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Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Titel: Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
    Verlor ich allmählich die Kontrolle über das Tier in mir? Falls ja, warum fühlte ich mich dann beherrschter, stärker, wirklicher als je zuvor in meinem Leben?
    Werwölfe besitzen zwar ein menschliches Gehirn, trotzdem fiel es mir schwe r – aufgrund der Eindrücke in dem neuen Wald, der mich umga b – , mich auf das Rätsel meiner abrupten Transformation zu konzentrieren.
    Das Verlangen zu laufen war übermächtig. Wenn ich wollte, konnte ich mehr als hundert Kilometer am Tag zurücklegen, anschließend über acht oder neun Kilometer eine Herde jagen und dann beschleunigen. Werwölfe brauchen keine übernatürlichen Fähigkeiten, denn allein schon ein Wolf zu sein macht sie jedem Man n – oder in meinem Fall jeder Fra u – überlegen.
    Ich preschte Richtung Norden, wobei ich erfolglos versuchte, einen vertrauten Geruch aufzuschnappen. Der Mond zog an meiner Seele; ein Heulen stieg in meiner Kehle auf.
    Ich hob die Nase, als im selben Moment eine Krähe krächzend zum Boden herabschoss und mich so erschreckte, dass ich aufjaulte. Ein paar weitere saßen in einem nahen Baum. Auf meinen Blick hin stoben sie auf wie große schwarze Fledermäuse und folgten der ersten. Sie versuchten, mir irgendetwas zu zeigen.
    Der Geruch von Wasser erreichte mich, schon lange bevor ich den Bach entdeckte. Ich sprang hinein, tauchte meine Schnauze bis auf den Grund und ließ das kühle Nass das Brausen in meinem Gehirn vertreiben.
    Ich trank, bis mein brennender Durst gelindert war, jedoch verschwand er nicht vollkommen. Denn es dürstete mich nicht nur nach Wasser. Der Vollmond war nahe, und wenn ich nicht neues Serum herstellte, würde ich mich nach Blut verzehren.
    Edward und ich mussten uns dringend unterhalten. Wo waren meine Forschungsergebnisse? Hatte er sie gefunden? Und falls nicht, warum nicht?
    Die Krähen kreisten über mir. Ich hob den Kopf. Nein, sie kreisten über etwas andere m – dort drüben.
    Ich schüttelte mich und hätte dabei schwören können, den Geruch eines Werwolfs zu wittern. Doch als ich in der Luft schnupperte, roch ich nichts weiter als Bäume. Trotzdem hätte ich in meinem Zustand ebenso wenig zum Blockhaus zurückkehren können wie zum Beispiel Fahrrad fahren, also folgte ich den Vögeln zu einer Lichtung, die von hohen Tannen umringt wurde.
    In der Mitte lag ein Körpe r – der Uniform nach musste es der Sheriff sein. Aber es gab hier keinen Werwolf außer mir, und auch sonst keinen Wolf oder einen Menschen, der noch am Leben war.
    Die Krähen waren verschwunden, keine Spur von ihnen am Himmel. Eigenartig. Hatten sie mich hierhergebracht, um mir zu helfen oder um mir zu schaden? Bei Krähen war das schwer zu sagen.
    Ich sollte nach dem Sheriff sehen. Obwohl ich Tod roch, war es möglich, dass ich mich irrte.
    Hey, vielleicht war ich gar kein Werwolf. Vielleicht war das alles nur ein böser Traum, und ich würde in Stanford in Nics Armen aufwachen. Eine Fantasievorstellung, mit der ich es schon hundertmal versucht hatte. Ich wusste es besser.
    Also schlich ich in der Hoffnung auf irgendeine Bewegung um die Leiche herum, entdeckte jedoch keine. Mit dem Bauch am Boden kroch ich immer näher heran, dann reckte ich den Hals, bis er vor Anspannung knackte, und beschnüffelte seine Hand.
    Im selben Moment wurde direkt neben meinem Kopf ein Gewehr entsichert.

18
    Zuerst dachte ich, es wäre Edward. Dann sah ich die Schuhe neben meinen Pfoten. Turnschuhe, keine Kampfstiefel. Frauenfüße. Jessie. Das hieß zwar nicht, dass sie mir nicht das Gehirn wegblasen würde, aber vielleicht würde sie mir vorher zumindest die Chance geben, alles zu erklären.
    Wenn ich nur hätte sprechen können.
    „Wir haben nach Sheriff Stephenson gesucht“, murmelte sie. „Schätze, wir haben ihn gefunden.“
    „Oder das, was noch von ihm übrig ist.“
    Will . Gott sei Dank, eine Stimme der Vernunft.
    Wimmernd hob ich den Kopf. Er strahlte mir mit einer Taschenlampe in die Augen. „Elise?“, stieß er hervor.
    „Wo?“
    Der Gewehrlauf knallte gegen meine Schläfe. Ich wollte brüllen: „Passen Sie doch mit dem Ding auf!“ Stattdessen knurrte ich.
    „Halt die Schnauze. Um dich kümmere ich mich gleich.“
    „Das ist Elise“, klärte Will sie auf. „Der Wolf, den du da erschießen willst.“
    „Was?“
    Dann endlich sicherte sie das Gewehr, und ich atmete ein wenig leichter. Trotzdem hielt sie den Lauf weiter auf mich gerichtet. Ich konnte die silberne Patrone darin

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