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Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Titel: Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Zeit mal dort gewesen?“
    „Nein, ich habe es noch nicht fertig gebracht“, erwidert er ihr mit unergründlichem Blick.
    Also waren es wirklich Ravens Spuren.
    Lucius erhebt sich. „Ich will nicht darüber reden, Lucy.“
    Du wirst es aber müssen! „Ich werde eben den Traum nicht los.“
    „Die Wirklichkeit ist noch schlimmer.“ Er sieht abwägend aus dem Fenster in die Dämmerung. „Wenn du mich nicht ständig so drängen würdest, hätte ich es dir vielleicht schon längst erzählt“, bedeutet er ihr und geht zur Tür. „Ich muss noch die Hirschkuh zerlegen.“
    Lucy springt auf. „Ich komme mit!“ Eilig schlüpft sie in ihre offenen Schuhe und zieht sich die Daunenjacke über. Lucius wirft ihr einen abschätzenden Blick zu und geht hinaus.
    Lucy folgt ihm. Die Sonne geht über dem Wald hinterm See unter und taucht die verschneite Landschaft in zart orange Töne. Lucy nimmt den friedlichen Anblick in sich auf. Sie bemerkt, dass es sie nicht mehr nach ihrer Kamera verlangt, sie nicht mehr diesen hektischen Zwang verspürt, die Schönheit der Natur ablichten zu müssen, um sich später wieder daran zu erinnern. Wozu auch? Sie lebt ja nun jede Sekunde mitten in ihr. Durchatmend folgt sie Lucius auf dem schmalen Trampelpfad hinterher, der sich inzwischen im kniehohen Schnee vor der Hütte gebildet hat, und verhält dann ihre Schritte bei ihm, direkt neben der kopfüber hängenden Hirschkuh.
    Lucius betrachtet sie wieder nachdenklich, während er ein großes Messer an einem kleineren wetzt. Letzteres lässt er dann mit einem spielerischen Wurf direkt neben Lucy in den Stamm spicken. Dabei zwinkert er ihr grinsend zu.
    Lucy erwidert sein Lächeln. „Solange du keine Äxte nach mir wirfst … .“
    „Das kommt ganz auf deine Fragen an“, kommentiert er es gelassen. „Du wirst doch gleich wieder damit loslegen, hab‘ ich Recht?“
    Lucy gesteht ihm den Treffer mit einem betont unschuldigen Lächeln ein.
    Lucius bedenkt es mit einem ohnmächtigen Seufzen. Er deutet mit dem Kopf auf die Hirschkuh neben ihr. „Du kannst sie mal festhalten.“
    Lucy kommt seiner Bitte beflissen nach. Sie ergreift das Tier mit beiden Händen an seinem nunmehr felllos gewordenen Rücken. Der Hirschkuh hängt die Zunge seitlich aus dem Maul heraus und ihre schönen, dunklen Augen blicken starr.
    Lucy hält das Tier unter Lucius‘ Hantieren so ruhig sie kann. Er bricht ihm die Schultergelenke und trennt die Vorderläufe mit dem Messer vom Rumpf ab. Diese wirft er neben sich in den Schnee und richtet sich auf.
    „Hast du eigentlich noch mehr Geheimnisse, Lucy?“
    „Mindestens so viele, wie du“, bedeutet sie ihm.
    Er lacht nur herausfordernd auf, während er das Messer in den Baum rammt. Dann nimmt er eine Axt auf.
    Sie räuspert sich. „Existiert eigentlich die Indianersiedlung noch?“
    „Ich nehme es an.“ Er durchtrennt die Wirbelsäule am Kopf mit einem Axthieb und mit einem weiteren den Kopf vom Rumpf, so dass dieser in den Schnee fällt.
    „Warum gehen wir nicht hin? Wir könnten zurückfliegen.“ Sie beobachtet ihn gespannt.
    Er liest den Kopf auf und blickt sie an. „Uns trennen zwei harte Tagesmärsche durch tief verschneiten Wald vom Dorf. Ich weiß nicht, ob du das schaffst. Bisher waren wir jedenfalls nie beide gleichzeitig dazu in der Lage.“
    Seine Logik ist schlagend. „Du sagtest, es wäre fast zwanzig Jahre her. Würden sie dich denn nach so langer Zeit wiedererkennen?“
    „Wenn ich mit dir zusammen aufkreuze, auf jeden Fall“, erwidert er grinsend. „Das kommt noch dazu. Wer weiß, was sie mit mir anstellen würden. Wir waren damals minderjährig und sind gegen den Willen ihrer Eltern weggegangen. Ich möchte wetten, sie haben ewig nach uns gesucht.“ Er schleudert den Kopf weit in Richtung des Sees hinunter. „Und jetzt ist sie obendrein tot. Keine guten Voraussetzungen, um dorthin zurückzugehen, oder? Sie sind nicht gerade das, was man zimperlich nennt.“
    Lucy glaubt ihm. „Wieso wollten sie eigentlich keine Verbindung zwischen euch?“
    „Ich bin keiner von ihnen.“ Er blickt abschätzend auf die Hirschkuh. „Halt sie mal weiter unten fest.“ Lucy bekommt das Tier am Hals zu fassen. Lucius stellt sich vor den offenen Bauch des Tieres. „Ihr Vater war Medizinmann und seine Ahnen ebenfalls. Er wollte, dass sie einen Medizinmann nimmt.“ Er holt mit der Axt aus und trennt Hieb für Hieb die Hirschkuh entlang der Wirbelsäule in zwei Hälften. Lucy erhebt sich und hält eine der

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