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Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Titel: Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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riechen. Ich wünschte wirklich, sie würde mit dem Ding auf etwas anderes zielen als auf mich.
    Ich sah zu ihr hoch, und sie schrak zusammen. „Diese menschlichen Augen jagen mir jedes Mal eine Heidenangst ein. Verwandeln Sie sich zurück, Doc, Sie machen mir Gänsehaut.“
    Ich stieß die Waffe mit dem Kopf zur Seite.
    „Oh, tut mir leid.“ Sie nahm das Gewehr weg und hielt es wie ein Baby in den Armen. „Was tun Sie überhaupt hier draußen?“
    Ihr Blick wanderte zu dem toten Sheriff, dann zuckte er zurück zu mir. Sie spannte die Finger um die Flinte an.
    Ich war es nicht! , wollte ich rufen, aber ich konnte nur den Kopf schütteln.
    „Aber klar doch. Toter Mann. Werwolf. Was soll man da wohl denken?“
    Ich sah zu Will, und er zuckte mit den Schultern. Offenbar glaubte er mir ebenso wenig. Ich brauchte Worte. Aber dazu musste ich mich verwandeln, und dann wäre ich nackt.
    Ich war in dieser Beziehung nie sehr offenherzig gewesen, deshalb versteckte ich auch immer Kleidung im Wald, wenn ich mich verwandelte. Aber in dieser Nacht hatte ich weder die Zeit noch die notwendigen Sachen gehabt, um mich vorzubereiten.
    Ich schnüffelte, lief unruhig auf und ab, scharrte mit einer Pfote in der Erde, dann sah ich Jessie kummervoll an.
    „Ab zum Wagen, Kumpel“, sagte sie zu Will.
    „Was? Wieso?“
    „Sie wird nach ihrer Verwandlung splitterfasernackt sein. Hol meine Ersatzkleidung und die Decke aus dem Auto.“
    „Wie wär’s, wenn ich das Zeug erst hole und sie sich dann zurückverwandelt?“
    Jessie sah ihn mit ausdrucksloser Miene an. „Wie wär’s, wenn ich dich erschieße, falls du nicht deinen Arsch bewegst?“
    „Eifersüchtig?“
    „Du musst nicht alles sehen.“
    „Ich sehe niemanden außer dir. Und das jetzt schon seit langer Zeit.“
    Ich schnaubte, woraufhin Jessie kommentierte: „Ja, das war echt kitschig, stimmt’s?“
    „Ich würde die Transformation einfach gern sehen. Ist das denn zu viel verlangt? Ich bin Wissenschaftler. Es wäre eine interessante Erfahrung.“
    „Darauf wette ich.“
    „Elise würde es verstehen. Das würden Sie doch, oder?“
    Ich fletschte die Zähne.
    „Ich glaube nicht, dass sie das würde.“ Jessie machte eine Schießbewegung. „Mach dich auf die Socken, Cadotte. Ich muss mit dem Doc sprechen, und dabei hätte ich sie lieber auf zwei Beinen.“
    „Schon gut, schon gut.“ Will stapfte in die Richtung davon, von der ich annahm, dass dort ihr Wagen stand. „Nie bekomme ich irgendwas Interessantes zu sehen. Nie darf ich Spaß haben. Und erschießen darf ich auch nie was.“
    „DumagstkeineKnarren“,riefJessieihmhinterher.„AußerdembistdueinvielzugroßesWeichei,umirgendwaszutöten.“
    „Vielleicht mache ich bei dir eine Ausnahme.“
    Sie lachte, und er verschwand zwischen den Bäumen. Das Licht seiner Taschenlampe hüpfte noch ein paar Sekunden lang auf und ab, dann war es weg. Ich empfand kurz Besorgnis, was sich vielleicht da draußen versteckte, doch als ich in den Wind schnupperte, roch ich nichts als toten Sheriff, Jessie und Will.
    „Irgendwie ist er wirklich süß“, bemerkte Jessie. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich je in einen hübschen Jungen mit einem weichen Herzen verlieben würde, aber man muss alles mal ausprobieren.“
    Sie sprach mit mir wie mit einer Freundin, was mir angesichts der Tatsache, dass ich ein Fell und Fangzähne hatte, irgendwie absurd vorkam. Aber vielleicht fiel es ihr leichter, einen Kontakt herzustellen, wenn das nicht von ihr erwartet wurde.
    So als würde ihr plötzlich klar, was sie gerade getan hatte, stieß sie ein selbstironisches Schnauben aus, dann zog sie eine kleine Taschenlampe aus ihrer Manteltasche. Sie richtete den Strahl auf mich und brummte: „Sie haben einiges zu erklären, Doc.“
    Ich hatte sie gebeten, mich „Elise“ zu nennen, aber langsam gefiel mir ihr spöttisches „Doc“. Was nichts anderes heißen konnte, als dass ich neben meiner Selbstkontrolle nun auch noch den Verstand verlor.
    Will kehrte schneller zurück, als ich erwartet hatte. Ich hatte zuvor kein Auto gehört, allerdings war ich wegen der Leiche ein wenig abgelenkt gewesen.
    Jessie riss ihm die Decke aus den Händen und hielt sie wie einen Vorhang vor mich. „Jetzt machen Sie schon.“ Sie linste über den Rand hinweg. „Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.“
    Beim letzten Mal hatte das Rückverwandeln länger gedauert als das Verwandeln selbst. Aber in dieser Nacht hob ich die Nase gen Himmel, und im nächsten

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