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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht verstehen
wollte.
Er beugte sich vor, um Roberts Bein in eine bequeme Position zu legen, aber Robert stieß seine Hände mit einem Schrei zur Seite und kroch ungeschickt ein kleines Stück zurück, obwohl ihm die Bewegung zweifellos große Schmerzen bereiten mußte.
    »Rühr mich nicht an!«
schrie er. »Rühr mich nicht
an, du Ungeheuer! «
    Stefan versuchte nicht noch einmal, ihn zu berühren. Er konnte seinen Schwager durchaus verstehen. Robert war auf dem Weg, den Verstand zu verlieren. Was immer er auch tun mochte, würde es nur schlimmer machen.
    »Reiß dich zusammen«, sagte er nur. »Der Krankenwagen muß bald da sein.«
    Robert stammelte irgend etwas, aber Stefan hörte gar nicht mehr hin, sondern hob vorsichtig den Kopf und spähte durch das zerborstene Fenster hinaus. Das Sirenengeheul erklang jetzt aus unmittelbarer Nähe. Blaue Lichtreflexe huschten über die nasse Straße, nur einen Moment später gefolgt vom grellen Licht eines Scheinwerferpaares, das sich auf den Wagen vor dem Tor richtete. Der Polizeiwagen hielt mit kreischenden Reifen zehn oder zwölf Meter vom Wagen der Söldner entfernt.
    Im nächsten Sekundenbruchteil explodierte er.
    Stefan glaubte einen rot-weißen Blitz zu sehen, der aus dem hinteren Fenster des Wagens der Russen stach, und im buchstäblich gleichen Augenblick verwandelte sich der Streifenwagen in eine sich öffnende Blüte aus weißer Glut und waberndem rotem Feuer. Brennende Trümmerstücke flogen in alle Richtungen. Die Druck- und Hitzewelle war selbst hier im Haus noch deutlich zu fühlen.
    Stefan duckte sich mit einer halben Sekunde Verspätung hinter die Couch. Die Glasreste in den Fensterrahmen klirrten hörbar. Trümmerstücke prasselten wie brennender Hagel in den Garten und auf das Dach über ihren Köpfen, und draußen begannen mindestens drei oder vier Autoalarmanlagen zu randalieren.
    »Um Gottes willen!« kreischte Robert. »Was ist da los?!«
    Stefan konnte nicht antworten. Er war vollkommen schockiert. Er hatte mit allem gerechnet - aber nicht damit, daß Barkow und seine Männer so wahnsinnig sein könnten, hier einen regelrechten
Krieg
anzufangen. Und das bedeutete in letzter Konsequenz nichts anderes, als -
    Stefan weigerte sich, den Gedanken zu Ende zu denken, aber schon in der nächsten Sekunde stieß Dorn am Fenster ein entsetztes Keuchen aus, und er hob fast gegen seinen Willen den Kopf und sah ebenfalls nach draußen.
    Das Bild, das sich ihm bot, ließ ihn für eine Sekunde erstarren.
    Der Polizeiwagen brannte lichterloh und warf zuckende rote und weiße Lichtreflexe in die Nacht, die die Schatten zu bizarrem Leben erweckten und Stefan die Tränen in die Augen trieben. Der Wagen der Russen war zu einem flackernden Schemen dahinter geworden, dessen Umrisse sich in der Glut wie in leuchtender Säure aufzulösen schienen. Trotzdem konnte er erkennen, daß die Tür auf der Beifahrerseite offen stand. Eine schlanke Gestalt war aus dem Wagen gestiegen, die nun mit langsamen Schritten um das Feuer herumging; so nahe, daß er sich fragte, wie sie die ungeheure Hitze aushalten konnte. Wie der Wagen war auch sie nur als Schemen zu erkennen. Dennoch sah Stefan, daß sie ein klobiges, gut meterlanges Rohr über der Schulter trug.
    Die Erkenntnis dessen, was er da sah, und das grelle Aufblitzen tief im Inneren des Rohres kamen praktisch gleichzeitig; und im Bruchteil einer Sekunde, bevor Dorn mit überschnappernder Stimme:
»Hinlegen!«
schrie und sich gleichzeitig zur Seite fallen ließ.
    Auch Stefan warf sich zu Boden, rollte herum und sah einen verschwommenen Schatten auf einem Feuerstrahl über sich dahinrasen.
    Die Rakete heulte durch das Zimmer, schlug glatt durch die Rückwand und detonierte in dem Zimmer dahinter.
    Die Wirkung war verheerend.
    Ein ungeheurer Donnerschlag erschütterte das Haus bis in seine Grundfesten. Die gesamte Wand brach auseinander und überschüttete das Zimmer mit einem Regen aus Trümmern, Flammen, brennendem Papier und purer Hitze. Jedes einzelne Glas im Raum zerbarst. Die Druckwelle warf die Möbel durcheinander und ließ Stefan, Robert und den toten Söldner haltlos über den Boden schlittern. Lärm und Hitze waren unbeschreiblich. Stefan schrie vor Schmerz, riß schützend die Hände über das Gesicht und verlor beinahe das Bewußtsein, als er mit brutaler
    Wucht gegen die Wand unter dem Fenster geschmettert wurde. Glühend heiße Steintrümmer trafen ihn an Kopf und Brustkorb, und er sah, daß auch Robert mehrmals

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