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Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska

Titel: Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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vernimmt. Sie wird nervös. Da taucht plötzlich zwischen den Bäumen eine schlanke Frau auf Schneeschuhen auf. Sie läuft kraftvoll, ausdauernd und sicher. Ganz so, als ginge sie sehr oft auf Schneeschuhen. Als sie das letzte Stück die Böschung herauf nimmt, blickt sie Lucy direkt entgegen. Ihr schulterlanges, braunes Lockenhaar ist in Nähe ihres Mundes von ihrem gefrorenen Atem reifbeschlagen. Lucy stockt der Atem, als sie ihr Gesicht erblickt. Sie kann den Blick nicht von ihm lösen. Es ist ihr eigenes Gesicht, nur älter. Die Frau verhält direkt vor ihr ihre Schritte und sieht Lucy tief bewegt in die Augen. Lucy jappst nach Luft. Die Augen der Frau lassen sie nicht los. Sie sind smaragdgrün. Sie sind ausdrucksstark, teilen ihr tiefe Kümmernis und Freude zugleich mit. Und Liebe. Lucy spürt eine überwältigende Liebe im Inneren der Frau. Sie treibt ihr die Tränen in die Augen. Macht, dass sie aufschluchzt. Sie kommt einfach zu ihr, lässt sich von ihr in die Arme schließen.
    „Mein Kind“, haucht die Fremde zutiefst gerührt und drückt sie fest an sich. Und Lucy ist endlich zu Hause.
    Sie nehmen glücklich und verheult nebeneinander am Tisch Platz. Lucy hat ihnen Tee aus Fichtennadeln gemacht. Sie waren noch nicht in der Lage, viele Worte zu wechseln. Doch es ist auch nicht nötig. Fürs Erste ist alles gesagt. Und Lucy weiß nun, warum sich ihr Leben so falsch angefühlt hat.
    „Wie haben sie dich genannt?“
    Lucy wischt sich über die Augen. „Ich bin Lucy“, bringt sie mit belegter Stimme hervor.
    „Lucy!“
    Sie nickt.
    „Und ich bin Ellis.“
    Sie müssen wieder lachend heulen. Eine Mutter, die sich ihrem Kind vorstellt. Und eine Tochter, die sich ihrer Mutter vorstellen muss. Und Ellis ist unleugbar ihre Mutter. Lucy sieht es, sie spürt es. Alles mit Ellis fühlt sich genau richtig an.
    Ellis streicht Lucy mit beiden Händen das volle Haar nach hinten. Es hat etwas derart Vertrautes, dass sich Lucy das Herz in der Brust zusammenschnürt.
    „Du hast atemberaubendes Haar, Lucy. Das hast du von deinem Vater.“ Sie lächelt, so dass sich Lachfältchen an ihren Augenwinkeln zeigen.
    Lucy atmet durch. „Bitte erzähle mir alles, Ellis.“
    Ellis wischt sich nickend über die Augen. „Ja. Aber leider kannst du ihn nicht mehr kennenlernen, Lucy. Er starb vor vielen Jahren. … Er war ein Eingeborener.“
    Lucy hält den Atem an. „Ich habe indianische Wurzeln?“
    „Ja mein Kind.“
    Sie greift sich verwirrt an die Stirn. Plötzlich beginnt alles, einen Sinn zu bekommen. Alles. Bis ins kleinste Detail. Es ist wie eine Offenbarung.
    „Was hast du?“
    Lucy blickt sie bewegt an. „Anouk war meine Schwester?“
    Ellis‘ Blick verschwimmt wieder und sie nickt, unfähig, ein Wort zu reden.
    „Und Lucius wuchs bei dir auf?“
    Ellis blickt sie überrascht an. „Was weißt du über ihn?“
    Lucy atmet durch. „Ich liebe ihn. Wir sind zusammen hier.“
    Ellis greift sich gegen die Brust.
    „Raven hat es dir nicht gesagt?“
    „Raven?“ Sie schüttelt den Kopf. „Raven ist verschwunden. War er hier?“
    Lucy nickt. „Aber wenn er verschwunden ist, woher weißt du dann, dass ich hier bin?“
    „Ach Lucy“, meint Ellis seufzend und streicht sich das braune Lockenhaar zurück. Erste graue Strähnen durchziehen es. „Ich verstehe nichts davon. Wie soll ich es dir erklären?“ Sie zuckt ein wenig hilflos die Schultern. „Deine Großmutter hat es mir gesagt. Sie ist eine sehr weise Frau.“
    Lucy ist irritiert. Anouks Großmutter, IHRE Großmutter, die Schamanin.
    „Früher, als du noch klein warst, da hat sie oft gewusst, wo du bist. Und ich habe mich dann sofort zu dir auf den Weg gemacht, um dich zu suchen. Es war gewiss nicht leicht. Sie haben dich ja in der ganzen Welt vor mir versteckt gehalten. Und ich kam immer zu spät.“
    Lucy starrt sie an.
    „Dann später hat deine Großmutter den Kontakt zu dir verloren. Sie hat gesagt, du hättest aufgegeben. Du hast dich nicht mehr mit ihr verbunden.“
    Ihr habt nicht gewollt, dass sie mich findet. Ihr habt mir verboten, es zu tun, damit meine Familie mich nicht finden kann. Ihr habt mir eingeredet, ich wäre böse und abartig!
    Ohnmächtige Wut keimt in Lucy auf. Und tiefe Traurigkeit. „Erzähle mir von meinen Eltern“, raunt sie ohne jegliches Gefühl.
    „Das ist schnell erzählt, Lucy. Sie waren als Wissenschaftler vor dreißig Jahren hier in den Wäldern unterwegs.“
    „Ja“, erwidert Lucy tonlos. „Ich habe mir ihre Daten

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