Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder
sofort eingestellt sei.
Jerry tat so, als ob es regnete, und fragte den Typ, was er gegen die Billardhalle habe, und überhaupt sei er gar nicht der Besitzer. Wenn er sie geschlossen haben wollte, dann müsse er mit Mats reden. Der Typ verzog nicht einmal die Lippen, sondern sagte einfach, dass Jerry hiermit gewarnt sei, und wenn er weitermache, dann könnte es verdammt böse enden.
Jerrys Hände zitterten ein wenig, als der Typ ging, aber richtige Angst hatte er trotzdem nicht. Er hatte von einer Liga gehört, die im Knast von Norrtälje gegründet worden war und sich Gebrüder Djup nannte. Ein unfassbar alberner Name für eine kriminelle Organisation, was dazu beitrug, dass Jerry die Drohung nicht ernst nahm. Außerdem sprach nichts dafür, dass dieser Typ wirklich irgendeiner Organisation angehörte. Vermutlich war er ein Freelancer wie er selbst, nur mit härteren Bandagen.
Er verkaufte weiter Zigaretten, kontrollierte aber genauer durch den Spion, wer vor seiner Tür stand, bevor er öffnete. Kein glatzköpfiger Anabolikagorilla durfte sich zwischen ihn und sein Cinema Display stellen, dem Labsal seiner Seele.
Er hatte nur noch fünfzig Stangen aus der letzten Lieferung übrig, als sein Leben erneut mit einem Schlag in eine ganz andere Richtung gelenkt wurde. Eines Abends Anfang März klingelte es an der Tür. Jerry erhob sich von einem unendlich langsam ladenden Online-Handbuch zur Erstellung von Homepages und stellte sich vor den Spion.
Draußen stand der Bekannte eines Bekannten, dessen Namen er nicht kannte, der aber schon öfter bei ihm eingekauft hatte. Er öffnete die Tür. Schon als er den Gesichtsausdruck des Mannes von Näherem betrachten konnte, wusste er, dass irgendetwas nicht stimmte. Hinter seinem Rücken holte der Mann einen langen Schuhlöffel aus Metall hervor, und obwohl Jerry nicht begriff, worin da die Gefahr bestehen könnte, zog er die Tür wieder zu. Zu spät. Der Schuhlöffel klemmte bereits in der Öffnung, und die Tür ließ sich nicht mehr schließen.
Aus dem Treppenhaus hörte er eilige Schritte, und ein paar Sekunden später waren sie in der Wohnung. Der Mann mit dem Schuhlöffel flüsterte: »Sorry, ich hatte keine Wahl«, und verschwand.
Sie waren zu dritt: der Typ, der ihn in der Billardhalle besucht hatte, und zwei weitere Männer, die kaum von ihm zu unterscheiden waren. Als ob sie wirklich Brüder wären. Die gleichen kurz geschorenen Schädel, die gleichen Jacken.
Sie nahmen die Säcke mit den Zigaretten. Sie zwangen Jerry, ihnen zu zeigen, wo er das Geld aufbewahrte, und steckten es ein. Dann nahmen sie Jerry mit. In aller Ruhe geleiteten sie ihn die Treppe hinunter und in ein wartendes Auto. Jerry war vor Angst wie betäubt und kam gar nicht auf den Gedanken zu schreien. Während er halb auf ihren Armen hing, bemerkteer, dass sie einen Volvo 740 fuhren. Eine Bauernkutsche. Es sollte sich zeigen, warum. Der Wagen besaß nämlich eine Anhängerkupplung.
Sie fuhren Jerry bis zum Schotterparkplatz neben dem Lommar-Freibad. Unter dem Schild, das für »Schwedens zweitlängste Wasserrutsche« Reklame machte, warfen sie ihn auf die Erde und fesselten seine Knöchel mit Handschellen aneinander. Dann befestigten sie die Handschellen mit einer Kette an der Anhängerkupplung.
Als sie den Song »Wir leben auf dem Land« der Gebrüder Djup auf dem Autoradio mit maximaler Lautstärke abspielten, machte Jerry sich in die Hose.
Der Typ von der Billardhalle rümpfte die Nase, als er den Geruch bemerkte. Er deutete auf Jerrys eingesaute Hose und sagte: »Ich deute das dahingehend, dass du verstanden hast.« Er ließ seinen Arm über den verlassenen, dunklen Schotterplatz kreisen. »Ich habe dich gewarnt, Fettsack. Jetzt fahren wir hier ein paar Runden. Das heißt, viel Scheiße und Blut im Schotter, aber du solltest es von der positiven Seite sehen. Du wirst mehrere Kilo abnehmen.«
Aus dem Auto hörte er die Gebrüder Djup grunzen und schreien, als sie all die Tiere imitierten, die sie kaufen würden, sobald sie ihren Hausrat verscherbelt hätten. Jerry weinte und flüsterte: »Bitte, bitte, lasst es sein. Ihr bekommt alles von mir.«
Der Typ schnitt eine Grimasse. »Was denn? Du hast doch nichts mehr. Wir haben dir schon alles genommen.«
Jerry musste vor lauter Panik fast kotzen und versuchte mit den Lippen die Worte zu formen, die ihnen all seine Ersparnisse, all seine … alles versprechen würden. Bevor es ihm gelang, verschloss ihm der Typ seinen Mund mit Klebeband und
Weitere Kostenlose Bücher