Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang
lautlos gefolgt?
„Fass mich nicht an“, wisperte ich.
Ich ertrug es nicht, von irgendwem berührt zu werden, wo Hector mich berührt hatte.
„Tut es weh?“
„Natürlich nicht. Es ist schon Jahre her.“
In Wahrheit hatte mir das Ding immer wieder wehgetan, seit ich den weißen Wolf gesehe n – oder ihn mir eingebilde t – hatte. Aber das würde ich niemals jemandem gestehen.
„Wenn es dir nicht wehtut, warum kann ich dich dann nicht anfassen?“
„Was zur Hölle glaubst du wohl? Weil sie hässlich ist. Ich bi n – “
Ich brach ab. Ich hatte Sex gewollt und ihn bekommen. Zeit zu gehen.
„Auch ich habe Narben“, sagte er leise.
Ich hob den Blick. Er zeigte auf seinen Oberschenkel, wo eine feine, weiße Linie die Haut verunzierte. Ich schnaubte. „Das ist ein Kratzer.“
Tatsächlich war sein Körper verdammt makellos. Wie hatte er es bloß geschafft, die Zwanzig plus irgendwas zu erreichen, mit nur einer einzigen kleinen Narbe?
„Ist es das, was du so dringend vergessen willst?“, fragte er.
„Ich werde niemals vergessen.“
Wie sollte ich auch? Die Narbe würde mich für immer begleite n – zusammen mit meinen Erinnerungen.
„Hat einer der Wölfe dich verletzt?“
Ich erstarrte, während ich gerade mein T-Shirt anzog. „Was für Wölfe?“
„Die, hinter denen du her bist.“
Ein Frösteln kroch über meine Haut. Wie konnte er wissen, wer ich war?
Dann fiel mir wieder ein, was ich vor lauter Sex vergessen hatte: die Waffe hinter dem Spülkasten. Die einzelne Silberkugel, die ich bereits benutzt hatte. Ich log ihn vielleicht an, aber er tat mit mir dasselbe.
Ich zog mich fertig an. Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen.
Damien zündete sich eine Zigarette an, stellte sic h – nack t – ans Fenster und ließ den Rauch durch die Nase entweichen. Er bot mir einen Zug an, aber im Moment wollte ich mit meinem Mund nichts berühren, was er zuvor mit seinem berührt hatte. Es könnte mich dazu animieren, ihn an andere Stellen zu legen.
„Wer bist du?“, fragte ich.
Er zuckte mit den Schultern, sodass sich seine Muskeln anspannten und wieder lockerten. „Niemand.“
„Warum hast du dann die Waffe versteckt?“
Er runzelte die Stirn. „Welche Waffe?“
Die vollkommene Verwirrung in seinen Zügen ließ mich innehalten. „Äh, die hinter dem Spülkasten.“
Er hob erst eine Braue, dann seine Zigarette an die Lippen. Langsam atmete er ein, dann wieder aus. „Wann warst du in meinem Bad?“
Ups . Ich beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen. Zumindest bei einer Sache.
„Ich bin eingebrochen.“
„Wegen eines Badezimmernotfalls?“
„Nicht ganz.“
„Was dann?“
Ich wusste nicht, wie ich ihm erklären sollte, weshalb ich seine Sachen durchstöbert hatte. Ich hatte einen guten Grund gehabt, aber keinen, den ich ihm verraten konnte.
Die Jägersucher waren eigentlich eine geheime, Monster jagende Organisation. Geheim . Nur für Eingeweihte. Und es gab keine Veranlassung, ihn einzuweihen.
„Ich möchte dir eine Frage stellen“, sagte Damien leise.
„Schieß los.“ Ich konnte es kaum erwarten, das Thema zu wechseln.
Er presste Daumen und Zeigefinger über dem glimmenden Stummel zusammen. Ich blinzelte. Das musste wehtun, aber er zuckte mit keiner Wimper. Ich dachte daran zurück, wie seine vernarbten, rauen Hände über meinen Körper getanzt waren. Vielleicht fühlte er inzwischen keinen Schmerz mehr.
Nachdem er die Zigarette ausgemacht hatte, schnipste er den Stummel auf den Boden. Es landete zwischen meinen Füßen.
„Wölfe töten und verbrennen. Einbruch.“ Er kam auf mich zu und blieb so nah vor mir stehen, dass ich den Rauch in seinem Atem riechen konnte. Ich wollte über seine Zähne lecken. „Mein Zimmer durchsuchen und eine Schusswaffe finden.“
Er berührte mich nicht, musste das gar nicht. Sein Duft, seine Hitze, all diese verführerische blasse Haut, diese ausgeprägten Muskeln reichten vollkommen. Mein Körper brannte vor Verlangen.
Er senkte die Stimme, sodass ich die Ohren spitzen musste, um ihn zu verstehen. „Wer bist du , Leigh?“
Gefahr, Gefahr. Höchste Zeit, noch ein bisschen mehr zu lügen.
„Ich hab es dir schon gesagt. Ich arbeite für das DNR . Die Wölf e … “
MeinKopfwarvölligleer.WiewarnochmalmeineTarnung?
„Genau“, sagte er. „Dieser neue Tollwuterreger.“
„Ja.“ Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus.
„Wo ist die Waffe?“, fragte er.
Verdammt.
„Ic h – äh m – habe sie
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