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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weiter, um neben dem Schreibtisch Aufstellung zu nehmen. Stefan unterdrückte ein Lächeln. Er hatte schon oft erlebt, daß jemand nicht wußte, wohin mit seinen Händen, oder seinem Blick, aber selten, daß er nicht wußte, wohin mit sich selbst.
    Er hörte, wie Robert die Tür öffnete und draußen mit jemanden redete; einen Augenblick später kam er zurück. Inspektor Dorn, sein Adlatus Westmann und ein dritter Mann, den Stefan nicht kannte, begleiteten ihn. Dorn sah übernächtigt aus und auf eine schwer in Worte zu fassende Weise wütend, während Stefan an Westmanns Anblick seine helle Freude gehabt hätte, wäre die Situation auch nur ein bißchen anders gewesen. Der Inspektor war bleich wie die sprichwörtliche Wand, und er sah nicht erschrocken, sondern eindeutig
entsetzt aus.
Obwohl er mindestens zehn Meter entfernt war, konnte Stefan riechen, daß er sich noch vor kurzem ausgiebig übergeben hatte.
    »Guten Morgen, Herr Mewes«, begrüßte ihn Dom. Sein Blick glitt rasch und taxierend über Stefans Gestalt, bewegte sich wie ein kleines, selbständig agierendes Tier durch den Raum und blieb einen kurzen Moment an Robert und einen etwas längeren an den Bodyguards hängen, ehe er zu Stefan zurückkehrte. »Es freut mich, Sie gesund und unverletzt zu sehen. Und das meine ich wirklich.«
    »Wie geht es Ihrer Frau?« fragte Westmann.
    »Gut«, antwortete Stefan, und Robert fügte unaufgefordert hinzu: »Den Umständen entsprechend, versteht sich. Der Arzt ist gerade bei ihr.«
    »Was natürlich zur Folge hat, daß wir jetzt nicht mit ihr reden können«, vermutete Westmann, und Dom fragte im gleichen Atemzug: »Welchen ›Umständen‹?«
    »Meine Frau ist krank«, antwortete Stefan ruhig. »Ich dachte, das hätten Sie gesehen. Vor ein paar Stunden erst. Die Flucht aus dem Krankenhaus hat ihrem Zustand nicht unbedingt gutgetan.«
    »Womit wir beim Thema wären«, sagte Dorn. »Was ist passiert?«
    »Die gleiche Frage wollte ich gerade Ihnen stellen«, sagte Robert, ehe Stefan auch nur Gelegenheit fand zu antworten.
    Dorn musterte ihn kühl. »Ich habe nicht Sie gefragt, sondern Herrn Mewes.« »Dies hier ist aber zufällig
mein
Haus«, antwortete Robert. »Davon abgesehen hat mich meine Schwester gebeten, ihre Interessen zu vertreten.«
    Seltsam, daß sich Stefan daran gar nicht erinnern konnte. Außerdem bezweifelte er, daß Rebecca so etwas getan hätte; nicht in dieser Situation, und schon gar nicht, ohne es vorher mit ihm abzustimmen. Er sah, wie sich Doms Miene allmählich immer mehr verdüsterte und bemühte sich einzulenken.
    »Bitte! Es gibt keinen Grund zu streiten. Ich beantworte Ihre Fragen, Herr Dorn.«
    »Im Grunde habe ich nur eine einzige«, antwortete Dom. »Was, zum Teufel, geht hier vor?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Stefan. Das entsprach sogar der Wahrheit - wenn auch in vollkommen anderer Hinsicht, als Dorn annehmen mochte. »Ich schwöre Ihnen, ich habe nicht die geringste Ahnung, was das alles zu bedeuten hat.«
    »Aber ich«, sagte Westmann. »Irgend jemand will Sie umbringen.« »Und?« fragte Robert. »Seit wann ist das strafbar?«
    »Gar nicht«, antwortete Dorn, während er gleichzeitig eine besänftigende Geste in Richtung seines Kollege machte. »Wir hätten nur gerne gewußt, wer und warum - bevor noch mehr Unbeteiligte zu Schaden kommen.«
    »Glauben Sie mir - ich weiß es nicht«, beteuerte Stefan. »Ich würde es Ihnen sagen, wenn ich es wüßte... Ich möchte nämlich gerne auch noch ein bißchen leben, wissen Sie?«
    »Das reicht jetzt«, maulte Westmann. »Warum verhaften wir den Kerl nicht einfach und setzen das Gespräch im Polizeipräsidium fort?«
    Dorn hob - nun schon etwas ungeduldiger - die Hand und brachte ihn zum Schweigen, sagte aber trotzdem: »Ja, warum eigentlich nicht, Herr Mewes? Gründe genug dafür habe ich... Fünf, wenn ich richtig gezählt habe.«
    Fünf
dachte Stefan. Offensichtlich hatten sie die Leichen von Barkows Männern noch nicht gefunden.
    »Haben Sie einen Haftbefehl?« fragte Robert.
    »Unter diesen Umständen brauchen wir den nicht«, sagte Westmann giftig. »Glauben Sie mir: Wenn wir wollen, können wir Ihre Schwester und ihren Mann auf der Stelle mitnehmen. Und Sie auch.«
    »Kaum«, antwortete Robert. »Und wenn, wären wir in drei Stunden wieder auf freiem Fuß - und Sie ihren Job los, mein Wort darauf.«
    Dorn verdrehte die Augen, und Stefan machte eine Handbewegung von Westmann zu seinem Schwager und zurück und sagte: »Warum

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