Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut
was idiotisch war. Er konnte mir nicht wehtun. Zumindest nicht körperlich.
„Meinst du das ernst?“
Sein Mund schoss nach unten. Unsere Zähne schlugen aufeinander. Ich schmeckte Blut. Meins? Nics? Es war mir egal. Der Geschmack, der Geruch brachte mich in Versuchung, der Wildheit nachzugeben, die ich in mir gefangen hielt.
Ich öffnete die Lippen. Hieß ihn willkommen. Unsere Zungen lieferten sich ein Duel l – Angriff, Berührung, Rückzug. Erschaudernd kämpfte ich gegen den Drang an, mehr Blut fließen zu lassen.
Er wühlte in meinem Haar und zog meinen Kopf nach hinten, um an meiner Kehle zu lecken. Er presste die Zunge gegen meine Halsschlagader; seine Zähne knabberten an einer Hautfalte, während seine Finger meine bereits erigierte Brustwarze zu neuer, qualvoller Härte stimulierte.
War er wegen mir zurückgekommen oder wegen dem hier? Es spielte keine Rolle. Ich wollte ihn. Hatte ihn immer gewollt.
Ich musste mich an etwas festhalten, um nicht zu fallen, also umklammerte ich seine Schultern und spürte voller Faszination die schmale Linie seines Schlüsselbeins und die Form seines Bizeps.
Er musste in den letzten Stunden irgendwann den Anzug gegen ein strahlend weißes T-Shirt und Jeans getauscht haben; auch sein Halfter und die Pistole waren verschwunden. Ohne die schicke Kleidung und die Waff e – also in seiner neuen und gleichzeitig altvertrauten Aufmachun g – erinnerte er mich wieder an den Jungen, in den ich mich damals verliebt hatte.
In einer glücklicheren, unschuldigeren Zeit, als wir ineinander verschlungen auf dem Sofa gelegen, gelernt und uns geküsst hatten, unfähig, der Verlockung des sexuellen Erwachens zu widerstehen.
Nics Hände glitten über meinen Rücken, unter das fadenscheinige T-Shirt, bis sie endlich nichts anderes mehr berührten als nackte Haut. Seine Fingernägel kratzten über die empfindsame Stelle, wo meine Oberschenkel mit meinem Hintern verschmolzen, dann wölbte er die Hände darum und rieb sich an mir.
Ich wollte ihm die Beine um die Taille schlingen und ihn reiten. So als ahnte er meine Gedanken, hob er mich hoch, schob meine Knie um seine Hüften und vergrub das Gesicht zwischen meinen Brüsten.
Ich verschränkte die Füße hinter seinem Rücken und presste mich gegen ihn. Eine Verwünschung ausstoßend, sprang er auf, warf mich aufs Bett und riss sich Jeans und T-Shirt vom Körper.
Das Licht der Lampe verwandelte seine Haut in Gold. Er war in den Jahren seit unserer Trennung noch gewachsen, und ohne seine Kleidung wirkte er nun größer, muskulöser, stärker.
Seine Schultern waren breit, die Hüften schmal, die Beine lang und straff. Der leichte Flaum dunklen Haars auf seiner Brust lief zu seinem flachen Bauch hin aus, bevor er einen lockigen Rahmen um ein anderes Körperteil bildete, das unverhüllt wesentlich größer wirkte.
Ich hatte ihn auf dem College angefass t – meine Hand in seiner Hose, seine Atmung harsch und keuchend, hatte ich ihn zum Orgasmus gebrach t – , aber ich hatte ihn nie gesehen .
Ich bekam auch jetzt kaum die Gelegenheit, ihn zu betrachten. Ein Blick in mein Gesicht, und er kam zu mir aufs Bett. Er fragte nicht, zögerte nicht, und ich war froh darüber. Wäre mir zu viel Zeit zum Nachdenken geblieben, hätte ich ihn vielleicht aufgehalten.
Aber nur vielleicht. Ich hatte Nic als den Mann meiner Träume in meinem Herzen bewahrt, als den, den ich nie würde haben können, und wenn ich ihn nicht haben konnte, wollte ich keinen. Und so lag ich jetzt hier. Ein neunundzwanzigjähriger, jungfräulicher Werwolf. Meine Enthaltsamkeit war wirklich ein kluger Schachzug gewesen.
Falls ich meine Seele verlor, dann sollte es eben so sein. Sie konnten mich immer noch morgen erschießen.
Nic nahm Besitz von meinem Mund; dann von meinem Körper. Ein tiefer Stoß, und ich war keine Jungfrau mehr. Der Werwolfaspekt war ein bisschen schwerer loszuwerden.
Der Schmerz war winzig; ich durchlitt viel Schlimmeres bei jedem Vollmond. Trotzdem hielt Nic inne und hob langsam den Kopf. In seinen Augen lag noch immer Zorn, doch nun gesellten sich Unsicherheit dazu und eine Sanftheit, die ich seit seiner Rückkehr nicht an ihm gesehen hatte.
„Warum hast du es mir nicht gesagt?“
„Weil du nicht gefragt hast.“
Er legte die Stirn an meine. „Elis e … “
„Hör nicht auf. Wenn du aufhörst, müsste ich dich vielleicht umbringen.“
Er lachte leise, aber ich hatte das nicht scherzhaft gemeint. Mein Körper stand in Flammen. Meine Haut
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