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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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nebeneinander und schauten in das dunkle Rechteck des Fernsehschirms, in dem sie sich selbst wie zwei weit entfernte Gestalten sahen, die in einem weit entfernten Raum saßen. Wo sich ihre Schultern trafen, gab es eine kleine Überlappung, als ob ihre Pullis zusammengenäht wären.
    Als Teresa lange Zeit später auf ihre Hände schaute, hatte sie das Gefühl, dass die Haut ihrer Finger über Theres’ Handrücken zu fließen begann und dass Theres’ Fingerspitzen auf eine ähnliche Weise mit ihren Knöcheln verschmolzen. Sie starrte auf die Hände und dachte, dass sie ein Messer brauchen würden, ein scharfes Messer, um sie wieder zu trennen, und dass viel Blut fließen musste.
    »Theres?«
    Nach dem langen Schweigen war dieses eine Wort wie ein großer Vogel, der aus ihrem Mund flog und zwischen den Wänden umherkreiste.
    »Ja.«
    »Wer waren Lennart und Laila?«
    »Ich hab dort gewohnt. Es gab ein Haus. Ich war in einem Zimmer. Ich war versteckt.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich machte sie tot. Mit verschiedenen Werkzeugen.«
    »Warum?«
    »Ich hatte Angst. Ich wollte sie haben.«
    »Hattest du dann keine Angst mehr?«
    »Nein.«
    »Hast du jetzt Angst?«
    »Nein. Hast du Angst?«
    »Nein.«
    Und es stimmte. Größere oder kleinere Ängste waren schon so lange Teresas ständige Begleiter gewesen, dass sie sie nicht mehr erkennen konnte, dass sie sie für genauso selbstverständlich hielt wie ihren eigenen Schatten. Erst jetzt konnte sie sie sehen. Als sie sie verließen.
    5
    Sobald Max Hansen das Gespräch beendet und die angezeigte Telefonnummer des Anrufers sorgfältig notiert hatte, rief er im Hotel Diplomat an und buchte eines der größeren Zimmer, das er für seine geschäftlichen Zusammenkünfte zu benutzen pflegte.
    In der Nacht konnte er nur schlecht schlafen. Mit dieser Tora war noch so vieles ungeklärt. Normalerweise war er vor einem entscheidenden Treffen besser vorbereitet, hätte die Möglichkeit gehabt, das Terrain zu sondieren und sich ein Bild von der Lage zu machen, sich anzupassen, wenn es die Situation erforderte. Diesmal hatte er keine Ahnung, er hatte noch nicht einmal mit der fraglichen Dame reden können. Also wusste er auch nicht, wie seine Strategie aussehen sollte. Zäh verflossen die nächtlichen Stunden, während er mögliche Szenarien durchspielte, Gegenargumente parierte und Manöver durchdachte, die zu dem gewünschten Resultat führen sollten.
    Er war sich ziemlich sicher, dass Tora Larsson eine natürliche Begabung hatte, aus der man mit ein bisschen Kneten und ein paar Schubsern in die richtige Richtung eine mehr oder weniger große Gelddruckmaschine machen konnte, und er hatte das Glück, als Erster am Platz zu sein. So weit, so gut. Aber dann gab es noch diese andere Sache. Er wollte sie ficken, um es schlicht auszudrücken. Er wollte ihre Unterschrift auf seinem Vertrag, und er wollte ihren Körper, wenigstens ein Mal.
    Wenn Max Hansen sich von außen betrachtete, konnte er ganz objektiv sehen, dass das eine verdammte Schweinerei war.Er war ja nicht dumm. Aber er konnte nichts machen. Sein Mund wurde trocken, und es begann überall zu kribbeln und in den Fingern zu jucken, wenn er sich die Begegnung mit dieser kleinen, kühlen Schönheit auch nur vorstellte. Er stand unter Zwang. Und er hatte vor langer Zeit schon aufgehört, sich von außen zu betrachten, und mit einer Selbstverachtung, die an Selbstzufriedenheit grenzte, festgestellt: Du bist ein Schwein, Max Hansen. Das ist deine Natur, und du kannst nichts anderes, als einfach nur weitersuhlen.
    Er wollte sich mit jungen Mädchen suhlen. Junge Mädchen wollten sich nicht mit ihm suhlen, da gab er sich keinen Illusionen hin. Aber mit den richtigen Voraussetzungen konnte er eine Situation erschaffen, in der junge Mädchen es für notwendig erachteten, sich mit ihm zu suhlen, damit ihre Träume in Erfüllung gehen konnten. So einfach war das.
    Er meinte die Lage halbwegs unter Kontrolle zu haben, als er sich um zwei Uhr aus seinem verdrehten Laken wand und eine Schlaftablette nahm. Zwanzig Minuten später schlief er einen sorglosen Schlaf, bis um halb acht der Wecker klingelte. Er stand auf, groggy, aber entschlossen, und begann seine Ausrüstung zusammenzusuchen.
    Um halb zehn hatte er sich in Zimmer 214 des Hotel Diplomat eingerichtet. Während der vergangenen zwei Jahre hatte er sieben vielversprechende Künstlerinnen in diesem Raum getroffen. Zwei von ihnen hatte er in dem schon etwas mitgenommenen Doppelbett flachlegen

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