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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Fingerspitzen runter, und ich warf es vor Schmerz fluchend zu Boden. Ich trat die Flamme aus, dann sah ich wieder in die Richtung.
    Der weiße Fleck war noch immer da.
    Ich hob das Gesicht zum Himmel. Die Mittagssonne schien hell, auch wenn die Strahlen nicht in den Wald eindrangen. Ich zog meine Pistole und rannte los.
    Ich hätte ihnen sofort etwas zurufen, sie warnen sollen, aber ich wollte ihn töten. Ich wollte es beenden, bevor ich zusehen musste, wie noch jemand, der mir etwas bedeutete, starb.
    Die Zeit schien stillzustehen. Sie konnten noch nicht weit gekommen sein, trotzdem schien ich endlos lange zu rennen, ohne näher zu kommen.
    Der Wald lichtete sich, und da sah ich ihn. Oder glaubte es zumindest. Sprungbereit lauerte er dor t – für mich immer noch zu weit entfernt, um ihn mit einer Handfeuerwaffe zu treffen.
    „Jessie!“, schrie ich. „Wolf!“
    Ein Schuss gellte. Verwirrt musterte ich die Pistole in meiner Hand. Ich hatte ihn nicht abgegeben.
    Ein weiterer Schuss ließ mich ruckartig wieder aufsehen. Das Geschützfeuer kam aus der anderen Richtung, und der weiße Wolf war verschwunden.
    Ohne mich um den Schützen zu kümmern, rannte ich auf Jessie und Will zu. Die Schüsse hatten aufgehört. Weil sie getroffen worden waren? Oder weil der Schütze das Weite gesucht hatte?
    Ich brach durch die Bäume, sah sie auf dem Boden liegen, und mein Herz machte einen Satz. Jessie hatte sich über Will geworfen. Ihre Waffe war gezogen und zielte in die Richtung, aus der die Schüsse gekommen waren, aber als sie mich jetzt hörte, richtete sie den Lauf auf mich.
    „Runter mit dir!“, fauchte sie.
    Ich warf mich auf die Erde.
    Will machte Anstalten, aufzustehen. Jessie stieß seinen Kopf nach unten. „Nein“, sagte sie warnend.
    Wir blieben dort mindestens fünf Minuten lang liegen, die Ohren gespitzt nach dem Geräusch sich nähernder Schritt e – oder tapsender Pfoten. Nichts geschah.
    Schließlich deutete ich nach Westen. Jessie nickte, und ich kroch in das Gebüsch, während sie mir Rückendeckung gab. Ich kundschaftete unsere Umgebung aus. Zehn Minuten später kehrte ich auf die Lichtung zurück.
    „Nichts“, verkündete ich. „Keine Spur, keine Visitenkarte. Absolute Fehlanzeige.“
    Jessie erlaubte Will jetzt, sich aufzusetzen. Ihre Hände flatterten über ihn, auf der Suche nach Verletzungen.
    „Lass das.“ Er schob sie weg. „Mir geht’s gut.“
    „Was ist passiert?“, wollte sie von mir wissen.
    Ich zögerte. Es war helllichter Tag. Ich konnte den weißen Wolf nicht gesehen haben.
    Abgesehen davon war eine Schusswaffe abgefeuert worden. Ganz egal, was für ein supertoller Gestaltwandler das auch war, besaß ein Wolf nicht die erforderlichen opponierbaren Daumen, um einen Abzug zu drücken. Was er für gewöhnlich auch nicht musste, weil seine Zähne und Krallen, Geschwindigkeit und Beweglichkeit Waffe genug waren.
    Mit anderen Worten, wenn da ein Wolf gewesen wäre, hätte er angegriffen und sich nicht in einen Menschen verwandelt, um auf sie zu schießen. Ich hatte wieder Halluzinationen gehabt.
    „Leigh?“, insistierte Jessie. „Was genau hast du gesehen?“
    „Nichts.“
    „Du hast ‚Wolf‘ gerufen“, bemerkte Will. Ich warf ihm einen bösen Blick zu, und er hob kapitulierend die Hände. „Das hast du aber.“
    „Ja“, bestätigte Jessie. „Das hast du. War es Hector?“
    „Seht euch doch den Himmel an!“, schrie ich. „Ist da irgendwo ein Mond? Ich kann nicht gesehen haben, was ich zu sehen glaubte.“
    Ich ließ mich auf das zertrampelte Gras sinken und wischte mir mit der Hand übers Gesicht. „Ich verlier wieder den Verstand“, flüsterte ich. „Ich sollte in die Gummizelle zurückgehen, in die ich gehöre.“
    Jessie umfasste meinen Oberarm. Ihre Finger bohrten sich gerade weit genug in mein Fleisch, dass ich zusammenzuckte. „Du bist nicht verrückt. Er spielt mit dir.“
    „Aber es ist Tag.“
    „Alles, was wir über Werwölfe wissen, löst sich gerade in Wohlgefallen auf. Gut möglich, dass ein Kraftverzehrer sich verwandeln kann, wann immer es ihm passt.“
    Ich blinzelte. Sie könnte recht haben. Aus irgendeinem Grund heiterte der Gedanke mich auf.
    Jessies Griff wurde sanfter. „Du hast uns das Leben gerettet, Leigh.“
    „Das bezweifle ich.“
    „Du hast gerufen; wir haben uns auf den Boden fallen lassen; eine Kugel ist durch die Luft gezischt, wo zuvor mein Kopf gewesen war.“
    „Meiner ebenfalls“, fügte Will hinzu.
    „Ich hätte euch warnen

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