferten. Irgendeinen.
»Warum knallst du sie nicht einfach ab, Großvater?« McCord senkte den Blick zu seiner Hand, die er zu einer Waffe geformt hatte. »Peng! Peng! Peng! Wie Enten in einem Teich.«
Isaac sah nicht einmal in seine Richtung. »Sie sind nicht dumm. Wenn ich einen erschieße, werden die anderen sich zerstreuen. Ich habe sie lieber da, wo ich sie sehen kann.«
Matt konnte das nachvollziehen, allerdings ließ sich nicht abschätzen, wie viele weitere, die sie nicht sehen konnten und von denen sie nicht einmal etwas ahnten, dort draußen in der Finsternis lauerten.
Isaacs Behauptung, diese Bestien verstünden, dass er Silberkugeln hatte und bereit war, sie zu benutzen, wies auf eine Intelligenz von menschlichem Ausmaß hin, und das erschreckte Matt sogar noch mehr als ihre menschlichen Augen.
»Ich muss jemanden anrufen.« Isaac stand auf und übergab das Gewehr seinem Enkel.
»Wen denn?« Ginas Stimme klang hoffnungsvoll. Auch Matt fühlte Hoffnung in sich aufsteigen. Jemanden anzurufen ist produktiver, als tatenlos auf den Tod zu warten .
Er lenkte den Blick wieder zu den Wölfen. Oder darauf, wie sie zu werden …
Isaac schüttelte den Kopf und ging in Richtung Diele. In der Tür hielt er inne und taxierte Matt. »Sie sollten besser mitkommen«, meinte er. »Er könnte mit Ihnen reden wollen.«
»Von welchem Er sprichst du?«, rief Gina ihm nach, aber Isaac war bereits mit polternden Stiefeln zum Büro unterwegs.
Es gefiel Matt gar nicht, Gina in einem Raum zurückzulassen, in dem nur eine Fensterscheibe sie von den Wölfen trennte und diese geradezu dazu aufforderte sie zu zerschmettern und ihrer Armee ein paar weitere Mitglieder hinzuzufügen, auch wenn Isaac nicht glaubte, dass sie das tun würden.
»Geh.« Gina scheuchte ihn mit der Hand fort. »Wir kommen schon zurecht.«
»Bestimmt?«
»Sie ist bei mir sicherer als bei dir, Dr. Tattergreis. Schwing die Hufe.«
Gina kniff die Augen zusammen. »Ich brauche keinen Beschützer.«
McCords einzige Antwort bestand in einem Schnauben.
Schulterzuckend schaute Gina wieder zu Matt, dann wies sie mit dem Kopf zur Rückseite des Hauses. Er verließ das Zimmer. Sosehr er Jase McCord auch verabscheute, war er sich sicher, dass der Mann eher sterben würde, als zuzulassen, dass Gina etwas zustieß.
Isaac presste bereits den Hörer an sein Ohr. Als Matt eintrat, wurde am anderen Ende der Leitung offenbar abgenommen.
»Edward«, sagte Isaac. »Er ist entkommen.«
Im Wohnzimmer war es so still, dass Gina Isaac in der Ferne sprechen hörte. Sie verstand nicht, was er sagte, hoffte aber, dass das, was ihm der, mit dem er telefonierte, riet, helfen würde.
»Ich werde nach Fanny und den anderen sehen.« Gina ertrug es keine Minute länger, einfach herumzusitzen, während diese Bestien sie beobachteten.
Jase hob nur die Hand, als sie hinausging, dabei hielt er den Blick weiter auf das Fenster fixiert und die andere Hand an der Schusswaffe.
Oben überprüfte sie jedes Zimmer. Derek war eingenickt, und der flimmernde Fernseher warf blaue Streifen auf sein schlaffes Gesicht. Er sah noch jünger aus als er war. Wie ein verlotterter, barfüßiger Schlumpf in schmuddeligen Jogginghosen.
Gina zog leise seine Tür zu. Sie musste ihn lebend hier rausbringen.
Fanny schlummerte in dem Schaukelstuhl, den sie vor Amberleighs Zimmer geschleift hatte. Ein kurzer Blick nach drinnen ergab, dass das Mädchen noch immer am Daumen nuckelte; der Mond, der durch das Fenster schien, ließ erkennen, dass sich Tränen ihren Weg über ihr Gesicht gebahnt hatten. Doch sie schlief, genau wie die anderen, und mit ein
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