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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sicher, daß alles irgendwie zusammenpaßte, wie eines jener dreidimensionalen Puzzles, an denen man Stunden oder auch Tage herummurksen konnte, bis plötzlich alle Teile wie von selbst an ihren Platz glitten und eine neue, bis dahin unbekannte Form ergaben. Er hatte alle Teile. Jetzt mußte er nur noch den Plan finden, nach dem sie zusammengesetzt wurden.
    Plötzlich fand sich Stefan in einer regelrechten Hochstimmung, allein schon ausgelöst durch den Umstand, daß er sich plötzlich nicht mehr wie ein hilfloses Opfer vorkam. Er war noch immer Beute, aber er wußte jetzt, daß er zumindest eine Chance hatte, seinerseits Jagd auf die Jäger zu machen; ein Gedanke, der ihn für einen Moment regelrecht in Euphorie versetzte.
    Wenigstens so lange, bis seine Fensterscheibe unter der Druckwelle zerbarst, mit der der BMW unten vor dem Haus explodierte.
    Die Straße war bereits voller Menschen, als Stefan aus dem Haus stürmte. Aus den umliegenden Häusern waren Dutzende von Neugierigen gekommen, um zu gaffen oder vielleicht auch zu helfen, obwohl es hier nicht mehr allzuviel zu helfen gab, wie Stefan mit einem einzigen erschrockenen Blick bemerkte. Die Explosion war so gewaltig gewesen, daß es den BMW praktisch nicht mehr gab. Wo er gestanden hatte, gähnte ein zwanzig Zentimeter tiefer Krater im Straßenasphalt, der mit brennendem Benzin oder Öl gefüllt war. Das Fahrzeugwrack selbst war anscheinend vier oder fünf Meter weit durch die Luft geflogen, ehe es zwei weitere Autos unter sich zerschmettert und dann in Brand gesetzt hatte. Brennende Trümmerstücke bildeten zahllose, lodernde Flammennester in weitem Umkreis, und die Straße war mit Glasscherben übersät, so weit er sehen konnte. Die Druckwelle hatte im Umkreis von gut dreißig Metern sämtliche Fensterscheiben zertrümmert. Auf mehr als einem Gesicht, in das er blickte, sah Stefan Blut; die Glasscherben mußten wie kleine gefährliche Geschosse in die Wohnungen hineingetrieben worden sein. Er hoffte fast verzweifelt, daß die Explosion nicht noch mehr unbeteiligte Opfer gefordert hatte.
    Zumindest
einen
weiteren Toten hatte es gegeben. Das Taxi, das er vom Fenster aus gesehen hatte, war von der Wucht der Explosion halb um seine Achse gedreht und bis zur anderen Straßenseite hinübergeschleudert worden. Sämtliche Scheiben waren zerborsten, und der Fahrer war reglos über dem Steuer zusammengesunken. Stefan glaubte nicht, daß er die Explosion überlebt hatte.
    Jemand rempelte ihn unsanft in die Seite. Stefan machte einen raschen Schritt, um sein Gleichgewicht zu halten, und sah sich alarmiert, aber auch sehr aufmerksam um. Aus den umliegenden Häusern strömten immer mehr Menschen, und auf beiden Seiten war der Verkehr vollkommen zum Erliegen gekommen. Der Rückstau reichte jetzt schon über die nächste Kreuzung hinaus. Wenn die Feuerwehr nicht innerhalb der nächsten zwei oder drei Minuten hier eintraf, würde Sie wahrscheinlich hoffnungslos steckenbleiben.
    Wie um diesen Gedanken unverzüglich zu widerlegen, tauchte am anderen Ende der Straße ein flackerndes Blaulicht auf. Stefan hörte kein Sirenengeheul, aber da er den Wagen über die Köpfe der Menschenmenge hinweg nicht erkennen konnte, war er ziemlich sicher, daß es sich um einen Polizeiwagen handelte.
    Eine Sekunde lang stand er einfach mit aufgerissenen Augen und vollkommen fassungslosem Gesichtsausdruck da und fragte sich, wie er nur so blind hatte sein können. Vom Moment der Explosion an bis zu dem Augenblick, in dem er den Polizeiwagen sah, hatte er nicht einmal
begriffen,
was hier wirklich geschehen war.
    Dafür kam dieses Begreifen nun um so schneller und mit geradezu explosiver Wucht, als wäre in seinem Inneren eine zweite, kaum weniger starke Bombe detoniert. Seine Hände begannen zu zittern. Sein Herz hämmerte. Sein Atem ging plötzlich so schnell, als wäre er kilometerweit gerannt. Der BMW war nicht
einfach so
explodiert. Jemand hatte ihn in die Luft gesprengt, um ihn zu töten! Und dieser Jemand war vielleicht noch hier... Stefans erster Impuls war, herumzufahren und dem Streifenwagen entgegenzulaufen, der mittlerweile hoffnungslos in der noch weiter zuwachsenden Menschenmenge steckengeblieben war. Aber dieser Impuls hielt nicht einmal lange genug, um sich auch nur in die entsprechende Richtung herumzudrehen. Wenn die Männer noch hier waren, welche die Bombe in den BMW gelegt hatten - und irgendwoher nahm er die hundertprozentige Sicherheit,
daß
sie es waren -, dann würden sie

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