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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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zuvor, sie zeigte auf das Telefon und fragte: »Kannst du das bedienen?«
    Teresa hatte aufgehört, über all die Wunderlichkeiten in Theres’ Verhalten nachzudenken, und antwortete einfach: »Ja.«
    Aus einer Schreibtischschublade zog Theres ein Papier, gab es Teresa und sagte: »Ruf den an.« Teresa las sich den Brief von Max Hansen durch, fand sowohl eine Handy- als auch eine Festnetznummer.
    »Was soll ich sagen?«, fragte sie.
    »Ich möchte eine blanke Scheibe machen. Mit meiner Stimme drauf. Die man als Spiegel benutzen kann.«
    »Er schreibt hier, dass er sich mit dir treffen möchte. Diskutieren.«
    »Ich werde ihn treffen. Morgen. Du kommst mit. Dann mache ich eine Scheibe.«
    Teresa las sich den Brief noch einmal durch. Soweit sie es verstehen konnte, war das einer dieser Briefe, von denen Jungen und Mädchen mit Starambitionen träumten. Ihr fiel auf, dass er vor zehn Tagen datiert worden war. »Du hast viele solche Briefe bekommen, oder?«
    »Ich habe einen Brief bekommen. Diesen hier.«
    Teresa schaute auf die zwei kurzen Zeilen mit den Nummern und versuchte sich eine Vorstellung davon zu machen, was sie sagen sollte, wenn sie eine davon gewählt hatte. Es würde immer seltsam klingen. »Meinst du das im Ernst, dass du noch nie ein Telefon benutzt hast? Du machst dir einen Spaß mit mir, oder?«
    »Ich mache keinen Spaß.«
    Teresa sammelte sich, nahm den Hörer ab und wählte die Festnetznummer. Während die Rufsignale ertönten, überflog sie noch einmal den Brief. Abgesehen von den großen Worten über Theres’ Talent war er in einem geschäftsmäßigen Ton gehalten. Teresa richtete sich auf, um sich größer und sicherer zu fühlen, als sie war. Als sich am anderen Ende eine Stimme meldete: »Max Hansen speaking«, räusperte sie sich gründlicher als nötig und sagte: »Guten Abend. Ich rufe im … Auftrag von Tora Larsson an. Sie hat mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass sie sich mit Ihnen treffen möchte.«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es für ein paar Sekunden still. Dann sagte Max Hansen: »Soll das hier so eine Art Witz sein?«
    »Nein. Tora Larsson möchte Sie morgen sehen. Am Vormittag.« Teresa dachte an ihren Zug, der um eins fahren würde, und fügte hastig hinzu: »Um zehn Uhr. Bestimmen Sie einen Ort.«
    »Also, das ist doch vollkommen … Warum kann ich nicht direkt mit Tora sprechen?«
    »Sie mag keine Telefone.«
    »Aha, sie mag sie also nicht. Und kannst du mir einen vernünftigen Grund liefern, warum ich dir glauben sollte?«
    Teresa hielt den Hörer in die Luft und sagte zu Theres: »Sing. Sing irgendein Lied.«
    Ohne das leiseste Zögern begann Theres Teresas Gedicht zu singen. A cappella klang es womöglich sogar noch schöner. Teresa hielt sich den Hörer wieder ans Ohr und sagte: »Bestimmen Sie einen Ort.«
    Sie hörte, wie am anderen Ende in Papieren geblättert wurde, ein Stift glitt über einen Zettel. Dann sagte Max Hansen: »Hotel Diplomat im Strandvägen, weißt du … weiß sie, wo das liegt?«
    »Ja«, log Teresa und verließ sich auf das Internet.
    »Fragt an der Rezeption nach mir«, sagte Max Hansen. »Um zehn Uhr. Ich freue mich darauf. Wirklich.«
    Max Hansens Stimme hatte sich verändert. Während sie zu Beginn des Gesprächs noch distanziert geklungen hatte, erschien sie ihr jetzt eher zu nahe, als ob er durchs Telefon kriechen und Teresa direkt ins Ohr flüstern wollte. Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, sank Teresa zurück ins Sofa.
    Verdammt, worauf habe ich mich hier bloß eingelassen?
    Sie fühlte sich wie in einer Spionagegeschichte. Treffen in Hotels, knappe Mitteilungen, kryptische Telefongespräche. Sie hatte keine Kontrolle und wusste nicht, ob sie das unangenehm oder spannend finden sollte. Wieder gab es die Möglichkeit, einen Sprung zu wagen, jemand anderes zu werden. Jemand, der diese Situation meistern konnte. Sie würde es versuchen.
    Theres setzte sich neben sie auf das Sofa. Teresa erzählte von der Verabredung, nannte den Ort, die Zeit, und Theres nickte nur wortlos.
    Sie saßen nebeneinander. Nach einer Weile ließen sich beide nach hinten an die Rückenlehne sinken, fast genau gleichzeitig.Eine hatte die Bewegung begonnen und die andere sie zu Ende geführt. Ihre Schultern berührten einander. Teresa spürte die schwache Wärme von Theres’ Körper. Sie blieb sitzen, ohne sich zu rühren. Die Uhr auf dem Couchtisch tickte.
    Teresa griff nach Theres’ Hand, und sie flochten die Finger ineinander, saßen still

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