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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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getroffen wurde und sich seine Lippen bewegten, aber der Schrei selbst ging im Tosen der Explosion unter, das immer noch weiter anhielt.
    Eine Gestalt in einem brennenden Mantel taumelte aus dem Qualm hervor. White. Er schrie gellend, besaß aber trotzdem noch genügend Geistesgegenwart, um wenigstens zu versuchen, sich aus dem brennenden Kleidungsstück zu schälen. Seine Verletzung behinderte ihn jedoch zu sehr. Die Flammen, die anfangs nur aus dem Rücken seines Mantels geschlagen hatten, ergriffen jetzt seinen linken Arm und züngelten bereits an der Schulter hinauf und nach seinem Gesicht.
    Stefan taumelte auf die Füße, sprang auf White zu und griff mit beiden Händen nach seinem Mantel. Der Stoff zerriß wie Papier. Stefan fühlte nicht einmal wirklichen Widerstand, sondern riß das Kleidungsstück einfach herunter, schleuderte die brennenden Fetzen zur Seite und zerrte White dann hastig in Deckung.
    »Was ist passiert?« stieß er hervor. »Sind Sie schwer verletzt? Wo ist Matt?«
    White schüttelte den Kopf, was wahrscheinlich zugleich Antwort auf alle drei Fragen war: Er wußte es nicht, er war nicht schwer verletzt, und sein Begleiter war mit Sicherheit nicht mehr am Leben. Die Antwort, die er Stefan einen Augenblick später laut gab, wurde vom Hämmern einer MPi-Salve verschluckt. Die Geschosse prasselten wie Regen auf die Trümmer und die brennenden Möbelstücke ringsum, aber keines kam ihnen auch nur nahe.
    »Eines muß man den Kerlen lassen.« White fuhr sich mit dem Handrücken über das Gesicht, um das Blut fortzuwischen. Seine linke Wange war übel verbrannt. »Sie sind verdammt hartnäckig.«
    Wieder wurde ein kurzer, abgehackter Feuerstoß aus einer automatischen Waffe abgegeben, und diesmal hämmerten die Geschosse direkt über ihnen in die Wand und den Fensterrahmen. White zog den Kopf ein.
    »Sie schießen sich ein«, sagte er und zog eine Grimasse. »Wo ist meine Waffe?« Er griff nach unten; erst dann schien er sich daran zu erinnern, daß sein Mantel in Stücke gerissen und über das halbe Zimmer verteilt war. Er warf sogar einen sehnsüchtigen Blick in die entsprechende Richtung, aber Stefan schüttelte den Kopf.
    »Versuchen Sie es lieber nicht«, sagte er. »Die perforieren Sie.«
    White lachte. »Der Arzt hat mir viel frische Luft verschrieben. Aber ich glaube nicht, daß er es so gemeint hat.«
    Stefan warf einen besorgten Blick in die Runde. Aus dem Raum hinter der zerborstenen Wand fiel nackender Feuerschein, und auch rings um sie herum brannte es; meist nur kleine, nackende Feuernester, die sich aber rasch ausbreiten würden, wenn man sie nicht löschte.
    »Wo bleiben Ihre Freunde?« fragte White.
    »Die Polizei?« Stefan schüttelte den Kopf. »Wozu? Die Kerle würden sie auch umbringen.«
    »Die meine ich auch nicht«, antwortete White.
    Stefan starrte ihn wütend an. »Das sind nicht meine Freunde!« sagte er scharf. »Und Sie sollten lieber hoffen, daß Sie sie nicht noch einmal wiedersehen. Haben Sie immer noch nicht begriffen, was hier passiert?«
    »Doch«, antwortete White, plötzlich wieder sehr ernst. »Aber ich weigere mich einfach, es zu kapieren.«
    Eine weitere MPi-Salve unterbrach ihr Gespräch, Stefan hatte das sichere Gefühl, daß der Schütze sehr viel näher gekommen war. Sie brauchten eine Waffe! »Wieviel Munition haben Sie noch?« fragte er, an Dorn gewandt.
    »Zuwenig«, antwortete der Polizist. »Ich -«
    Ein einzelner Schuß fiel. Zwei Zentimeter neben Dorns Gesicht flog der Fensterrahmen in Stücke und spickte seine Wange mit Splittern, und Dorn zog hastig den Kopf ein und duckte sich.
    Oben im Haus zerbrach Glas, und einen Augenblick später hörte er Rebecca schreien.
    Alles andere wurde unwichtig. Stefan sprang auf die Füße, wirbelte herum und raste mit Riesensätzen auf die Treppe zu. White schrie irgend etwas, und die Maschinenpistole hämmerte wieder los. Kugeln pfiffen an ihm vorbei, bohrten sich in den Fußboden zu seinen Füßen und fuhren in die Wand hinter ihm; irgend etwas zupfte an seinem Arm. Vielleicht wurde er sogar getroffen. Es spielte keine Rolle. Im Zickzack näherte er sich der Treppe, hetzte, immer drei Stufen zugleich überspringend, hinauf und raste auf das Gästezimmer zu. Rebecca schrie nicht mehr, aber durch die geschlossene Tür drangen jetzt die Geräusche eines wütenden Kampfes.
    Stefan rannte noch schneller, sprengte die Tür mit der Schulter auf und stürmte hindurch.
    Der Schwung seiner eigenen Bewegung riß ihn

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