Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
versuchte, seine Stimme zu hören. Idiotisch, aber ich vermisste ihn. Früher hatte ich mich aus einer abergläubischen Angst um sein Leben heraus geweigert, Edward nahe an mich heranzulassen. Aber im Lauf der Jahre hatte er sich Gefahren gestellt, von denen ich noch nicht einmal wusste, und war trotzdem immer noch putzmunter. Also hatte ich mir gestattet, ihn ins Herz zu schließen.
    Jessie erklärte gerade, was Will entdeckt hatte. „Gibt es irgendwelche anderen protokollierten Fälle von Werwolf-Kannibalismus?“ Sie lauschte. „Okay, danke.“
    „Und?“, fragte ich.
    „Nichts. Es ist schon vorgekommen, wenn auch selten, dass Werwölfe von anderen getötet wurden, aber niemals gefressen. Mandenauer ist besorgt. Von der Norm abweichendes Verhalten ist immer eine schlechte Sache.“
    „Ich werde mal mit ein paar Stammesältesten reden“, meinte Will. „Mal sehen, was sie über Weendigos wissen. Vielleicht bekomme ich ja einen Hinweis, wo wir anfangen sollten mit unserer Suche nac h … was auch immer.“
    „Wir werden uns auch mal umhören“, sagte Jessie.
    „Wir?“, fragte ich.
    „Ja, wir . Sprechen Sie mit den Gästen in der Bar. Seien Sie höflich und nett.“ Sie runzelte die Stirn. „Vielleicht sollte ich das selbst machen.“
    Will lachte. „Lieber nicht, Jess. Du bist nicht gerade gut im Umgang mit Menschen.“
    Noch eine Gemeinsamkeit zwischen uns.
    „Wenn es sein muss, bin ich ein wandelnder Knigge“, protestierte sie.
    Will und ich schnaubten wie auf Kommando.
    Jessie setzte ein finsteres Gesicht auf. „Ist ja auch egal. Also Leigh, finden Sie raus, wer neu ist und wer nicht. Fragen Sie, ob es irgendwelche seltsamen Vorkommnisse gegeben hat.“
    „Wie zum Beispiel?“
    „Unerklärbares Verschwinden?“
    „Haben Sie die Vermisstenanzeigen nicht überprüft?“
    „Es gibt keine.“
    Ich glotzte sie an. „Abe r … das ist unmöglich.“
    Sie zuckte die Achseln. „Die Stadt ist voll von Wanderarbeitern. Niemand würde sie als vermisst melden.“
    Das leuchtete mir ein. Aber trotzde m …
    „Ich fahr Sie zurück zur Bar“, schlug Jessie vor. „Sie können sich dort mal umhören. Ich kümmere mich um die Läden in der Stadt.“
    „Warum muss ich die Bar übernehmen? Ich trinke so gut wie nichts.“
    „Umso besser. Alkohol zerstört die Gehirnzellen, und Sie haben jetzt schon nicht mehr viele.“
    Ich sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Ist schon klar, Sie wollen sie mit Ihrem sprühenden Witz und freundlichen Auftreten für sich gewinnen. Ich sehe es praktisch vor mir.“
    Sie hätte fast gelacht, beherrschte sich jedoch. „Kommen Sie, bringen wir es hinter uns.“
    Eine halbe Stunde später stand ich draußen vor der Bar, während die Rücklichter von Jessies Streifenwagen über die Good Road verschwanden. Auf dem Parkplatz standen bereits ein paar einzelne Autos.
    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Es ging auf vier zu. Nicht gerade die Hauptbetriebszeit in einer Kneipe. Ich beschloss, nach oben zu gehen, mir die Dusche zu genehmigen, die ich am Morgen nicht geschafft hatte, meine E-Mails zu checken und ein bisschen Papierkram zu erledigen.
    Ich nahm an, dass ich am ehesten etwas in Erfahrung bringen würde, wenn die Gäste betrunken wären. Außerdem wollte ich mir lieber einen voll besetzten Raum vorknöpfen als einen einzigen Tisch. Ich wollte auf einen Rutsch mit so vielen Leuten wie möglich reden.
    Ich trat ins Zimmer und wusste sofort, dass irgendwer drinnen gewesen war. Damien? Oder jemand anders?
    Nichts war in Unordnung gebracht worden. Nicht wirklic h – obwohl ich hätte schwören können, dass ich meinen Laptop in einem schrägen Winkel auf dem Küchentisch zurückgelassen hatte und nicht in einer pedantisch genauen Linie parallel zur Tischkante. Allerdings war ich ein pedantischer Mensch, deshalb war es möglich, dass ich es getan hatte, ohne es zu merken. Trotzdem zog ich meine Pistole und überprüfte sorgfältig das Apartment, doch wer auch immer ohne mich hier gewesen war, hatte inzwischen das Weite gesucht.
    Ich starrte auf meinen Laptop. Selbst wenn jemand das Ding geöffnet, angeschaltet und damit herumgespielt hätte, würde er nichts gefunden haben. Ich wusste, wie ich meine Dateien schützen musste. Das hatte ich sogar schon vor meinem Computer-Training bei den Jägersuchern gewusst.
    Trotzdem fuhr ich den Computer hoch und kontrollierte rasch meine Daten. Es war alles da, und ich konnte auch keinen Hinweis darauf entdecken, dass

Weitere Kostenlose Bücher