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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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befahl Jessie. „Womit haben wir es dieses Mal zu tun?“
    „Ich bin mir nicht ganz sicher.“ Will stellte seine Tasse auf den Tisch, weit weg von seinen kostbaren Papieren. „Der Legende nach war der erste Weendigo ein grimmiger Krieger, der nach einer besonders grausamen Schlacht gegen menschliche Feinde ein Stück Fleisch von einem gefallenen Gegner abhackte und aß, um den anderen zu zeigen, dass sie besiegt waren.“
    „Das dürfte funktioniert haben“, murmelte ich.
    „Das Problem war nur, dass der Krieger den Geschmack von Menschenfleisch mochte, und so begann er, entgegen der Warnungen der Stammesältesten, Leute abzuschlachten, um sie zu essen.“
    Ich dachte an den braunen Werwolf. Hatte er eine n – besser gesagt neu n – seiner Artgenossen gefressen?
    „Nach einer Weile bestimmte das Große Mysterium, dass jeder Mensch, der sich wie ein wildes Tier benahm, auch wie eines aussehen sollte, und so wurde der Krieger zum Weendigo. Dazu verdammt, in den Wäldern und der Ödnis des Nordens umherzustreifen, für immer zu jagen, für immer zu hungern, weil keine Menge an Menschenfleisch jemals genug sein würde.“
    Will durchstöberte die Papiere, die über den Küchentisch verteilt lagen, dann zog er eins heraus und reichte es Jessie. Ihre Brauen schossen nach oben. Schließlich gab sie es an mich weiter.
    Weendigo , lautete die Überschrift. Zum Glück. Weil ich nämlich hätte schwören können, dass die Kreatur ein Werwolf war.

11
    Nun, vielleicht nicht hundertprozentig ein Werwolf. Das Geschöpf auf der Zeichnung wirkte gleichzeitig menschlich und wölfisch und dabei sehr, sehr dünn. Ich schätze, das war die Folge, wenn einen das Große Mysterium dazu verdammt, für immer hungrig zu sein.
    Ich gab Will das Papier zurück. „Also, was bedeutet das für uns?“
    „Die Legende spricht von einem menschenfressenden Menschen, der sich in ein wildes Tier verwandelt. Wir haben es mit einem Werwölfe fressenden Werwolf zu tun, der sich in einen Menschen verwandelt. Reiner Zufall?“
    „Vermutlich nicht“, sagten Jessie und ich unisono.
    Will ließ den Blick zwischen uns hin- und herwandern. „Ich glaube das auch nicht.“
    „Aber was bedeutet es dann?“, wiederholte ich.
    „IchmussnochweitereNachforschungenanstellen.“ErschnapptesicheinenNotizblock,griffnachdemBleistifthinterseinemOhrundrunzeltedieStirn,alserdortnurLuftvorfand.JessiehobeinenvomBodenaufundgabihnihmkommentarlos.
    Die beiden wären süß gewesen, wenn ich auf so was gestanden hätte.
    Willfingan,lautzudenkenundsichdabeiNotizenzumachen.„BeimletztenMalbenötigtensieeineWerwolfarmee,rekrutiertzwischendenbeidenMondeneinesBlauen-Mond-Monats.“
    Ich kannte mich mit den lunaren Details aus. Ich konnte keine Werwolfjägerin sein, ohne mich damit auszukennen. Zwei Vollmonde innerhalb eines Monats machten den zweiten zu einem Blauen Mon d – für viele eine ebenso seltene wie magische Begebenheit.
    „Die Nacht des Blauen Monds“, fuhr er fort. „Ein Matchi-auwishuk-Totem, Wolfsclan, das Blut des einen, der dich liebt.“
    „Wie reizend“, spottete ich.
    „Nicht wirklich“, erwiderte Jessie. „Es war mein Blut, hinter dem sie her waren.“
    „Und was ist mit dem Wolfsclan?“
    Jessie richtete einen Daumen auf Will. Er kritzelte noch immer vor sich hin, deshalb bemerkte er es nicht.
    „Irgendwann müssen Sie mir mal die ganze Geschichte erzählen“, meinte ich.
    „Irgendwann“, stimmte Jessie in einem Tonfall zu, der sehr deutlich besagte: aber erst, wenn die Hölle gefriert. Ich konnte nicht behaupten, dass ich ihr das verübelte. Ich hatte selbst niemandem, nicht einmal Edward, die ganze Wahrheit über meine eigene erste Begegnung mit den Werwölfen erzählt.
    „Dieses Mal ist es ein Werwölfe fressender Werwolf un d … “ Will runzelte die Stirn und starrte ins Leere. „Was haben wir für einen Monat, Jessie?“
    Was haben wir für einen Monat ? Mann, der Typ würde mich in den Wahnsinn treiben. Hübsch kompensierte halt nicht alles.
    „Anfang Oktober“, antwortete sie.
    „Und der Mond?“
    „In acht Tagen voll.“
    „Also hat, was auch immer da vor sich geht, um den Erntemond herum begonnen, und wird, falls sie sich an ihren ursprünglichen Plan halten, während des Jagdmonds zu Ende gehen.“
    „Der Blutmond“, sagte ich leise.
    Er blinzelte, dann sah er mich stirnrunzelnd an. „Ja.“
    „Ich hasse es wirklich, wie das klingt“, meinte Jessie.
    „Das sollten Sie auch.“
    Meine Familie war in der Nacht des

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