Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
nicht.
    Ichüberlegtekurz,obichzunaheamAbgrundzwischenMenschundPsychopathtanzte.Manchmalgrübelteichdarübernach.Meistensspätnachts,wennichalleinwar,seltener,währendichjagteundübermirdersilbrigeMondhellamHimmelleuchtete und die Erinnerungen lebendig waren in meinem Kopf.
    Damien öffnete die Tür. Sie war nicht abgeschlossen gewesen. Nichts Ungewöhnliches in einer Stadt wie dieser, da war ich mir sicher. Aber in Anbetracht der seltsamen Versammlung da unten und der noch seltsameren Kreaturen, die durch den Wald streiften, würde ich von nun an zusperren.
    Er griff nach drinnen und knipste das Licht an. Ich wünschte, er hätte das nicht getan. Ich konnte den Anblick von Blut bei elektrischer Beleuchtung nicht ertragen. Zu viel Erinnerung, zu viel Schmerz, so verdammt rot, dass es mir in den Augen wehtat. Ich fasste an ihm vorbei, in der Absicht, es auszuschalten.
    Seine Finger schlossen sich um mein Handgelenk und drückten zu. Im Bruchteil einer Sekunde war die Faszination wieder da, und zwar so übermächtig, dass ich mich ihm nicht entziehen konnte. Er hätte mich mühelos umbringen können, während ich dastand und darüber sinnierte, wie sein Mund wohl schmecken, wie seine Haut sich anfühlen mochte.
    „Was tun Sie da?“
    Er hatte die Stimme zu einem Knurren gesenkt, das sich wie eine fühlbare Schallwelle über meine Haut kräuselte. Er war so nah, dass ich seine Hitze fühlen, seine Haut riechen konnt e – eine berauschende Mischung aus Luft und Wasser mit einem Hauch von Pinie. Oder war das nur der Duft des Windes?
    Da er meine rechte Hand fest umfasst hielt, kroch meine linke zu der Pistole in meinem Kreu z – nicht der bequemste Ort, um eine zu tragen, aber definitiv der geheimste.
    Wegen des geringeren Lärms hatte ich vorgehabt, mein Messer zu benutzen, aber ich konnte meinen Stiefel nicht erreichen. Was meine linke Hand betraf, war sie so gut wie lahm. Trotzdem sollte es mir aus dieser Nähe mühelos gelingen, eine vitale Stelle zu treffen.
    Ich sah in seine Augen. Wusste er, wer ich war? Warum ich hergekommen war? Wie mein Plan aussah? Ich konnte es nicht sagen. Es war nicht wichtig. Meine Finger schlossen sich um den Griff meiner Pistole.
    „Sie sollten Ihre Haare wachsen lassen.“
    Ich zuckte zusammen, als ungebeten ein Bild durch meinen Kopf huschte. Mein zweiundzwanzigjähriges Ich, das teilnahmslos in den Badezimmerspiegel starrte, während es mit einem Fleischermesser seinen Zopf abhackte. Ich erschauderte trotz der Hitzewellen, die von Damien abstrahlten wie aus einem offenen Ofen.
    Er gab mein Handgelenk frei. Ich hätte ihn in diesem Moment erschießen, dafür sogar meine gute Hand benutzen können. Aber er strich mit der Handfläche über mein stoppelkurzes Haar, dann glitten seine Knöchel hinunter zu meiner Wange.
    Ich konnte mich nicht rühren, konnte kaum denken. Sein Oberschenkel streifte meine Hüfte, sein Atem küsste meine Schläfe, und ich wich nicht zurück, dachte noch nicht mal daran, ihm eine zu knallen.
    Ich war seit Jahren nicht mehr berührt worden, hatte nicht berührt werden wollen. Warum von ihm? Warum jetzt?
    Ich gierte danach, seine Haut an meiner zu spüren, während mich gleichzeitig ein heftiger Adrenalinstoß dazu drängte, ihn zu töten. Ein kleiner, gesunder Teil meines Verstands überlegte, ob er mein Bewusstsein manipulierte. Vielleicht war es das, was die Werwölfe hier in Crow Valley planten.
    Er drehte die Hand, und ich erhaschte einen Blick auf etwas Funkelndes, das ich vorher nicht gesehen hatte, etwas, das mich die Finger von der Pistole nehmen ließ.
    Er trug einen Ring. Einen Ring aus Silber .
    Jeder Idiot wusste, dass ein Werwolf niemals Silber tragen würde.

6
    Entsetzt über das, was ich beinahe getan hätte, stand ich wie erstarrt im grellen, künstlichen Licht. Es gab einen Grund, warum mir verboten war, sie zu töten, bevor ich sie sich hatte verwandeln sehe n – einen Grund, den ich vergessen hatte. Fehler kamen vor, sie unterliefen selbst den fähigsten Agenten.
    Wenn ich einen unschuldigen Menschen tötete, wäre ich damit keinen Funken besser als die Bestien, die ich jagte. Ich hasste sie, aber jetzt im Moment hasste ich mich selbst auch.
    „Was ist los?“ Damien legte die Hand auf meine Schulter und drückte sie ermutigend. Ich hatte keine Ahnung, warum er so nett zu mir war. Ganz gewiss verdiente ich es nich t – selbst ohne die Pistole in meiner Hose.
    „Nichts.“
    „Sie sind ganz blass geworden. Sind Sie krank?“
    Sehr

Weitere Kostenlose Bücher