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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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das Lego ihrer Brüder übernommen, nachdem diese das Interesse daran verloren hatten. Maria hatte alle Bauanleitungen aufgehoben, und Teresa verbrachte viel Zeit damit, sämtliche Modelle zusammenzubauen, während sie sich immer und immer wieder eine Kassette anhörte, auf der Allan Edwall Puh der Bär las.
    Manchmal kam Göran in ihr Zimmer und setzte sich in den Sessel, um ihr zuzuschauen und dem Klicken zu lauschen, mit dem sich die einzelnen Teile miteinander verbanden, und Allan Edwalls tiefer, sanfter Stimme. Dabei konnte er sich für eine Weile anwesend fühlen, bis er einschlief.
    5
    Im Oktober des Jahres, in dem Teresa in die zweite Klasse kam, sollte zu Halloween eine Kostümparty stattfinden. Es gab Limo und Süßigkeiten und einen Preis für die beste Verkleidung. Maria war es gelungen, nichts davon mitzubekommen, bis sie am fraglichen Tag um fünf Uhr nach Hause kam und den Zettel sah, auf dem stand, dass die Party um sechs Uhr beginnen sollte.
    Göran hatte Inventur und würde wahrscheinlich erst am Abend nach Hause kommen, sodass Maria in ihrer ganzen positiven Entschlossenheit Teresa auf einen Stuhl in der Küche setzte und sie fragte, was sie sein wolle.
    »Ich will gar nichts sein«, antwortete Teresa.
    »Auf der Kostümparty, meine ich«, sagte Maria. »Als was möchtest du dich verkleiden?«
    »Ich will mich nicht verkleiden.«
    »Aber wir haben so viele Sachen. Du kannst sein, was du möchtest. Gespenst oder Monster, was auch immer.«
    Teresa schüttelte den Kopf und stand von dem Stuhl auf, um in ihr Zimmer zu gehen. Maria stellte sich ihr in den Weg und brachte sie dazu, sich wieder hinzusetzen.
    »Meine Süße. Alle anderen werden verkleidet sein. Willst du die Einzige sein, die nicht verkleidet ist?«
    »Ja.«
    Maria massierte sich die Schläfen. Sie fand die Situation nicht schwierig. Sie fand die Situation vollkommen absurd. Sie konnte sich nicht einen einzigen vernünftigen Grund dafür vorstellen, dass man sich nicht verkleiden wollte, wenn man auf eine Kostümparty ging. Trotzdem nahm sie sich zusammen und tat etwas, das sie vielleicht zu selten tat. Sie fragte.
    »Okay. Kannst du mir sagen, warum du dich nicht verkleiden möchtest?«
    »Ich will es einfach nicht.«
    »Aber warum? Du kannst dich doch als jemand anderes verkleiden.«
    »Ich will niemand anderes sein.«
    »Aber es ist ein Kostümfest. Dann kannst du nicht hingehen.«
    »Dann gehe ich nicht hin.«
    Teresas Haltung war eindeutig, aber sie war auch undenkbar. Maria konnte sie nicht akzeptieren. Teresa würde zu einer Außenseiterin werden, wenn sie all ihren Launen folgen dürfte. Weil Teresa noch nicht alt genug war, um die Konsequenzen ihrer Handlungen zu überblicken, war es in letzter Instanz eine Frage der Erziehung, eine Verantwortung, die man als Eltern zu übernehmen hatte.
    »Jetzt ist es aber so«, sagte Maria, »dass du zu dieser Kostümparty gehen wirst und dass du dich vorher verkleiden wirst. So ist es eben. Ich möchte nur wissen, als was du dich verkleiden willst?«
    Teresa schaute ihrer Mutter in die Augen und sagte: »Als Banane.«
    Wenn Maria mit einem anderen Sinn für Humor als dem ihren begabt gewesen wäre, hätte sie möglicherweise über die trotzige Antwort ihrer Tochter gelacht und danach alles Gelbe herausgesucht, dessen sie habhaft werden konnte. Aber einen solchen Humor besaß sie nicht. Stattdessen nickte sie verbissen und sagte: »Okay. Wenn du es so haben willst. Dann entscheide ich für dich. Bleib sitzen.«
    Vielleicht erben wir gewisse Eigenschaften von unseren Eltern. In diesem Fall hatte Teresa den Ordnungssinn von ihrer Mutter geerbt. In der Kleiderkammer gab es einen großen Karton mit der Aufschrift »Verkleidungssachen«, weil weder Arvid noch Olof etwas dagegen hatten, sich zu verkleiden, ganz im Gegenteil. Nach ein paar Minuten kam Maria mit schwarzer und roter Schminke, einem schwarzen Umhang und einem Plastikgebiss in die Küche zurück.
    »Du wirst jetzt ein Vampir«, sagte sie. »Weißt du, was ein Vampir ist?«
    Teresa nickte, und Maria fasste es als Zustimmung auf.
    Als Göran um acht Uhr nach Hause kam, bat Maria ihn, Teresa von der Party abzuholen. Er machte im Flur kehrt und ging mechanisch wieder zum Auto hinaus. Diese Woche hatte ihm den Rest gegeben, und die Welt kam ihm wie eine platte Kulisse vor, als er zur Schule fuhr.
    Musik hämmerte aus der Turnhalle, und ein paar verkleidete Kinder tobten vor dem Eingang herum. Göran blinzelte und rieb sich die Augen. Er

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