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Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut

Titel: Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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ich.
    „Man würde alles tun, um dieser Folter ein Ende zu setzen. Alles.“
    Das Schweigen auf der anderen Seite des Vorhangs sagte mehr als tausend Worte. Nic fragte sich, warum ich nicht lieber mich selbst getötet hatte statt anderer Menschen. Ich hatte mir darüber selbst schon den Kopf zerbrochen. Aber wenigstens sprach er es nicht laut aus.
    „Wenn ein Werwolf in einer Vollmondnacht kein Menschenfleisch verzehrt, was passiert dann? Stirbt er?“
    „Leider nein.“
    Wenn die Lösung so einfach wäre, könnte Edward einfach alle Werwölfe einsperren und den Schlüssel wegwerfen.
    „Nur Silber beendet die Existenz eines Lykanthropen. Oder die Tötung durch einen anderen Werwolf. Aber das geschieht nur selten.“
    Es kam mir bizarr vor, dass Lykanthropen problemlos Menschen ermorden konnten, gleichzeitig aber davor zurückschreckten, einen anderen Werwolf zu töten. Aber niemand hatte je behauptet, dass sie logisch agierten.
    „Warum geschieht das selten?“
    „Das ist eine Art Sicherungssystem, in Ermangelung eines besseren Wortes. Ein Tabu, das verhindert, die eigene Gattung zu töten. Meiner persönlichen Theorie nach ist das Ganze Teil des Dämons.“
    „Den du nicht hast“, antwortete Nic langsam. „Genau wie Damien.“
    Damiens Fluch hatte ihn nicht nur von seinem eigenen Dämon befreit, sondern auch von jeder Bindung an die Werwolfregeln. Er hatte außerdem festgestellt, dass das Töten anderer Werwölfe das Bedürfnis nach Menschenfleisch sehr stark minderte. Was praktisch für ihn war, da er bislang nicht in den Genuss meines Serums gekommen war.
    „Was ist mit diesem Weendigo , über den du mit Lydia gesprochen hast? Der Große Kannibale?“
    „Ich habe mal einen gekann t – Hector Menendez. Er war der personifizierte Satan und hatte überhaupt keine Skrupel, Werwölfe zu töten.“
    „So viel zu deiner persönlichen Theorie.“
    Ich hatte im Dunkel der Nacht viel über Hector nachgedacht. Vermutlich zu viel.
    „Da Hector kein Problem damit hatte, menschliche Tabus zu breche n … “, setzte ich an.
    „Wie zum Beispiel?“
    „Menschen zu fressen, als er selbst noch einer war.“
    „Ich dachte, er wäre ein kannibalischer Werwolf gewesen?“
    „Bei Hector gab’s beides zum Preis von einem.“
    „Ein Kannibale in beiden Welten“, murmelte Nic. „Also waren bei ihm sämtliche Sicherungssysteme zusammengebrochen.“
    Ich hatte Unterhaltungen mit Nic schon immer genossen. Er war so schnell und clever, dass er meine Gedanken oft zu Ende brachte, bevor ich das tun konnte. Daran hatte sich im Gegensatz zum meisten anderen nichts geändert.
    „Das ist meine Theorie.“
    „Nur dass Hector ein bisschen zu tot ist, als dass wir ihn selbst fragen könnten.“
    „Exakt.“
    „Bei durchschnittlichen Werwölfen, also solchen mit einem Dämon und ohne dein Seru m … was geschieht bei Vollmond mit ihnen?“
    „Der Wahnsinn erfasst sie. Falls sie sich nicht freiwillig verwandeln, geschieht es automatisch.“
    Ich schloss die Augen und ließ das Wasser auf mein Gesicht prasseln, aber nichts konnte diese Erinnerung vertreiben.
    Nic schwieg mehrere Minuten lang. Als er schließlich wieder sprach, verstand ich, warum. „Mandenauer hat mir gesagt, dass du deine erste Transformation in Stanford durchlebt hast. Aber warum gerade zu dieser Zeit?“
    Das war mal wieder typisch Edward, Nic gerade so viel zu verraten, um ihn neugierig zu machen, aber nicht genug, damit er aufhörte, mir Fragen zu stellen.
    Ich stellte die Dusche ab, dann wickelte ich mich in ein Handtuch, bevor ich den Vorhang öffnete.
    Die Arme vor der nackten Brust verschränkt, lehnte Nic am Waschbecken. Seine Bizepse wölbten sich; sein Bauch war hart und flach, seine Beine lang, muskulös und leicht behaart. Ich dachte daran, wie sich seine Hände anfühlten, wie seine Haut schmeckte. Ich zwang mich, einfach an ihm vorbeizugehen, aber er folgte mir mitsamt seinen Fragen in mein Schlafzimmer.
    „War es der Vollmond? Dein Alter? Ein Fluch?“ Er gab ein angewidertes Geräusch von sich. „Ein Fluch. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mich so was jemals würde fragen hören.“
    Ich ging zum Fenster, zog den Vorhang auf und ließ mich von dem tröstlichen Silber bescheinen. Komisch, wie der eisige Glanz, der vom Himmel herabstrahlte und auf mich die gleiche Wirkung hatte wie die Julisonne, mich früher abschrecken konnte. Nun zog er mich an.
    „Spielt es eine Rolle?“, fragte ich. „Es gibt kein Zurück.“
    Nic stellte

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