Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang
Teil meiner Autorität flöten.
„Ich bin fertig, wenn ich sage, dass ich fertig bin.“
Ich zitterte vor Wu t – auf den, der sie angeschossen hatte, auf mich selbst, weil ich sie hier mit reingezogen hatte, auf Jessie und ihren verfluchten Starrsinn.
Ganz plötzlich fiel die Anspannung von ihr ab, und sie sah Cadotte an. „Behalt das Feuer im Auge, während ich mit Leigh rede.“
Er zögerte, dann nickte er und ging weg. Jessie wandte sich mir zu.
„Ich schaff das allein“, begann ich.
Sie schnaubte. „Lass stecken. Du brauchst uns. Wir brauchen dich, gewöhn dich dran.“
„Ich rufe Edward an. Er wird zurückkommen.“
Alles, was ich tun musste, war, ihm zu sagen, dass Hector hier war, und er würde im nächsten Flugzeug sitzen. Bis jetzt hatte ich diese Unterredung vermieden. Edward hatte mich schon einmal gerettet. Dieses Mal wollte ich mich selbst retten. Aber nicht um den Preis von Jessie und Will.
„Du rufst Edward an und sagst ihm was genau? Dass ich inkompetent bin? Dass Will ein Waschlappen ist?“
Ich runzelte die Stirn. „Nei n … “
„Ich habe mich freiwillig für das hier entschieden. Genau wie Will. Wir kennen das Risiko.“
Taten sie das? Es fiel mir schwer, das zu glauben. Wenn sie wüssten, dass ihre Chance, diesen Job zu überleben, bei zwei zu vierzig lag, würden sie bleiben? Vielleicht sollte ich es ihnen sagen.
„Ihr habt einander. Wozu braucht ihr da noch einen gefährlichen Job? Was, wen n – “
„Wir sterben? Ich habe mir diese Frage schon hundert Mal gestellt. Ich könnte morgen von einem Lastwagen überfahren werden. Will könnte heute von einem übereifrigen Redneck erschossen werden. So ist nun mal das Leben, Leigh. Aber wenigstens versuchen wir, die Welt zu retten, bevor wir das Zeitliche segnen.“
Ein Kreuzritter. Wer hätte das gedacht?
„Es ist ja nicht so, als ob wir planten , zu sterben“, fuhr sie fort. „Ich habe den Wolfsgott getöte t – und das ganz allein.“ Ich wölbte eine Braue. „Na ja, sozusagen.“
„Hector ist eine schlechte Nachricht.“ Ich ließ den Blick über die blutbesudelte Lichtung wandern. „Die immer schlechter wird.“
„Ich zittere vor Angst.“
Ich fing an, vorauszudenken. Ich würde allein auf die Jagd gehen. Die beiden außen vor lassen, wann immer ich konnte. Vielleicht konnte ich das hier zu Ende bringen, ohne dass es gleichzeitig ihr Ende war.
„Ich werde wie Kaugummi an dir kleben“, murmelte Jessie.
Mein Blick glitt zu ihrem, wie von einem Magnet angezogen. Belustigung erhellte ihre Züge, aber ihre Stimme war todernst.
„Du wirst nicht einen auf Dirty Harry machen. Wir sind jetzt ein Team. Einer für alle, alle für einen.“
„Vermischst du gern Redewendungen?“
„Du kannst mich mal.“
„Falls Hector mich erwischt, werde ich vielleicht genau das tun.“
Jessie sah über die Schulter zu Will, der sich immer noch um das Feuer kümmerte. „Erinnerst du dich noch, was wir uns gegenseitig versprochen haben?“, flüsterte sie.
Wie könnte ich ein solches Versprechen vergessen? Ich nickte.
„Wir sind jetzt Partner.“
Ich starrte finster vor mich hin. Ich hatte noch nie einen gehabt und war nicht sicher, was ich tun sollte. Sie umarmen? Ihr die Hand schütteln? Sie bewusstlos schlagen, fesseln und irgendwo verstecken, bis die Gefahr vorüber wäre?
„Ich hab noch nie eine Freundin wie dich gehabt“, gestand sie.
Mist. Jetzt konnte ich sie nicht mehr fesseln.
26
Wir kehrten gegen Mittag zu meinem Apartment zurück. Der Parkplatz war immer noch verlassen. Zum Glück, weil Jessies Hemd in einem katastrophalen Zustand war. Will und ich sahen aus, als hätten wir bis zu den Ellbogen in roter Farbe gebadet.
Oben angekommen, kramte ich meinen Erste-Hilfe-Kasten heraus. Nachdem ich mich gewaschen hatte, säuberte und verband ich Jessies „Kratzer“, während Will Cora Kopway anrief.
„Du solltest das vermutlich nähen lassen“, sagte ich.
„Klatsch ein paar Heftpflaster drauf und halt den Mund.“
Ich befolgte ihre Anweisung, wenn auch nicht allzu sanft. Sie zuckte nicht mit der Wimper. Was für eine Frau.
Ihre Schulter würde zu meiner passen. Wenn ihre Wunde dreißig statt drei Zentimeter lang gewesen wäre.
„Sie erwartet uns um vier“, sagte Will.
Ich beendete meine kläglichen Versuche medizinischer Versorgung. „Wie weit ist es weg?“
„Etwa eine Stunde.“
Großartig. Ich hatte also noch Zeit für ein Nickerchen. Leider schienen es die beiden mit dem Gehen
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