Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut
uns ebenso gut ausruhen, bis der Doktor oder Basil zurückkommt.“
Wir fuhren den kurzen Weg zum Blockhaus zurück und steuerten nach einem schnellen, schweigsamen Frühstück aus Eiern und Toast unsere Betten an.
Mein Gesicht wurde heiß, als wir uns meinem Zimmer näherten. Ich drehte mich zu Nic um, aber ich sah nur noch seinen Rücken in Jessies und Wills ehemaliger Unterkunft verschwinden.
Ich biss mir auf die Lippen. Obwohl ich nicht erwartet hatte, dass er bei mir bleiben würde, fühlte es sich trotzdem an wie eine Ohrfeige.
„Idiot“, murmelte ich und knallte die Tür zu.
Das Blockhaus war offensichtlich inklusive Wäscheservice gemietet worden, denn meine Laken waren gewechselt und das Bett gemacht worden.
Gott sei Dank .
Ich bezweifle, dass ich unter Decken hätte schlafen können, die nach ihm rochen. Stattdessen lag ich nun da und wälzte mich hin und her, während die Erinnerungen mich übermannten.
Ich hatte die ganze Zeit über gewusst, dass Nic nicht in der Lage sein würde zu akzeptieren, wer ich war, zu verstehen, was aus mir geworden war. Dass er mich dafür, ihn verlassen zu haben, ebenso sehr hassen würde wie für den Grund, der es erfordert hatte. Aber mir war nicht klar gewesen, wie sehr mich seine Zurückweisung verletzen würde. Ich hatte nie geahnt, dass ich in meinem Herzen die Hoffnung, die Illusion nährte, er könnte mich trotzdem lieben.
„Blöde Kuh.“ Ich boxte ins Kissen und versuchte weiter, einzuschlafen.
Ich hatte ein Prachtexemplar von einem Traum.
Die Zukunft war hell und sonnig: Haus in der Vorstadt, Blumenbeete, Lattenzaun, wirklich netter Minivan. Ich war eine Ärztin mit Patienten, die tatsächlich Menschen waren. Mein Mann wa r …
„Mein Engel“, murmelte er, während er mit weit ausgebreiteten Armen aus dem Haus trat, um mich zu Hause willkommen zu heißen.
Das Gefühl von Liebe übermannte mich mit einer Plötzlichkeit, die mir die Knie weich werden ließ. Zum Glück hielt Nic mich fest, und sein Kuss war erfüllt von Versprechungen, die jedes Wort überflüssig machten.
Er hob den Kopf. „Das Baby zahnt.“
„Hmm?“
„Die Kleine tut mir so leid.“
Von drinnen war das Jammern eines Kindes zu hören. Ich sah mich im Vorgarten um.
Ein Fahrrad, ein Schlagholz und ein Handschuh.
„Mommy“, piepste eine Stimme, und ein blonder Wirbelwind kam aus dem Haus geschossen, umarmte meine Beine, bevor er das Schlagholz aufhob und es gegen den nächsten Baum schmetterte.
Irgendwie gefiel mir dieser Traum.
Zumindest bis das Tor aufging und Billy hindurchtrat. Warum wirkte er angezogen in einer Vorstadt noch furchteinflößender, als er dies nackt hinter Panzerglas getan hatte? Es musste an seinem blutbesudelten Gesicht liegen.
„Warum bist du nicht pelzig?“, fragte ich.
„Ist nicht nötig. Hier in der Gegend Menschen zu töten ist so verteufelt einfach.“
Ich sah die Straße hinunter. Alles war viel zu still. Eine rote Spur zog sich zwischen den einzelnen Häusern bis zum Gehsteig und endete direkt hinter Billys Füßen.
Wie es für Träume typisch ist, durchlebte ich gleichzeitig die Situation, während ich sie wie von außen betrachtete. Ich erinnerte mich daran, dass Billy mir diese Geschichte schon mal erzählt hatte.
Er bevorzugte gute Viertel in netten Vorstädten, wo er einfach in die Häuser hineinspazieren konnte. Er war so gut im Töten, dass die meisten Opfer noch nicht mal die Chance hatten zu schreien. Niemand bekam je eine Vorwarnung.
Ich schüttelte den Kopf, versuchte die Benommenheit zu vertreiben. Ich wusste, dass es nur ein Traum war, aber trotzdem kam mir alles so verdammt real vor. Ich roch das Blut, hörte meinen Sohn singen, das Baby weinen, sah Billy mehr als lebendig direkt vor mir.
„Du bist tot“, sagte ich.
Er lächelte mit roten Zähnen. „Sehe ich für dich vielleicht tot aus?“
„Fick dich“, flüsterte ich.
„Ja, das ist eine gute Idee. Aber zuers t … “
Billy drehte sich zu meinem Sohn um, und ich stürzte mich auf ihn. Er schlug mir einen Arm gegen die Brust und schleuderte mich so mühelos weg, als wäre ich nichts weiter als ein lästiges Insekt. Ich prallte gegen Nic, der hinter mir gestanden hatte, und wir stürzten zu Boden.
Ich dachte an den Mond, aber es geschah nichts; ich fasste nach dem Talisman, der in dieser Dimension nicht existierte, und realisierte mit zunehmendem Entsetzen, dass ich in dieser normalen, glücklichen Welt kein Werwolf war.
Also blieb mir nichts anderes
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