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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sperren wir die beiden nicht einfach in die Garage und warten, wer gewinnt?«
    Dorns Mundwinkel zuckten verdächtig, aber er blieb trotzdem ernst. »Das ist nicht witzig, Herr Mewes«, sagte er. »Wir kommen gerade aus der Klinik, in der Ihre Frau gelegen hat. Was ich dort gesehen habe, ist die größte Sauerei, die mir in meiner ganzen Laufbahn untergekommen ist. Und ich habe schon eine Menge gesehen.«
    Und du warst noch nicht einmal im Keller,
dachte Stefan.
Oder in dem Raum über der Leiter.
    »Also nennen Sie mir einen einzigen vernünftigen Grund, aus dem ich Sie
nicht
auf der Stelle verhaften soll«, fuhr Dorn fort. »Nur einen - aber er sollte gut sein. Ich beginne nämlich langsam wirklich die Geduld zu verlieren.«
    »Bitte, Inspektor«, sagte Robert. »Das beeindruckt hier niemanden. Mit solchen Sprüchen machen Sie sich nur lächerlich. Und-«
    Stefan spürte es, bevor es geschah. Dorn stand ruhig da. Weder auf seinem Gesicht noch in seinen Augen war die geringste Reaktion auf Roberts Worte zu erkennen, aber Stefan konnte regelrecht spüren, wie sich hinter dieser Fassade eine immer stärker werdende Spannung aufbaute - und zerbrach.
    Dorn fuhr so abrupt herum, daß Robert erschrocken mitten im Satz stockte und einen halben Schritt zurückwich.
    »Das reicht!« sagte er. Mehr nicht. Er hob nicht einmal die Stimme, aber irgend etwas war plötzlich an ihm, was diesen beiden Worten ein solches Gewicht verlieh, daß Robert tatsächlich nicht weitersprach. Er wich ganz im Gegenteil einen halben Schritt vor Dorn zurück.
    »Es reicht wirklich«, fuhr Dorn fort. »Ich habe keine Lust auf diese Spielchen und auch keine Zeit. Verdammt noch mal! Es ist spät! Ich habe seit vier Stunden Feierabend. Ich bin hungrig, und ich bin müde. Ich will nicht mehr, als zu Hause die Beine auszustrecken, ein Glas Wein mit meiner Frau zu trinken und mir den neuesten Tratsch aus der Nachbarschaft anzuhören, verstehen Sie das? Aber statt dessen muß ich mich um einen in die Luft gesprengten Wagen kümmern! Ich habe einen toten Taxifahrer, drei tote Krankenschwestern! Einen erschossenen Professor und einen achtzehnjährigen Zivildienstleistenden, der ein faustgroßes Loch da hat, wo sein Hinterkopf sein soll! Ganz davon abgesehen, daß das Krankenhaus so aussieht, als hätte der israelische Geheimdienst es für eine Ernstfallübung benutzt! Und der einzige Augenzeuge dieser ganzen Schweinerei sind Ihre Schwester und Ihr Schwager! Also erzählen Sie mir, verdammt noch mal, nicht, daß ich mich nicht aufregen soll!«
    Nichts davon war echt. Dorn spielte seine Rolle perfekt, aber es war trotzdem nur eine Rolle. Gerade als er herumgefahren war und Robert unterbrochen hatte, war er innerlich tatsächlich explodiert, aber dieser plötzliche Wutausbruch war genauso schnell wieder verraucht, wie er gekommen war. Er sagte Robert das, von dem er annahm, daß es im Moment die größte Wirkung hatte, das war alles. Es war so leicht, Menschen zu durchschauen, wenn man einmal gelernt hatte genau hinzusehen.
    »Professor Wallberg?« fragte er. »Er ist... tot?«
    »Er, ein junger Zivi und die drei Krankenschwestern, die das Pech hatten, auf der Station Dienst zu haben«, bestätigte Dorn. »Aber Sie haben natürlich von nichts eine Ahnung, nicht wahr?«
    Kein Wort von dem toten Söldner, den er in Evas Zimmer gefunden hatte, oder Whites Mann. Dorn erwähnte nicht einmal die beiden Leichen, die draußen auf dem Rasen gelegen hatten. Eine Falle?
    »Das habe ich wirklich nicht«, antwortete Stefan. »Ich meine, ich... ich wußte,
daß
etwas passiert war, aber nicht, was.«
    »Die Krankenschwester, mit der Sie gesprochen haben, war anderer Meinung«, sagte Westmann. Er legte den Kopf schräg. »Wie war doch gleich das Wort, das sie benutzt hat? Panik?«
    »Das trifft es«, sagte Stefan. »Wie hätten Sie sich gefühlt? Ich habe Schüsse gehört. Jemand hat geschrien. Ich habe mir Rebecca geschnappt und gemacht, daß ich wegkam. Was hätte ich Ihrer Meinung nach tun sollen? Hineingehen und mich auch erschießen lassen?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Dorn an Westmanns Stelle. »Sie haben vollkommen richtig gehandelt. Wenn es etwas gibt, vor dem ich noch mehr Angst habe als vor psychopathischen Killern, dann vor begeisterten Amateuren, die James Bond spielen. Aber Sie hätten auf uns warten sollen. Warum haben Sie sich nicht irgendwo eingeschlossen und auf uns gewartet, statt quer durch die Stadt hierher zu rasen?«
    »Weil ich mich eben nicht für

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