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Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Titel: Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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den blutsaugenden Untoten trauen könnte. Ich denke, es versteht sich von selbst, dass man das nicht kann.
    Als ich viel später erwachte, war ich ausgeruht, aber steif. Ich hatte so tief geschlummert, dass ich noch immer in derselben Position lag wie beim Einschlafen. Untypisch für mich. Ich war ein aktiver Schläfer. Zum Glück nächtigte ich allein.
    Bloß, dass ich nicht allein war. Noch in der Sekunde meines Aufwachens hörte ich jemanden atmen. Die Tür war geschlossen. Ich erinnerte mich, sie offen gelassen zu haben.
    In dem Versuch, den Eindringling, wer auch immer er sein mochte, zu täuschen, hielt ich meine Atmung tief und gleichmäßig. Ich bewegte nichts außer meinen Augen.
    Neben dem Fenster stand ein Mann.
    Ich versuchte, seinen Geruch zu wittern, aber er hatte erst vor Kurzem geduscht, sodass ich nur einen Hauch von Seife und feuchtem Haar auffing. Neue Kleidungsstücke, die nach dem Plastik rochen, in das sie verpackt gewesen waren, neue Schuhe, die so ungetragen waren, dass ich den Geruch der Gummisohlen wahrnehmen konnte.
    Mein Motto hinsichtlich der besten Verteidigung befolgend, schoss ich aus dem Bett und schlang ihm, noch bevor er sich umdrehen konnte, den Unterarm um den Hals. Er versuchte zu sprechen, aber ich drückte ihm die Luft ab.
    Aus dieser Nähe musste ich ihn nicht erst riechen. Ich kannte die Konturen dieses Körpers, die Textur der Haut. Ich lockerte meinen Würgegriff, und er wandte sich zu mir um.
    „Hast du mich vermisst, mein Engel?“
    Eskamseltenvor,dassichnichtwusste,wermiraufdenFersenwar,bevorderjenigemicheingeholthatte.DiesepaarSekundendes Nichtwissens hatten mir gerade eine Höllenangst eingejagt.
    „Verspürst du vielleicht Todessehnsucht?“, schnauzte ich ihn unwirsch an.
    Ich stolzierte durch das Zimmer und knipste die Leselampe auf dem Nachttisch an. Der gedämpfte Schein drang kaum bis in die Ecke vor, in der er stand.
    „Niemand wirft mich aus der Stadt.“
    „Ich glaube, jemand hat es getan.“
    Nic verengte die Augen. „Ich bin hier, oder?“
    „Und falls Edward dich entdeckt, wird er einen Wutanfall bekommen. Ich möchte lieber nicht dabei sein.“
    Edwards Wutausbrüche äußerten sich meist in Gewehrschüssen, umherspritzendem Blut und Leichen, die in Flammen aufgingen.
    Nic trat ganz nahe an mich heran. Ich bin sicher, es sollte einschüchternd wirken, doch stattdessen fand ich seine Nähe, sein Streben nach Dominanz erregend.
    Warum hatte er diese Wirkung auf mich? Ich wünschte, das Verlangen würde verschwinden. Ich wünschte, er würde verschwinden.
    So als hätte er meine Gedanken gelesen, packte er mich an den Armen und schüttelte mich einmal. Ich keuchte auf, allerdings nicht erschrocken, sondern vor Aufregung. Wie armselig ich doch war. Seit wann gefiel es mir, grob angefasst zu werden?
    Seit der Mann, der mich anfasste, Nic war.
    „Ich werde nicht gehen.“
    Der Druck seiner Finger wurde fester, als ich versuchte, ihn abzuschütteln. Ich hätte das mühelos tun können, wenn ich das Gerangel nicht so sehr genossen hätte.
    „Was hat Mandenauer gegen dich in der Hand, Elise? Was ist es, das er über dich weiß?“ Ich erstarrte, und meine Augen weiteten sich. „Wer ist er für dich?“
    „M-mein Boss.“
    „Es ist mehr als das.“
    Er hatte recht, aber das konnte ich ihm nicht sagen.
    „Als du verschwunden bist, habe ich jeden gefragt, ob er dich gesehen hat, aber das hatte niemand.“
    Was Edward zu verdanken war.
    „Außer diesem Typen, der sich von einer kleinen Party, auf der er seine Biologieprüfung feiern wollte, zurück zum Campus geschlichen hat.“
    Oh-oh .
    „Er hat eine hübsche Blondine mit einem unheimlichen, dürren alten Mann weggehen sehen.“
    Ich schluckte. „Und?“
    „Jetzt habe ich den unheimlichen, dürren alten Mann kennengelernt, und da frage ich mich natürlic h … Er war damals noch nicht dein Boss, warum also bist du mit ihm gegangen?“
    Ich legte den Kopf schräg; mein loses, wirres Haar streifte seinen Arm, und seine Nasenflügel erbebten, während seine Lippen gleichzeitig schmal wurden. Er war stinksauer.
    Und ebenso erregt wie ich.
    „Ich ging mit, weil ich es wollte.“
    Das zumindest war die Wahrheit. Ich hatte von diesem Ort wegkommen wollen, an dem plötzlich jeder nach Fleisch roch.
    „Du wars t … zu anhänglich“, stieß ich hervor. „Du wolltest mich zu etwas drängen, wozu ich noch nicht bereit war.“
    Etwas glimmte in seinen Augen, und für eine Sekunde fürchtete ich mich vor ihm,

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