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Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Titel: Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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können es ja gemeinsam beschaffen.“ Sie will schließlich auch etwas beitragen. Aber Raven möchte sie nicht noch einmal allein begegnen.
    Er zuckt die Schultern. „Wenn du wieder dazu in der Lage bist. Hast du heute schon was Richtiges gegessen?“
    „Nein“, stöhnt sie hungrig.
    „Kein Wunder“, bemerkt er noch, während er sich vom Ofen abdrückt. „Kommst du alleine runter?“
    Sie nickt und kriecht vorsichtig aus ihrem Schlafsack heraus. Es überkommt sie ein schlechtes Gewissen, weil er so um sie bemüht ist und sie fragt sich ernsthaft, ob sie noch bei klarem Verstand sein kann, aufgrund der Worte eines Irren Zweifel an ihm zu hegen.
    Sie kommt zu ihm neben den Tisch.
    Lucius hatte Glück bei der Jagd gehabt und eine große Hirschkuh erlegen können. Sie hängt vor der Hütte kopfüber an einem Baum. Ausgeblutet, ausgeweidet und mit abgezogenem Fell. Leber und Nieren hat er schon im Fett des Tieres gebraten. Es duftet betörend und Lucy läuft das Wasser im Mund zusammen. „Gibt es eigentlich etwas, das du NICHT kannst?“
    Lucius blickt überrascht auf, bevor er darin fortfährt, hauchdünn geschnittene Filets in die Eisenpfanne zu legen, so dass es laut zischt. Er stellt die Pfanne an den kühleren Rand der Herdplatte, nimmt ein großes Holzbrett, auf dem die fertig gebratene Leber und die Nieren der Hirschkuh liegen, und kommt damit vieldeutig grinsend zu ihr an den Tisch herüber.
    „Nein“, erwidert er herausfordernd und weist mit dem Kinn auf den Stuhl ihm gegenüber, damit sie Platz nimmt. „Oder fällt dir was ein?“ Er legt das Brett mitten auf den Tisch.
    Sie erwidert sein Grinsen und setzt sich. „Doch“, fällt ihr ein und sie blickt ihn herausfordernd an. „Du kommst nicht mit deiner Vergangenheit klar.“
    Lucius schiebt ihr ein Besteck zu, das den Eindruck erweckt, als wäre es schon zu Goldgräberzeiten benutzt worden und gibt sich betont gelassen. Offenbar kann sie ihn heute nicht aus der Ruhe bringen. Er nimmt ihr gegenüber Platz und schüttelt mit einem spöttischen Grinsen den Kopf. „Du gibst wohl nie auf, was?“
    Lucy hat schon einen Bissen Leber im Mund. Er zergeht ihr auf der Zunge. Lucius hat zur Würze Fichtennadeln mitgebraten. Es schmeckt göttlich. Sie lässt es ihn mit rollenden Augen und einem verzückten Stöhnen wissen und schlingt schmatzend weiter.
    Lucius beobachtet sie belustigt. Nicht lange, und sie haben die Innereien aufgezehrt. Er holt noch die Filets mitsamt der Pfanne herüber und stellt diese auf dem Brett ab.
    Lucy spießt ein Filetstück auf und beißt einfach davon ab, so dass ihr das Fett zum Kinn herabläuft. „Woher hast du das Salz“, nuschelt sie mit vollem Mund.
    Er zuckt die Schultern. „Ist noch ein Rest. Das hält sich ewig.“
    Sie ist vor ihm satt. Mit einem lauten Rülpser lehnt sie sich zufrieden zurück und wischt mit dem Ärmel über ihren fetttriefenden Mund.
    Lucius hält kurz im Kauen inne, schüttelt grinsend den Kopf und isst die Pfanne leer.
    „Ich wollte dir was erzählen“, beginnt Lucy, um sicherzugehen, dass sie seine ganze Aufmerksamkeit hat.
    „Deine Lebensgeschichte?“ Er wirft sein benutztes Messer in die Pfanne, dass es laut klirrt und lehnt sich ebenfalls zurück.
    „Was?“ Sie ist überrascht. „Eigentlich nicht. Aber was willst du wissen?“
    Er beugt sich vor und verschränkt die Hände auf dem Tisch. „Zum Beispiel, wo du solch grässliche Tischmanieren her hast.“
    „Oh“, macht sie bestürzt. „Findest du sie so schlimm?“
    „Definitiv“, lacht er.
    Sie bläst die Luft aus. „Ich fürchte, ich hatte nie bessere. Oder doch?“ Sie beißt sich grüblerisch auf die Unterlippe. „Ich hab‘ mal während meiner Doktorarbeit mit einer Wildschweinhorde sechs Wochen alleine im Wald gelebt. Vielleicht hat das was damit zu tun“, kichert sie.
    Er zieht überrascht die Augenbrauen hoch. „Was? Im Ernst?“
    „Ja doch!“
    „Aber ich dachte, du wärst Fotografin“, meint er verwirrt.
    „Ja. Mal dies, mal das. Oder beides gleichzeitig. Ich bin auch Biologin. Habe mich auf Verhaltensforschung spezialisiert.“
    „Deshalb die Geschichte mit der Eulenkacke?“
    Sie nickt. „Wenn die nicht gewesen wäre, säßen wir jetzt nicht zusammen hier.“
    Lucius lehnt sich wieder zurück und betrachtet sie nachdenklich.
    Sie räuspert sich. „Aber eigentlich wollte ich dir erzählen, dass ich heute auf Anouks Grab gestoßen bin.“ Sie beobachtet ihn, doch er zeigt keine Regung. „Bist du in letzter

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