Wolfsherzen - Eine Liebe in Alaska
mühen. „Und komm‘ nicht auf die Idee, mir zu folgen, Cartwright!“ Sie wischt sich über die Augen und schwankt.
„Lucy!“
Sie hat das Gleichgewicht verloren und setzt den verletzten Fuß auf, um es wiederzuerlangen. Aber es schmerzt sie wahnsinnig. Sie knickt weg, merkt noch, wie Robert versucht, sie am Rucksack festzuhalten. Doch es bewahrt sie nicht mehr vor einem Sturz. Sie schlägt irgendwo mit dem Kopf an und es wird schwarz um sie herum.
Lucy kommt nur ganz langsam wieder zu sich. Sie hat Kopfschmerzen. Es riecht nach Desinfektionsmittel.
„Doktor Denalo?“
Als sie die Augen aufschlägt, blickt ihr ein älterer Mann mit gepflegtem, grauem Kinnbart wachsam ins Gesicht. Er trägt einen weißen Kittel und lächelt ihr nun freundlich entgegen.
„Ich bin Doktor Sheller. Sie sind hier in meiner Klinik.“ Er setzt sich zu ihr auf den Bettrand.
Lucy versucht, sich verwirrt in ihrem Bett hochzurichten. „Was?“ Sie entdeckt Robert beim Fenster stehen. Er blickt aufgewühlt auf sie herab. Sein Gesicht sieht mächtig lädiert aus. Lucius hat ihm ein Veilchen verpasst und ihm den Mundwinkel aufgeschlagen.
„Sie sind gestürzt und haben sich am Kopf verletzt. Aber keine Sorge. Es wird alles gut. Haben Sie Kopfschmerzen?“
Sie greift sich an den Hinterkopf und fühlt dort eine mächtige schmerzhafte Beule. „Ja.“
„Kommen die Schmerzen eher von der Beule, oder tut Ihnen der ganze Kopf weh?“
„Ich weiß nicht, Doktor.“
„Hm. … Ist Ihnen schlecht?“
Sie nickt. „Aber das war es mir schon vorher.“
Er mustert sie aufmerksam. Dann nickt er. „Ich werde Sie noch zwei Tage zur Beobachtung hier behalten. Könnten Sie schwanger sein, Doktor Denalo?“
Ihre Augen weiten sich. Es wäre eine Erklärung für ihre Übelkeit. Sie konnten in der Wildnis ja nicht verhüten. Und eine Pille nimmt sie aus Prinzip nicht.
„Also ja?“
Lucy nickt.
„Ich würde gern sicher gehen, um ein Schädel-Hirn-Trauma bei Ihnen auszuschließen. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich einen Ultraschall mache?“
„Nein. … Doktor?“
Er blickt sie erwartungsvoll an.
„Bitte könnten Sie sich mein verletztes Bein ansehen?“
Er lächelt. „Das habe ich bereits getan. Es sieht aus, als wären Sie in eine Falle geraten.“
Sie nickt wieder.
„Es ist nicht so, als dass wir hier noch nichts von Ihnen und Ihrem Absturz gehört hätten, Doktor Denalo.“ Er schmunzelt.
„Bitte lassen Sie den Doktor weg“, murmelt sie und blickt ihn dann eindringlich an. „Und bitte behandeln Sie das alles streng vertraulich, Doktor Sheller. Ich will nicht, dass etwas davon an die Öffentlichkeit gelangt.“
Er macht eine entrüstete Grimasse. „Was denken Sie denn! Ich habe Schweigepflicht“, brüskiert er sich künstlich und nickt dann grinsend in Richtung ihres Beines. „Sie hatten großes Glück. Die Sehnen sind unverletzt geblieben. Die Muskeln sind ein wenig lädiert, aber es ist bereits alles am Verheilen. Sie müssen das Bein nur schonen. In ein paar Wochen merken Sie sicher nichts mehr.“
Lucy atmet erleichtert auf.
Er erhebt sich wieder von ihrem Bett. „Dann lasse ich mal das Ultraschallgerät holen“, meint er zu ihr und mustert Robert, der noch immer beim Fenster steht. „Sind Sie auch die Treppe herunter gestürzt, Mr. Cartwright?“
Robert kommt zu ihnen und schüttelt den Kopf. „Nein.“ Er wendet den Blick nicht von ihr ab.
Doktor Sheller nickt nur und verlässt das Krankenzimmer.
„Er ist gut“, raunt er mit belegter Stimme.
Sie deutet ein Nicken an und sieht weg.
„Ich nehme dich mit ins Quartier, Lucy. Du musst nicht hier bleiben. Bei uns ist rund um die Uhr jemand da, um dich beobachten zu können.“
Sie schnaubt nur verächtlich. Typisch Robert. Er will es einfach nicht wahr haben. Und er lässt nicht locker. „Wie lange soll dieser Alptraum denn noch dauern, Rob“, murmelt sie. „Lass mich endlich gehen.“ Als sie ihn wieder ansieht, bemerkt sie noch seinen verschwommenen Blick, bevor er sich von ihr abwendet. Das gedämpfte Rollern eines schweren Gerätes über den Korridor kündigt ihnen das Herannahen des Doktors an.
„Ich kann nicht, Lucy. … Warum haben wir uns nie ausgesprochen?“
Sie schließt die Augen und atmet durch. „Ich weiß es nicht. Wir konnten es beide nicht, haben es einfach zur Gewöhnung werden lassen. Und akzeptiert, dass es uns kaputt macht.“
„Aber wir könnten es ändern. Wir haben doch angefangen, zu reden. Gib‘ mir ne Chance,
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