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Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Titel: Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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so etwas bewirken?“, erkundigte sich Nic.
    Lydia warf ihm einen raschen Blick zu. „Wenn sie nicht tot wäre, schon.“
    Nic nickte verlegen. „Ich nehme an, Sie kennen niemanden sonst von Coras Format?“
    „Nein, aber ich kann mich umhören.“
    „Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar.“ Nic zog eine Visitenkarte hervor und reichte sie Lydia. „Sie können uns unter dieser Nummer erreichen.“
    Ich betrachtete die Bücher. „Gibt es unter den Werken auch welche über schamanische Transformationen?“
    „Ich habe zwar keine gesehen, aber das muss nichts heißen. Bitte, nur zu.“
    „Ich werde mal kurz nachschauen.“ Nic ging auf den erstbesten Stapel zu.
    Es trat Schweigen ein. Wir lächelten, sahen weg. Was nun?
    Ich war nie sehr gut darin gewesen, Freundschaft zu schließen. Zum Werwolf zu mutieren und in eine Festung in Montana verbannt zu werden hatte meine dahin gehenden Fähigkeiten nicht gerade gesteigert.
    Ich ging zum Fenster und spähte hinaus. Der Wald drängte sich bis an das Haus heran. Auf die meisten Menschen hätte das beengend gewirkt, aber für mich waren die Bäume tröstlich, gleichermaßen Zuflucht wie Rückzugsort.
    „Bitte entschuldigen Sie“, sagte Lydia plötzlich. „Ich bin nicht sehr gut im Umgang mit Menschen. Das kommt daher, dass ich zu viel Zeit allein mit meinen Büchern verbringe.“
    Sie dachte, sie würde sich unhöflich benehmen. Ihre Unsicherheit sprach meine eigene an.
    „Ich habe das gleiche Problem“, gestand ich.
    Mein Blick fiel auf einen Schemen. Etwas kroch dicht am Boden entlang. Etwas Pelziges mit spitzen Ohren und einem Schwanz.
    „Haben Sie das auch gesehen?“, fragte ich.
    „Was denn?“
    „Da.“ Ich deutete mit dem Finger. „Ein Wolf.“
    „Es gibt hier keine Wölfe. Vermutlich ist es nur ein Kojote.“
    Für einen Kojoten hatte der Schatten verdammt groß gewirkt, aber das hatten Schatten nun mal so an sich.
    „Sie haben noch nie irgendwelche Wölfe gesehen?“
    „Nicht, seit ich hierher gezogen bin. Kojoten schon. Jede Menge sogar.“
    Und wo es eine Menge Exemplare der einen Sorte gab, würde es keine der anderen geben. Wölfe duldeten Füchse in ihrem Revier, aber niemals Kojoten. Ein weiteres kleines Rätsel der Natur.
    „Ich habe gehört, dass es auch ziemlich viele Krähen gibt“, fuhr ich fort. „Normalerweise bleiben sie in der Nähe von Wölfen.“
    „Ich habe so etwas in der Art in einem Buch über die Legenden der Chippewa gelesen.“
    Chippewa war die verballhornte Schreibweise von Ojibwa, die die Regierung auf Verträgen oder anderen offiziellen Dokumenten benutzte. Der Fehler hatte seinen Weg in den alltäglichen Gebrauch gefunden.
    „Ich meinte natürlich Ojibwa “, verbesserte Lydia sich schnell. „Der Autor hat ständig den Ausdruck Chippewa-Legenden gebraucht. Ich bekomme ihn einfach nicht aus dem Kopf.“
    Sie schlug sich mit dem Handballen gegen die Stirn.
    Ich wurde von einem zweiten Schatten abgelenkt, der gerade aus dem kühlen Wald geschlichen kam.
    „Was ist so interessant?“
    Nic stand hinter uns.
    „Elise glaubte einen Wolf gesehen zu haben.“
    Er starrte für mehrere Sekunden aus dem Fenster. Ich hielt den Atem an.
    „Da ist nichts“, sagte er schließlich.
    „Muss doch ein Kojote gewesen sein“, wiederholte Lydia.
    Erschrak ich inzwischen schon vor Phantomen? Wahrscheinlich. In meiner Welt entpuppten sich Phantome nur allzu oft als real.
    „Wir sollten jetzt gehen“, meinte Nic.
    „Sind Sie in Großmutters Büchern auf irgendetwas Hilfreiches gestoßen?“
    „Nein. Aber trotzdem vielen Dank, dass ich sie mir ansehen durfte.“
    „Es war nett, Sie kennenzulernen.“ Lydia begleitete uns zur Tür. „Kommen Sie wieder, wann immer Sie möchten.“
    Ich trat nach draußen und schnupperte, aber der Wind blies in Richtung Wald, sodass ich nichts weiter roch als Gras, Bäume und ein paar Eichhörnchen.
    Die Sonne blinzelte gerade erst über den Horizont. Werwölfe treiben normalerweise in den Stunden zwischen Sonnenuntergang und Morgendämmerung ihr Unwesen. Allerdings ist es schwer, den exakten Zeitpunkt der Dämmerung ohne einen Kalender zu bestimmen.
    „Was überlegst du?“, fragte Nic, nachdem wir ins Auto gestiegen und losgefahren waren.
    Ich deutete zum Himmel. „Zu nahe am Sonnenaufgang, als dass es etwas anderes als Kojoten gewesen sein könnten. Oder echte Wölfe.“
    „Okay.“ Nic zuckte mit den Schultern.
    „Andererseits auch wieder nicht.“
    „Weil?“
    „Der Weendigo hat sich

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