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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Rang in der Midewiwin.“
    „Auf Englisch bitte“, wies Jessie ihn an.
    „Die Natur- und Geistheiler-Vereinigung. Früher war das eine geheime, religiöse Gemeinschaft, die sich dem Heilen durch übernatürliche Kräfte verschrieben hatte. Den Ältesten zufolge hat Cora Kopway ihr Leben damit verbracht, alte Texte zu studieren und sich in ihren Visionen mit den Geistern zu treffen.“
    „Schließt es sich nicht gegenseitig aus, Wissenschaftlerin und Seherin zu sein?“
    Will lächelte. „Nicht bei den Ojibwa. Alles steht miteinander in Zusammenhang. Das Leben ist ein Kreislau f – “
    „Ja, ja, schon gut“, fiel Jessie ihm ins Wort. „Wann können wir die Tussi treffen?“
    „Wir?“
    „Ganz genau. Bis das hier vorbei ist, lasse ich dich nicht mehr aus den Augen.“
    Er runzelte die Stirn. Öffnete den Mund, wie um zu widersprechen, klappte ihn wieder zu.
    „Sie mag dich“, sagte ich. „Das ist nicht zu übersehen.“
    Jemand rief Jessies Namen. Wir drehten uns zu der Stimme um. Ein untersetzter, älterer Mann winkte uns durch eine Lücke zwischen den Bäumen zu. Er war ein großer Kerl, aber durch seine runzlige Haut und die eingefallenen Schultern wirkte er irgendwie geschrumpft.
    Wir traten auf eine Lichtung. Drei tote Wölfe lagen auf der Erde. Ich erkannte auf den ersten Blick, dass keiner von ihnen angefressen worden war. Was hatte das zu bedeuten?
    Jessie stellte mich ihrem Hilfssheriff als Beamtin des DNR vor. Elwood schüttelte mir mit mehr Enthusiasmus die Hand als je ein Mensch zuvor. Ich befürchtete halb, dass dabei die Hörgeräte, die in seinen Ohren steckten, verrutschen könnten.
    „Wissen Sie, was hier los ist?“, fragte er.
    „Tollwut“, erwiderte ich. „Ein neuer Erreger.“
    „Ich hab noch nie gesehen, dass Wölfe sich einfach so gegenseitig umbringen.“ Er schüttelte den Kopf. „Ist irgendwie traurig.“
    Es könnte noch um einiges trauriger werden, aber das behielt ich lieber für mich.
    „Sag uns, was du weißt“, forderte Jessie ihn auf.
    „Ich hab einen Anruf von Joe Elders bekommen. Sein Hund ist weggelaufen, und als er ihn wiedergefunden hat, hat der Köter an dem hier rumgenagt.“ Elwood zeigte auf den grau-weißen Wolf, der mir am nächsten lag. „Der Hund war geimpft, deshalb droht da keine Gefahr.“
    Ich nickte. Wenn wir es wirklich mit Tollwut zu tun hätten, wäre ich darüber froh, aber so, wie die Dinge lagen, interessierte mich das nicht. „Was ist mit den anderen?“
    „Joe hat sich ein bisschen umgesehen und sie dann in der Nähe entdeckt.“
    „Sie lagen gar nicht so zusammen?“
    „Nein. Ich hab sie selbst hier rübergeschleift. Dumm von mir. Ich hätte das nicht tun sollen, oder?“
    Ich zuckte die Schultern. Überflüssig, ein Aufhebens wegen des Tatorts zu machen. Wie sollte ich erklären, was die Tat war?
    „DerErstelaghier.Einerdadrüben.“ErdeutetenachOsten.„EtwadreiMeterweg.DerandereindieseRichtung.“ErstrecktedenArmnachNordenaus.„CircasiebenMeter.Fastso,alsobderWolfihnenaufgelauerthätte,umsicheinennachdemanderenzuschnappen.“Ersahnachdenklichaus.„AbersowasmachenWölfeauchnicht.Miristsowasjedenfallsnochnichtuntergekommen.“
    „Danke Elwood“, sagte Jessie. „Wir übernehmen jetzt.“
    Er wandte sich zum Gehen.
    „Warte.“ Jessie zog das Bild von Hector aus der Hosentasche. „Hast du den hier in der Stadt gesehen?“
    Der alte Mann nahm das Foto, runzelte die Stirn, blinzelte. Ich hielt den Atem an. Wollte ich, dass er Hector gesehen hatte, oder wollte ich es nicht?
    Schließlich schüttelte er den Kopf. „Da müsste ich lügen.“
    „Kein Zweifel?“
    „Ich bin gut mit Gesichtern. Ein Kerl wie der würde auffallen.“
    Ich ließ die Luft entweichen, die ich angehalten hatte. Was jetzt?
    „Warum fragst du nicht trotzdem mal herum?“, schlug Jessie vor.
    „Sicher.“ Elwood steckte das Foto ein. „Was hat er angestellt?“
    „Nichts. Bis jetzt.“
    Der alte Mann zuckte die Achseln, dann ging er.
    Jessie wandte sich mir zu. „Er hat mehr Kontakte als ich. Er wird sich bei den Besitzern der Blockhäuser im Wald und am See umhören. Falls Hector irgendwo in der Nähe ist, wird Elwood davon erfahren.“
    Es gefiel mir nicht, die Suche jemandem zu überlassen, den ich nicht kannte, aber wenn Jessie dem Mann traute, dann tat ich das, wie ich jetzt feststellte, auch.
    Alle drei knieten wir uns neben die toten Wölfe. Sie waren auf brutale Weise umgebracht worde n – ihre Kehlen waren herausgerissen und ihre Körper

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