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Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Titel: Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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brauchte zehn Minuten, um den blauen Bus ausfindig zu machen. Hinter ihm stand, halb von den tief hängenden Zweigen eines sehr alten Baums verborgen, ein Edsel. Oder zumindest behauptete das die Typenbezeichnung. Ich hatte nie zuvor einen gesehen.
    Die Nachtluft hatte etwas Schneidendes, Frostiges. Ich hätte schwören können, ein geisterhaftes Heulen wahrzunehmen, das zu den Sternen emporstieg, aber als ich das Gesicht in den Wind hielt, roch ich nichts als Motoröl.
    Von Edward fehlte jede Spur.
    Unruhe erfasste mich. Die Dunkelheit war erdrückend, und die Stille schien vor Geheimnissen und Fragen zu pulsieren. Meine Schultern zuckten, als hätte ich eine neonbeleuchtete Zielscheibe auf meinem Rücken.
    Ich ging um den Edsel herum. Wo hätte ich an Edwards Stelle die Unterlagen versteckt?
    Ich durchsuchte den Wagen, den Kofferraum, das Handschuhfach. Fand nichts als Laub, deshalb kroch ich unter ihn, überprüfte das Fahrgestell, die Reifen, den Boden, aber es gab nicht den winzigsten Hinweis darauf, dass sich kürzlich jemand an dem Auto zu schaffen gemacht hatte. Langsam begann mir zu dämmern, dass der Anrufer nicht aufrichtig gewesen war.
    Ich krabbelte unter dem Edsel hervor, dann rannte ich denselben Weg zurück, den ich gekommen war. Ich erreichte den Hauptweg, der durch den Schrottplatz führt e – eigentlich nur ein schmaler Pfad zwischen den Wrack s – , dann blieb ich abrupt stehen.
    Wolken huschten am Mond vorbei und erzeugten ein geisterhaftes, flackerndes Licht. Schatten tanzten zwischen den Schrottautos. Irgendetwas schlich tief in dem hohen Gras am Rande der Lichtung umher. Die Brise säuselte, liebkoste meine Haut, ließ mich frösteln. Etwas war hier. Ich drehte mich langsam um, und meine Finger strichen über Fell.
    Ich starrte auf meine Hand und runzelte die Stirn. Die taktile Empfindung war noch immer da, aber ich sah nichts.
    Ein Körper sprang mir von hinten gegen die Beine und stieß mich nach vorn. Ich stolperte über ein unsichtbares Hindernis und stürzte zu Boden.
    Blitzschnell drehte ich mich auf den Rücken und wappnete mich für einen Angriff, aber es kam keiner.
    Nervöser, als ich es je zuvor gewesen war, stand ich auf. Die Härchen auf meinen Armen und in meinem Nacken prickelten vor innerer Anspannung. Ich konnte nicht weglaufen; ich konnte aber auch nicht einfach hier stehen bleiben. Ich verfügte über meine eigenen Waffen, aber in menschlicher Gestalt war ich so hilflos wie jeder andere.
    Als ich das Gesicht zum Mond hob, barsten die Nähte von Jessies Jeans; mit dem T-Shirt geschah das Gleiche. Meine Schuhe platzten mit einem irritierend durchdringenden Knirschen auseinander, dann war ich befreit.
    Der schwache, charakteristische Geruch von Wölfen drang in mein Bewusstsein. Ich hörte sie knurren, laufen, jagen, aber alles, was ich sah, waren Schatten und Schemen.
    Nichts Greifbares. Hätte ich die Wölfe nicht gerochen und gehört, wäre es mir unmöglich gewesen zu bestimmen, was es war, das hier und dort auf geisterhafte Weise irrlichterte.
    Ich nahm eine vage Bewegung wahr und wirbelte herum, als auch schon ein Schatten durch mich hindurchsprang. Mir wurde erst kalt, dann heiß. Ich hörte das Wispern einer Stimme, die ich nicht verstand, erhaschte einen Blick au f … etwas, das ich nicht richtig zuordnen konnte.
    Als ich mich langsam und steifbeinig umdrehte, stellte ich fest, dass ich von wabernden Gestalten umringt war. Ich stürzte auf eine zu, aber sie tänzelte aus dem Weg. Eine andere schwang sich in die Luft und flog in die Bäume. Eine dritte ließ sich von mir fangen, aber als ich ihre Kälte spürte, das Wispern hörte, sprang ich jaulend zurück, so schnell ich konnte.
    „Wer ist da draußen?“
    Ich erstarrte, als ich die fremde Stimme hörte, dann duckte ich mich hinter einen verrosteten Lieferwagen. Ein alter, grauhaariger Mann wanderte zwischen den Wracks umher. Der Nachtwächter oder der Besitzer, jedenfalls trug er ein Gewehr bei sich; aber das war nicht der Grund, weshalb sich meine Nackenhaare sträubten.
    EintiefesKnurrengrolltedurchdieNacht.EineWarnung,diederMannjedochselbstdannnichtzuhörenschien,alsdasKnurrenlauterwurdeundmehrereweitereStimmeneinfielen.
    Schemen flimmerten, bildeten einen Kreis, rotteten sich zusammen.
    Ratlos kauerte ich neben dem linken Hinterrad des Lieferwagens und wartete darauf, dass, was auch immer dem Schrottplatzwächter da auflauerte, verschwinden würde. Ein qualvolles Jaulen entrang sich meiner Kehle, und der

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