Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut
insbesondere alles Auffällige, was mit Toten zu tun hatte, war Anlass für eine Untersuchun g – in seiner Welt wie in meiner.
„Ich habe keine Gräber gesehen. Du etwa?“, fragte Nic.
Ich schüttelte den Kopf.
„Im Wald sind überall Gräber“, erklärte Basil. „Früher haben die Leute ihre Verstorbenen verbuddelt, wo auch immer sie gerade tot umfielen.“
„Das stimmt“, bestätigte ich.
„Und dieses spezielle Grab?“, bohrte Nic weiter. „Wem gehört es? Wer hat angerufen und die Schändung gemeldet?“
Basil zuckte mit den Achseln. „Ich habe den Anruf nicht entgegengenommen, aber von der Position her würde ich sagen, dass er vom Gehöft der Andersons kam. Sie müssten einen Blick auf die Karten werfen, um sicherzugehen.“
„IchmöchteaußerdemauchdieschriftlichenBerichtesehen.“
„Schriftliche Berichte?“
„Zu den Grabschändungen. Sagen Sie mir einfach, wo ich sie finde.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu so etwas Banalem Berichte gibt.“
Ich konnte Basils Verwirrung gut nachvollziehen. Auch wenn Morde selten vorkamen, galt das Gleiche nicht für mutwillige Beschädigungen. Gelangweilte Teenager ließen sich in den Wäldern, am Ende von Sackgassen, auf staubigen Eisenbahnschienen volllaufen und gerieten anschließend in Schwierigkeiten. Bis vor Kurzem war ein wenig Gräbergebuddel vermutlich das Aufregendste, was Fairhaven zu bieten hatte.
„Ich schätze, das heißt, dass das FBI den Fall übernimmt“, folgerte Basil.
Nic und ich wechselten einen Blick.
„Ja“, sagte ich. „Genau das heißt es.“
21
„Wir müssen uns beraten.“ Nic verließ die Polizeiwache und ging mit langen Schritten auf das Blockhaus zu.
Die Tür war unverschlossen. Auf dem Küchentisch lagen ein Schlüssel und eine Notiz.
Vergessen Sie nicht, mit Cora Kopway zu sprechen, las ich in einer präzisen Schrift, von der ich vermutete, dass es Wills war. Er hatte außerdem noch eine Wegbeschreibung zu ihrem Haus gezeichnet.
„Wer ist Cora Kopway?“, fragte Nic.
„Eine Ojibwa-Hellseherin.“
„Und warum sollst du mit ihr sprechen?“
„Erinnerst du dich an diesen Talisman, den wir in Montana gefunden haben?“
Was mich wieder daran erinnert e …
Ich verließ die Küche, rannte in mein Zimmer, holte das Amulett aus der Tasche meiner Jogginghose und kehrte damit zu Nic zurück.
Er saß am Tisch und kritzelte irgendwas auf einen Notizblock, den er weiß Gott wo aufgetrieben hatte.
Er sah noch nicht mal auf, als ich reinkam. „Was ist damit?“
Ich berichtete ihm schnell, was passiert war, seit ich es gefunden hatte, erklärte ihm Wills Theorie und den Grund, warum ich mit Cora sprechen musste. Schließlich hörte er auf, sich Notizen zu machen.
„Du bist noch stärker?“
„Ja.“
„Aber du weißt nicht, warum?“
„Nein.“
Er stand auf. „Lass uns zu ihr fahren.“
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Noch nicht ganz vier Uhr morgens. „Ist es nicht ein bisschen früh für einen Besuch?“
„Du sagtest, sie sei alt. Sie wird wach sein.“
Da er schon zur Tür hinaus war, beeilte ich mich, ihn einzuholen.
Die Sonne war noch nicht einmal ein rauchiger Schimmer, als Nic vor einem kleinen Häuschen zehn Kilometer außerhalb von Fairhaven parkte. Doch hinter den Fenstern brannte Licht, und als wir aus dem Auto stiegen, wurde die Tür geöffnet. Eine wunderschöne junge Frau stand auf der Schwelle, so als hätte sie auf uns gewartet.
Ihr Teint war olivfarben und nicht von der zimtbraunen Tönung wie die von Will, doch ihr Haar, das wie ein tiefschwarzer Fluss bis zu ihrer Taille wallte, war ebenso dunkel wie seins. Sie sah uns aus schwarzen, von dichten Wimpern umrahmten Augen an, aber sie sagte nichts, sondern wartete einfach ab. So viel zum Thema in Würde altern ; Wills uralte Hellseherin wirkte keinen Tag älter als fünfundzwanzig.
„Wir würden gern mit Cora Kopway sprechen“, sagte ich.
„Meine Großmutter ist letzte Woche zu den Geistern gegangen.“
Verdammt. Wenn Cora tot war, steckten wir in einer Sackgasse, was mögliche Informationen betraf.
„Es tut mir leid, das zu hören. Will Cadotte meinte, dass sie uns vielleicht würde helfen können.“
„Der Professor!“ Ein Ausdruck purer Freude erblühte auf ihrem Gesicht. „Großmutter hat oft von ihm gesprochen. Er ist nicht mit Ihnen gekommen?“
„Er wurde wegbeordert.“
Wir blieben schweigend stehen, sie auf der Veranda, Nic und ich im Vorgarten.
„Tj a … “, begann ich.
„Würde
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