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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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seiner Stimme mitschwang; nicht die Panik eines übernervösen VIPs wie bei den Leuten, die er normalerweise bewachte, sondern die begründete Furcht eines gleichwertigen Partners. Er nickte, bewegte sich einige Schritte rückwärts gehend und blieb dann wieder stehen, damit sie ihm folgen konnten. Ganz egal, was Stefan von ihm hielt, der Mann nahm seinen Job ernst.
    Leider würde es ihm nicht viel nützen.
    »Gehen Sie zum Haus zurück!« sagte er noch einmal. »Los! Wir kommen schon klar!«
    Der Mann zögerte noch einen Moment, aber dann deutete er ein Nicken an und fuhr auf dem Absatz herum. Sie konnten hören, wie sich seine Schritte im nassen Gras entfernten.
    Auch Rebecca und Stefan begannen Schritt für Schritt wieder vom Zaun zurückzuweichen. Irgendwo auf der anderen Seite der geschmiedeten Barriere bewegte sich etwas. Schatten glitten durch die Dunkelheit. Das Tappen harter Pfoten im Gras. Vielleicht auch Krallen. Die Jagd hatte begonnen.
    »Langsam«, murmelte er. »Beweg dich ganz vorsichtig.«
    Rebecca antwortete nicht auf seine Worte, aber sie gehorchte. Ohne den Zaun und die lebendig gewordene Dunkelheit dahinter auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, wich sie Schritt für Schritt weiter zurück. Eva begann auf ihrem Arm unruhig zu werden. Die Spannung, die in der Luft lag, war beinahe greifbar.
    Als sie brach, spürte Stefan es einen Sekundenbruchteil vorher. Etwas am Rhythmus der ruhelosen Schatten hinter dem Zaun änderte sich, aus der Anspannung wurde Aggression, dann explodierte Gewalt. Ein unheimliches, langgezogenes Heulen erscholl, und dann explodierten zwei, drei langgestreckte Schatten aus der Nacht und setzten ohne die geringste Mühe über den Zaun hinweg.
    Rebecca und Stefan wirbelten im gleichen Sekundenbruchteil herum und rannten los. Links von ihnen erscholl das Geräusch eines doppelten dumpfen Aufpralls, praktisch gleichzeitig beantwortet von einem dritten, gleichartigen Laut zur Rechten.
    Stefan versuchte, schneller zu rennen, aber er wurde durch die Tasche behindert, die er noch immer in der Rechten trug. Er ließ sie trotzdem nicht fallen. Es hätte ihm nichts genützt, schneller zu laufen, denn Rebecca war durch das Gewicht des Mädchens auf ihren Armen mindestens ebensosehr gehandikapt. Eva wehrte sich mittlerweile mit aller Gewalt gegen ihren Griff, aber Rebecca hielt sie eisern fest.
    Das Geräusch heftig trommelnder Pfoten folgte ihnen, während sie durch den Garten stürmten. Sie kamen nicht näher, sondern hielten stets den gleichen Abstand, aber das lag keineswegs an ihrer Schnelligkeit; die Jäger hetzten sie und warteten auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen.
    Er kam eher, als er gedacht hatte.
    Der abgelassene Swimming-pool tauchte wie ein präzise in den Rasen gestanztes bodenloses Loch vor ihnen auf. Rebecca wollte nach links ausweichen, um ihn in sicherem Abstand zu umgehen, aber plötzlich schoß etwas Riesiges, Struppiges auf sie zu, eine Chimäre aus Fell und Krallen, aus glühenden Augen und Zähnen, die sie mit einem wütenden Knurren ansprang. Rebecca schrie auf, taumelte einen Schritt zur Seite und duckte sich instinktiv, um den schnappenden Kiefern zu entgehen. Stefan konnte nicht genau erkennen, ob es ihr gelang, aber der Wolf selbst verfehlte sie. Statt sie von den Füßen zu reißen, streifte er sie nur mit den Hinterläufen und landete dann selbst im Gras.
    Stefan war mit einem Satz zwischen ihm und Rebecca und beglückwünschte sich in Gedanken selbst dazu, die Reisetasche nicht fallen gelassen zu haben. Es war eine erbärmliche Waffe, aber gleichzeitig auch die einzige, die er hatte, und er setzte sie kompromißlos ein: Noch bevor der Wolf wieder in die Höhe kam, packte er die Tasche mit beiden Händen an den Griffen, drehte sich wie ein Hammerwerfer einmal um seine Achse und schlug mit aller Gewalt zu.
    Es war ein loo-Punkte-Treffer. Die Reisetasche besaß weder genügend Masse noch die notwendige Härte, um das Tier ernsthaft zu verletzen, aber der Aufprall riß den Wolf hoch und von den Füßen, und seine Wucht reichte auch noch aus, ihn sich gut anderthalbmal in der Luft überschlagen zu lassen, ehe er ebenso ungeschickt wie kraß auf dem gemauerten Rand des Swimming-pools aufschlug.
    Stefan ließ die Tasche fallen, setzte ihm nach und erreichte ihn im gleichen Moment, in dem der Wolf benommen den Kopf hob. Ein harter Tritt vor die Schnauze ließ das Tier vor Schmerz und Wut schrill aufheulen. Trotzdem versuchte es unverzüglich in die

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